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 nicht  gerne  zum  Ausweichen  entsehliessen.  Als  indess  meine  
 Leute  herbeikamen,  die  die  Passrolle  auf  einem  Stocke vor sich  
 hertrugen, wurden alle Schwierigkeiten schnell beseitigt.  Schwere  
 Karren wurden  von  vier hintereinander  gespannten Ochsen  gezogen  
 und  durch  lange Bambupeitschen getrieben.  Wo  sich  der  
 Wald  lichtete, zeigte  sich  eine Pagode  auf einem  isolirt stehenden  
 Hügel,  und  in  der Ebene  gras’ten  Kühe  in  der  Nähe  des  von  
 grossen  Zayat’s  umgebenen Klosters  Schwemiadinde,  eines  im  
 November viel besuchten Wallfahrtsortes. Von der Terrasse desselben  
 blickte man über die sandige Fläche, mit hügligen Erhebungen  
 hervorragend,  so weit  der Blick  zum Horizonte  schweifte,  ausser  
 im Osten,  wo  er durch  die  hohen Schan-Gehirge  begrenzt wurde. 
 In  einem  Zayat  am  Wege  weiterhin,  wo  Verkäuferinnen  
 sassen,  hielten  wir  zum  Füttern  und  zum  Frühstück  Einige  
 Bewohner  des  nahen  Dorfes Aunga  lungerten  dort  umher,  und  
 erzählten,  dass  ihr Dorf aus 20 Häusern bestände  und  150 Ochsen  
 besäs^e,  die  in  solcher Jahreszeit,  wo  keine  Feldarbeit zu  thun  
 sei,  für  Frachtfahrten  ausgemiethet würden.  Kinder,  die  sich  
 um  uns  versammelten,  spielten  mit  flachen  Samen,  die  auf ein  
 la u   gezogen  und  durch  rasches: Ausziehen  umhergewirbelt  
 wurden. 
 Die von  dort  mitgenommene Escörte wurde  in  einem  Dorfe  
 gewechselt,  das  eine  ziemliche  Entfernung  vom Wege  ablag,  so  
 dass  die neue  erst nach  einiger Zeit die ■vorausgefahrenen Wagen  
 wieder  einholte, die  ich  nach  längerem Fortfahren in dem buschigen  
 Gehölze  bei  einer  verfallenen  Pagode  hatte  halten  lassen.  
 Das  nahegelegene Kloster Schweminwun  stand  verlassen,  da  die  
 es  früher bewohnenden Mönche  so  häufige Besuche von Bäubern  
 erhalten  hatten,  die Keis verlangten  und mit Prügeln  bezahlten,  
 dass  sie  es  überdrüssig wurden  und wegliefen.  Im  October versammeln  
 sich  indess  dort noch jährlich  viele Pilger,  und werden  
 grosse  Poeh’s  aufgeführt.  In  der  Ferne  wurde  der  hohe  Berg  
 Nattheik  sichtbar,  der  höchste  Pass,  durch  den  man  von  dem  
 Tafellande  derSchan’s  in  die Ebene Birma’s hinabsteigt.  Bei Besichtigung  
 eines Nat-Hauses hatte  ich  mich  so  lange  aufgehalten, 
 dass  ich  die  vorausgefahrenen Karren  im  Jungle  nicht  wiederfinden  
 konnte  und einige Zeit herumirrte, bis mich das weithin hörbare  
 Kreischen  der knarrenden Räder wieder auf die Spur leitete. 
 Erst nach  Sonnenuntergang  kamen wir in  dém Dorfe Taun-  
 wingaede  an, wo wir in  den  Hof des Thougyi  einfuhren,  um  dort  
 die  Nacht  zu  verbringen  und  auf Vorzeigung  des  Passes  Gras,  
 Wasser  und  Feuerholz  geliefert  erhielten,  da für Geld  nichts  zu  
 kaufen  Sein  würde,'  Ohne  Befehl  rührt  sich  der  birmanischè  
 Bauer  nicht  von  seinem  Platze  und  würde  unbekümmert  die  
 Ochsen  des  Reisenden  verhungern  oder  ihn  selbst  verdursten  
 lassen,  wenn  er  nicht gerade  seinen  verdienstlichen Rappel  hat.  
 In  dem  Hause  des  Thougyi  wurden  Vorbereitungen  zu  einem  
 Theater  getroffen,  auf  dem  in  den  nächsten  Tagen  gespielt  
 werden  sollte.  Er  theilte mir mit,-'--dass  das Dorf  30 Häuser mit  
 200 Büffelochsen  enthielte.  Die Bewohner leben von Verfertigung  
 des Palmzuckers  (Taniet),  vom Keis-  und Oolbau.  Eine Oelpresse  
 stand  in  seinem  Hofe  (Nan  oder Sesamum  indicum).  Das  Dorf  
 war, wie die  meisten  dort,  mit  einer Pallisade trockener Stöcke  
 umgeben. 
 Das  Waldgehölz,  durch  das  der  Weg  am  nächsten  Tage  
 hinführte-, ’ war  durch. Stellen  bebauten  Landes  unterbrochen.  
 Aus dem nächsten Dorfe kam  eine  formidabel  aussehende Escorte  
 hervor,  von  denen  der Erste  einen  Spicss,  der Zweite  eine Mistgabel  
 trug,  und  die  beiden Bürgergardisten  der Reserve  sich  mit  
 Knüppeln  bewaffnet  hatten.  Nachdem  wir  ein  vertrocknetes  
 Wasser-Reservoir am Wege  passirt hatten,  öffnete  sich  das Land  
 und sahen wir die hohe Gebirgswand der Schan  sich vor  uns hinerstrecken. 
   In morastigen Wiesen,  durch Deiche  abgedämmt,  lag  
 das Dorf Yaywaydih,  wo  sich  der Weg nach  dem  alten Pinlaeli,  
 einst der Hauptstadt Birma’s,  abzweigte. 
 Wir rasteten während  der Mittagshitze  in  einem Zayat neben  
 einer in Stand  erhaltenen Pagode, in  deren Umgebung  die Ruinen  
 anderer  sichtbar waren.  In  einer Laube  sassen  Frauen mit ihren  
 Rädern,  um  Baumwolle  zu  reinigen,  und  als  unsere Caravane  
 Halt gemacht hatte,  kamen  ein  halbes Dutzend  junger Mädchen  
 aus  dem  Dorfe herbeigelaufen,  jede  das Rad  auf  dem Kopfelra