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 Singen  und  liess  mich  einige  der Lieder  aufschreiben.  Das  beliebteste  
 war  das  des Mandalay-Berges,  auf  dessen Spitze  er für  
 immer mit  seinem Liebchen wohnen möchte.  Er hatte  auch  eine  
 ziemliche Kenntniss der Linga oder derDichtersprache, worin viele  
 Wörter des  gewöhnlichen Birmanischen  eine  ganz  verschiedene  
 Bedeutung  erhalten  oder  durch  andere  Bezeichnungen  substituirt  
 werden.  Sein Lieblingsdichter hiess Montabieh.  Am Abend hielten  
 wir  in  der Nähe  einiger Gärten,  und Kinder brachten  uns  Früchte  
 zum Verkauf.  Die Schiffer  erzählten sich Räubergeschichten über  
 die  embryonalen Könige, Amintha  (Aloung-phaya)',  die  in Birma  
 oft aufstehen,  um das Volk  zum Aufstande  aufzustacheln.  Einer,  
 den  sie  1857  im Bassein-Districte  gesehen, wäre  durch  sein Wort  
 allmächtig gewesen  und Feuer  schnaubende Rosse  flogen  in  der  
 Luft über seinemHaupte hin und her.  Die englischen Polizisten, die  
 ihn  einsteckten,  scheinen  sich  darum nicht gekümmert zu haben. 
 Nach  unserer Ankunft  in Thayetmyo  traf  ich  Capitain  Duff  
 im  Gerichtshause,  und wurde  von  ihm  nach  seiner Wohnung geführt, 
   wohin  er  auch  das Gepäck bringen  liess.  Ich  konnte  so  
 die Zeit  meines  Aufenthaltes'  zu  vielfachen  Unterhaltungen  mit  
 diesem  intelligenten Offizier  benutzen,  der  es  für  seine Pflicht  
 hielt,  vorher den Geist des Volkes  zu begreifen,  das  er  zu  regieren  
 haben würde,  und der mit Interesse  darin  eingedrungen  ist.  
 Durch  seinen  Posten  an  der Grenze  des  eigentlichen  Birma  hat  
 er oft Verhandlungen mit den dortigen Gouverneuren  und er zeigte  
 mir  die  von  denselben  geschickten  Briefe,  mit  Seifenstein  beschriebene  
 Tafeln,  die  in  einen  hohlen Bambu gesteckt und  nach  
 dem Umwinden  mit Zeug durch  einen Pfau  versiegelt  sind  In 
 die Dorfbewohner,  aber noch immer brennt  sein Feuer in  der Nähe  seiner  alten  
 Heimath,  und  ein  Mal  in jedem Jahre werden  alle Feuer im Dorfe  ausgelöscht und  
 wieder  angeziindet  an  dem Geist-Feuer,  denn jeder Dorfbewohner,  der  dem Geist  
 des  Feuers Ehrerbietung  zu  zollen unterlässt,  dessen Haus  und  alle  seine  Habe  
 wird,  ehe  ein  Jahr vergeht,  unwiderruflich  ein Eaub  der Flammen.  (Copirt  aus  
 Capitain Duffs Sammlungen.)  Der Schmied in Munster  (and  other wayland-smiths  
 in Berkshire)  arbeitete  in ähnlicherWeise  für  seine Kunden,  wiePytheas  von  den  
 vulkanischen  Inseln  Stromboli  und Lipari  erzählt. 
 den Jahren meiner birmanischen Reise bestand  zwischen England  
 und Birma  ein zweifelhaftes Verhältniss.  Ein  eigentlicher Frieden  
 war  seit dem  letzten Kriege  noch  nicht  abgeschlossen,  obwohl  
 der Waffenstillstand von beiden Theilen  factisch  respectirt wurde.  
 Der jetzige König wurde während  des Vordringens  der Engländer  
 durch  eine Palastrevolution,  die  ihn  aus dem Kloster hervorzog,  
 auf  den Thron gehoben  und  er  schickte  sogleich  Gesandte  dem  
 anrückenden Heere  entgegen,  um  seine Bereitwilligkeit  zur gütlichen  
 Beilegung  der  Feindseligkeiten  anzuzeigen.  Die  Engländer  
 nahmen  dann  den Punkt,  bis  zu welchem  sie  fortmarschirt  
 waren,  als  die Grenze  an  und wollten  auf  der Basis  seiner  Ces-  
 sion  später  den  Frieden  abschliessen.  Dagegen  sträubte  sich  
 der  König,  und  meinte,  weil  sein Vorgänger,  der  den  Krieg  
 gefühlt,  bestraft worden wäre,  er  selbst  sich  aber  gleich  7.11m  
 Frieden geneigt  erklärt hätte, müssten  ihm  von Rechtswegen  alle  
 die besetzten Provinzen  seines Landes wieder eingeräumt werden.  
 So  zerschlugen  sich  die Verhandlungen.  Nachdem mehrere Jahre  
 darüber hingegangen,  unternahm Oberst Phayre  von Rangun  aus  
 seinen  Vermittlungsversuch,  der  durch  Yule’s  werthvolle  Be-  
 schieibung  bekannt  ist.  Aber obwohl  man  sich gegenseitig mit  
 Höflichkeiten Uberhäufte,  kam  die  Sache  nicht  weiter.  Oberst  
 Phayre  ging  später  nochmals  nach Mandalay,  doch  der König  
 blieb  dabei,  dass  er nicht  in  den Annalen  seiner Geschichte  als  
 derjenige  König  gebrandmarkt  stehen  wolle,  der  eingewilligt  
 habe,  dass  ihm  gehörige Provinzen  seines  Landes  an  Fremde  
 abgetreten würden.  So  standen  die  Sachen,  als  ich von Rangun  
 abreiste  und  konnte  ich  deshalb  von  den  englischen Behörden  
 auch keinen Pass  erhalten,  obwohl Oberst Phayre  die Güte  hatte,  
 mir  ein von  ihm  ausgehendes Privatschreiben mitzugeben.  Nachdem  
 ich Birma schon verlassen hatte,  ist es Oberst Phayre,  glaube  
 ich,  auf einer neuen Reise  gelungen,  den Frieden  endlich  durchzusetzen. 
   Bei meiner Anwesenheit in Thayetmyo  (18(31)  standen  
 deshalb  die Verbindungen  zwischen Capitain Duff  und  den Beamten  
 an  der anderen Seite  der Grenze  noch  auf  höchst  unbestimmtem  
 Fuss.  Anfangs,  sagte  er mir,  wurden gar keine Beziehungen  
 unterhalten.  Sie  leiteten  sich  aber  ein  durch  das 
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