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 niedergekämpft haben  und  schon  im  gelben  Gewände  goldglänzender  
 Verklärung  schimmern.  Die  den Mönchen  dargebrachte  
 Verehrung  ist  ein  geistiger Heroendienst im Sinne  von  Carlyle’s  
 Ausführung.  Der  noch  in  der  Sclaverei  seiner  Lüste  und  Begierden  
 Befangene  bliökt  bewundernd  auf  zu  jenen Vorbildern,  
 denen  die  Erkenntniss  irdischer  Nichtigkeit  Stärke  genug  gegeben  
 hat,  um jede Beziehung  zur Welt  abzuwerfen  und nur dem  
 Jenseits  zu  leben.  Wie  dem  Fetischanbeter,  den  aus  jedem  
 Naturgegenstande  fratzenhafte Teufel  schrecken,  ist dem Buddhist  
 immer  und  beständig  das  grosse  Geheimniss  der  Weltexistenz  
 gegenwärtig,  und während  in  dem  politischen Leben  der Cultur-  
 völker  die Vielfachheit  der Tagesfragen  die Augen  abzieht  und  
 beschäftigt,  sind die  des Buddhisten  ununterbrochen auf die dunklen  
 Mysterien  gerichtet,  die  seinen Anfang,  seinen Ausgang, jeden  
 Augenblick  seines  Daseins  umlagern.  Im  vollen  aufrichtigen  
 Bewusstsein  der Nichtigkeit  jedes  irdischen Tandes,  verschmäht  
 er,  seine  flüchtig  dahinschwindenden  Jahre  auf  vergängliche  
 Bauten  zu  verschwenden,  die  alle  im  grossen  Zeitenstrom  fort-  
 geschwemmt werden würden.  Die Erde  ist nur  ein Bivouac,  in  
 dem  es  nicht  der Mühe  lohnt,  sich  häuslich  und  gemüthlich  
 einzurichten.  Der Reiche  trägt  sein Gold  und Silber,  der Arme  
 sein  letztes  Reisgericht  zum  Tempel  und  legt  es  dort  für  
 seine  künftige  Heimath  im  Himmel  auf  wucherische  Zinsen.  
 Ohne  Klage  darbt  er  mit Frau  und  Kind  im Elend,  aber  dies  
 Elend wird vorübergehen,  wie  alles Sinnen-Erzeugniss,  und  dann  
 warten  seiner die  langen Seligkeiten  der Götterfreuden  in den geschmückten  
 Nat-IIimmeln,  oder  des  geistiger Begabten  die Ruhe  
 der  Byamma-Welten,  wo  er  erlöst  von  den  Sorgen  und Leiden  
 des .körperlichen Daseins  im  ungehinderten  Schwünge  der Gedankenwelt  
 schwelgt. 
 Die  Leichen  von Vornehmen  und  besonders  von  Priestern  
 werden  gerne  längere Zeit  aufbewahrt,  damit  man  hinlänglich  
 Zeit habe,  die  ausgedehnten Vorbereitungen  zur Verbrennungsfeierlichkeit  
 beenden  zu können.  Nachdem  die Eingeweide durch  
 einen Einschnitt in  den Unterleib herausgenommen  und begraben 
 sind,  füllt  man  die Höhlung  mit  Asche  oder Spähnen  und  umwickelt  
 den Körper mit Tüchern,  über die  das  gelbe Gewand  ausgebreitet  
 wird.  Durch  herumgelegte  Stricke  wird  dre  Leiche  
 möglichst  zusammengeschnürt  und  dann  auf  dem  Boden  des  
 Klosters  in  einemSarg hingestellt,  aus dem  ein  hohler Bambu  zur  
 Ableitung  der  Feuchtigkeiten  in  die  Erde  führt.  Nach  etwa  
 vierzehn Tagen, wenn  der Körper  hinlänglich  getrocknet scheint,  
 wird  er mitunter  zur Vergoldung gefirnisst und  dann  in  dem Sarg  
 aufgeschlossen,  um  aufbewahrt  zu werden,  bis  der  für  die Verbrennung  
 festgesetzte Termin herangekommen  sein wird.  Andere  
 werden  in Honig präservirt oder auch  in Wachs, wie Libussa,  die  
 nach  der Ansicht des Volkes  an  einer wachsähnlichen Verhärtung  
 des Zellgewebes starb  und so noch jetzt’im Wischerad zu Prag sitzt. 
 Mein  widerhaariger Koch  war mir  doch  allmälig  so  unverdaulich  
 geworden,  dass  ich  ihm  die  gewünschte Erlaubniss  gab,  
 sich  einen  ändern  Stand wählen  zu können,  zumal  ich  während  
 meines  Aufenthaltes  in  Tongu  keinen  eigenen Haushalt  führte.  
 Als  ich  indess  an  die Weiterreise  dachte,  musste  seine Stelle  ersetzt  
 werden.  Moung  Schweb  hatte  mir  vor  einiger  Zeit  eine  
 neue Bekanntschaft  zugeführt,  ein  kleines  junges Kerlchen,  der  
 ein  stilles Geschäft als Winkeladvocat betrieb  und  sich gern durch  
 Abschreiben  noch  etwas hinzu verdienen  wollte.  Ich  hatte  ihn  
 für  ein  paar Tage  beschäftigt,  als  Moung Schweb,  mit  dem  ich  
 über  den  zu wählenden Koch berieth,  diesen  seinen neuen Freund  
 für die  Stelle  vorschlug.  Ob  er  jemals  in  der Küche  gewesen,  
 konnte  er freilich  nicht sagen,  aber bei meinen wenig complicirten  
 Gerichten liess  sich  das  erlernen,  und  da der Herr Advocat Wanderlust  
 verspürte,  so  hing  er  seinen Amtsrock  an  den Nagel  und  
 zog mit.  Er war  aufgeweckt  und verhältnissmässig wohl  unterrichtet, 
   so  dass  ich Mancherlei  von  ihm  erfahren  konnte.  Auch  
 mit Liedern  aller Art  steckte  er voll,  und  schrieb mir  eine  ziemliche  
 Zahl  auf, wie  das  folgende: 
 Theures Weib,  noch  schon  wie  immer 
 Legten  sie  Dich  in  den  Sarg; 
 Noch  umleuchtet Dich  der Schimmer, 
 Der  des Lebens Hülle barg.