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 Omens wegen  verlegte  auch der König Cochinchina’s  das  eroberte  
 Saigon  nach  dem  ändern  Flussufer, 
 In  den Strassen Mandalay’s  ziehen die Edelleute und Beamten  
 mit ihren prunkenden Sonnenschirmen einher, die von einem hinter  
 ihnen  folgenden Diener über  ihrem Kopfe  empörgehalten werden.  
 Ausserdem  reiht  sich  im Gänsemarsch, je  nach  dem Stande,  eine  
 grössere  oder kleinere Zahl Vasallen  an,  von  denen  die Nächsten  
 im  Gefolge  die  unausbleibliche Beteldpse,  reich  verziert  und  oft  
 aus Gold,' tragen.  Ein Anderer hält  ein  blankes Wassergefäss.in  
 den Händen, ein Anderer Schreibmaterial, ein Anderer Bücher oder  
 Tafeln,  und  auch Waffenträger  fehlen  nicht.  Die Leibgarden  des  
 Königs zeichnen sich durch ein goldenes Schwert aus. Vor den höchsten  
 Ministern gehen ausserdem zwei grimmige Henkersknechte, mit  
 langen Hetzpeitschen ausBambu, an  den beiden Seiten des Weges,  
 um so die ganze Breite der Strasse für ihren in der Mitte mit seinem  
 Schwänze  daherschreitenden Herrn  freizuhalten.  Beim  Eintritte  
 in  den Palast  müssen  aber  auch  sie  ihre Schirme  zurücklassen,  
 und  niedriges  Volk  hat  selbst .beim Vorbeigehen  am Palast  die  
 Schirme  zu  schliessen,  um  den Misshandlungen  der Wachen  zu  
 entgehen.  Die Farbe  der Schirme  unterscheidet die verschiedenen  
 Ränge.  Nur  der König  darf  den weissen  Schirm  entfalten,  
 die  Prinzen,  oft  Huckepack  getragen,  stolziren  unter  goldenen  
 Schirmen  und  den Ändern  bleibt  der  rothe.  Auch  der  Gross-  
 Batin  der Mantras  ist  (nach Brodie)  beim  Auszuge  von  rothen,  
 weissen  und  gelben  Schirmen  umgeben.  Die  kaiserliche  Farbe  
 in  Tonquin  ist goldgelb.  Die  aus  glasirtem Papier bestehenden  
 Schirme  werden  theils  im  Lande  gemacht,  doch  kommen  die  
 meisten  aus China.  Trinkgefässe  sind  oft  aus Silber,  sehr  sauber  
 mit Figuren  verziert.  Die  kostbarsten  werden  aus Kiinet,  einer  
 schwarzen Legirung  des  Goldes mit Kupfer,  gearbeitet. 
 Jedem  Thore  Mandalay’s  ist  eine  Thierfigur  aus  den  verschiedenen  
 Siegeln  des Königs  aufgeklebt  und  ausserdem  sitzt  
 vor demselben  die  Figur  eines  hässlichen  Belu  oder Ungeheuers  
 mit  einer  dicken  Keule  auf  der Schulter,  für den Fall,, dass  die  
 lebendigen Wachtsoldaten  schlafen  sollten.  Im Zollhaus werden 
 i  Documente  für Exportation vonWaaren mit einem Scorpion (Kijn)  
 :  gesiegelt,  weil sie  sonst  auf dem  näehsten Posten  (Kijn)  gebissen  
 wei’den  und  zurückkehren müssen wie Buchhändler-Krebse. 
 In  der Nähe  unseres Hauses  sass  in  einer kleinen  einer Pagode  
 angebauten Kapelle  eine  ernstblickende Bildsäule, vor welcher  
 der Eid  unter Ablesung von  Flüchen  aus dem  rothen  Eides-  
 buc'he  geschworen  wurde.  Auch  andere Contracte  werden  vor  
 ihr geschlossen.  Eines Tages,  als  ich  sie besuchte,  sah  ich  dort  
 einenEhescheidungsprocess  verhandelnder  indess  gütlich  beigelegt  
 wurde.  Die  beiden  Parteien,  die  von  ihren  Freunden  mit  
 !  Musikbegleitung gebracht und  abgeholt wurden, assen Theeblätter  
 zusammen,  und  damit  war  ihre  Feindschaft  zu  Ende,  wie  über-  
 I  haupt diese  gepickelten Theeblätter,  die mit Ingwer, Salz,  Knoblauch  
 u. s. w.  eingemacht  sind,  für  ein besonderes Freundschaftszeichen  
 gelten  und  oft  bei  Besuchen  zum  Empfang  gereicht  
 werden.  Die  nebenstehende  Pagode,  reich  mit  Schnitzereien  
 [  und Vergoldungen verziert, war durch  einen  birmanischen Mäkler  
 gebaut,  der besonders von  den  christlichen Kaufleuten  employirt  
 wird,  und  durch  dessen Hände  fast  alle  bedeutenden  Geschäfte  
 gehen,  die  in Mandalay  abgeschlossen werden.  Der Sohn meines  
 Wirthes kannte  ihn deshalb genau, und  erzählte  mir, dass  er trotz  
 seiner zahlreichen Familie  noch junger Kinder, alle  seine  sehr bedeutenden  
 Einkünfte  auf diese Weise verwende  und jeden  neuen  
 Verdienst  sogleich  durch  religiöse Bauten  amortisire. 
 Unter  den  Pagoden  vor  der  Stadt  umhergehend,  fand  ich  
 die  meisten  Figuren  der Pungyi’s  mit  lang  herunterhängenden  
 Ohrlappen  dargestellt,  indem  sie  von  rechtswegen  solche  haben  
 müssten.  Die  Prinzen  sah  ich  später im Palaste  alle möglichen  
 Versuche  machen,  ihre  Ohren  möglichst  auszudehnen.  Die  
 Birmanen  stecken  meistens  immer  grössere  Bambupflöcke  in  
 die  durchbohrten  Ohrläppchen,  um  sie  zu  erweitern,  und  
 zieren  sie  dann  an  Festtagen  durch  eimgesteckte  Schmucksachen. 
   Das  den  König  kennzeichnende  Ornament*)  Nasa- 
 *)  Marini sagt von  den Laos - Königen,  dass  die Grösse  ihrer Ohrliippchen-  
 offnung,  qni les  distingue  d’avec  ses sujets  et  qni  est  le  symbole  et le  hiérolifique  
 de sa prééminence  sur les  antres, rednise  les  extrémités des  oreilles sur les épaules