Amboss geben und hämmert an dem Stück Silber herum, bis man
glaubt, das richtige Gewicht gefunden zu haben. Dieses wiegt man
mit der eigenen Wagschaale, da denen des Kaufmanns nicht zu
trauen ist, und fügt zu oder nimmt fort, bis das Gericht richtig ist.
Natürlich geht durch die abfallenden Splitter Viel verloren, und
es ist immer vorzuziehen, nicht genau die gewünschte Quantität
zu kaufen, sondern das Aequivalent desjenigen Stückes Silber,
das man gerade abgeschlagen hat. Bei grösseren Einkäufen, die
nur mit dem feinsten Silber gemacht werden, ist derProcess noch
umständlicher, indem erst ein Assayer (Poeza) gerufen werden
muss, um das Silber in der Feinheit genau zu bestimmen und
dafür bezahlt zu werden. Zum Schmelzen bedient sich derselbe
zweier Blasebälge aus Bambu, die die Luft in einen in die Erde
gegrabenen Ofen treiben und durch einen erhöht sitzenden Arbeiter,
der die Stangen hinabpresst, bewegt werden. Im oberen
Birma gebraucht man für die kleinsten Einkäufe , wie Früchte,
Cigarren u. s. w., ausser dem gröbsten Azekiay, auch Bleiklumpen,
von denen der Verkäufer immer einen grossen Kasten voll neben
sich stehen hat, und die auf einer massiveren Wage, als das
Silber,* gewogen werden. Die Eingebornen lassen sicli/ wenn
sie nicht genau das Gewicht treffen, mit Schalen voll Reis her-
ausgeben, da dieses das Brod vertretende Nahrungsmittel Jeder
gebraucht und Jeder zu geben hat.
In Dörfern, wo keine Aussicht ist, Silber zu wechseln, muss
für kleine Einkäufe der Diener, unter einem Sacke Blei, keuchend
folgen, doch ist es selbst bei den schon bis zum Papiergeld civi-
lisirten Chinesen nicht viel besser. Die Standard ist bei ihnen
Kupfer und nur die auf Stränge gereihten Cash (etwa 2000 für
einen Dollar) sind geprägt. Als ich nach einer langen Seereise
zum ersten Male im himmlischen Reich ans Land stieg und durch
die saftigen Früchte verführt,' davon kaufte, erhielt ich für
einen Thaler soviel Hunderte oder Tausende von Kupfermünzen
heraus, dass ich einen Coolie miethen musste, den Rest des
Thalers zu tragen. Die Europäer helfen sich mit Noten und
auch den Chinesen ist in den Städten locales Papiergeld bekannt.
N a c h Frederick bestand in Pegu das Gansa oder Ganza genannte
Geld aus Kupfer oder Blei und Menu bestimmt den Geldwerth im
Gewicht. Bei Apollonius’ Besuch war das indische Geld vbj
Ksycofiipsv/.tnvt¡, nicht, wiedas römische, xsxaQay/xevtj. Im südlichen
Pegu finden sich statt des Blei zuweilen kleine Zinnstücke
mit aufgeprägten Henza als Scheidemünze.
Am Abend kam der bei den Beziehungen mit den englischen
Grenzposten gebrauchte Dolmetscher des Gouverneurs nach dem
Landungsplätze und horchte mich aus, ob ich seiner Excellenz
nicht meine Aufwartung machen würde, was ich indess schon beabsichtigt
hatte, um für meine Weiterreise mit Legitimationspapieren
versehen zu sein', die immer von Nutzen sein konnten.
Am nächsten Morgen begab, ich mich zur Vorstellung beim
Gouverneur. Seine Residenz enthielt in einer weiten Umzäunung
ein Convolut verschiedener Gebäude, und in der Mitte des Hofes
gab er Audienz unter einer offenen Halle, umgeben von seinen
Secretairen und Rechnungsführern, die auf Ellbogen und Knieen
vor ihm lagen und Bericht erstatteten. Er selbst sass mit unter-
geschlagenen Beinen auf einem Teppich, liess aber für mich
einen Stuhl bringen und setzte sich dann selbst auf einen solchen,
um nicht die birmanische Etikette durch Annahme einer niedrigeren
Stellung zu verletzen. Er war in ein rothes Gewand gekleidet,
das bis an die Kniee reichte, mit rothen Strümpfen
darunter, und einem weissen Ueberwurf. Seine Unterhaltung
drehte sich hauptsächlich um meinen Reisezweck, über den er
nicht recht ins Klare kommen konnte und alle möglichen Kreuzfragen
stellte. Die ohligaten Erkundigungen Uber Namen, Alter,
Familie u. s. w. fehlen in einer birmanischen Unterhaltung nie.
Später kam das Gespräch auf Medicinen. Er war krank, wie jeder
Birmane, wenn er einen Europäer sieht, und nachdem ich ihm
Arznei dafür versprochen, wollte er noch andere Heilmittel haben,
gegen Schlangenbiss, Hydrophobie, Arsenik-Vergiftung u. s. w.
Er schrieb meinen Pass auf eine der schwarzen Tafeln und liess
ihn dann durch einen Schreiber copiren.
Bei meiner Rückkunft waren die Bootsleute mit dem Zollhause
noch nicht fertig geworden, und so machte ich in der
Zwischenzeit einen Ausflug nach Malun. In der Pagode fand