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   um  eine Colonie von Khyen  zu besuchen,  die  in  einem  
 Dorfe hei Prome  angesiedelt  sind  und  sich  dort durchWeben  und  
 Schweinezucht  ernähren.  Leider trafen wir fast Niemanden, mit  
 Ausnahme  eines Einzigen,  da Alle  im Walde beschäftigt waren,  
 doch waren  einige Frauen  zu Hause  geblieben,  so  dass  ich wenigstens  
 Gelegenheit  hatte,  diese  berühmten  Scheusale  zu  sehen.  
 Und  allerdings war  ihr durch  dicke  Schwarten  nach  allen Richtungen  
 hin  aufgeschwollenes G esicht weniger lieblich  anzusehen,  
 als  in jenen vergangenen Zeiten,, wo ihre Schönheit Könige und  
 Prinzen  verblendet  haben  soll.  Schon  als  ihre  erste  Urahnin  
 Paeluadoh  aus  dem  Bambu  hervorwuchs,  erschlugen  sich  in  
 Pagan  die  beiden Brüder Niaundo - Naramatimin  und Nidogara-  
 thingamin  im Todeskampf um  sie. 
 Die  mir  gezeigten  Muster  des  Tattu’s  bestanden  nur  aus  
 krummen  und  geraden  Linien,  ohne  wirkliche  Figuren  darzustellen, 
   wie  sie  die Birmanen  auf dem Körper tragen.  Die Ver-  
 liässlichung der Frauen  von Ladak  durch  schwarzes Bestreichen  
 des Gesichts mag  zum  Schutz  gegen  die Gebirgsluft dienen,  wie  
 man  in  den peruanischen Andes Masken  trägt.  Als im Lande  der  
 Kkiarig  das  Reich  Thoupho  gestiftet  wurde  (630  p.  d.),  waren  
 die Bewohner Wilde,  die  ihr Gesicht mit rother Farbe bemalten,  
 aber durch  die  chinesische Prinzessin  ciyilisirt wurden. 
 Die  Häuser  der  Khyen  gleichen  den  birmanischen,  haben  
 aber  die Thür  am Giebelende  angebracht.  Wie  sie mir  sagten,  
 haben  die von  ihnen  verehrten Nats  keinen  festen Wohnsitz  und  
 werden  in  Krankheitsfällen  bewirthet,  um  sie  gemüthlich  zu  
 machen.  Die Khyens,  die ich  auch  später zu  sehen Gelegenheit  
 hatte,  gleichen mehr den Karen,  als  den Birmanen. 
 Dem  Forstverwalter  Herrn  Leeds  zufolge,  sind im Prome-  
 District  6000 Männer  von  dem Khyen - Stamme  mit  der Gewinnung  
 desKatechus beschäftigt,  pro Mann 11 Yis täglich  bereitend.  
 Nachdem  die Cutch-Bäume  (Acacia catechu)  im Alter von  etwa  
 20  Jahren  mit  dem Dah probirt  und  tauglich befunden,  werden  
 sie  gefällt  und von Büffeln nach  der Ansiedlung geschleift.  Das  
 Kernholz  wird  in  kleine,  etwa  V /3  Quadratzoll  grosse Würfel 
 fonah-Tempel. 35 
 [geschnitten,  diese werden  in  irdenen Gefässen mit Wasser ausgekocht, 
   das  so  erhaltene Fluidum  in  eisernen  Pfannen  abgedampft, 
   nach  Abkühlung  in  Stücke  von  acht  Zoll  Länge  und  
 zwei Zoll Breite geschnitten  und in  den Handel gebracht. 
 Auf  dem  Rückwege  kamen wir  an  einer  Pflanzung  junger  
 freakbäume vorbei,  von Dr. Brandis  angelegt,  der  damals  das  
 Forstwesen  der Provinzen  Pegu’s  und Birma’s  leitete  und  eine  
 [schwere Aufgabe  darin  zu  lösen hatte. 
 Eine  der Vorstädte Prome’s  fand  ich von Ponah’s  bewohnt,  
 Uösstentheils'Seidenweber.  Sie nassen mit  ihren Arbeiten  alle  
 psammen  in  einer öffentlichen Halle  oder Scheune,  aus  der eine  
 [niedrige  Thür  in  den  hintern  Raum  führte  und  zum  Tempel  
 pente.  Auf einem Tische  standen vier bekleidete Figuren,  verschiedene  
 Formen Vischnu’s  darstellend,  als Rarika,  Nitiananda  
 (Rama),  Mahaparaund,  der Vornehmste  unter  ihnen,  Bigabam  
 rKrischna),  der die Flöte  spielte  und  eine Pfauenfeder als Haar-  
 Schmuck  trug.  Ihr  heiliges Buch,  die Vischnu-Purana,  das  sie  
 Bahagebat oder Bhagavat  nannten,  war  im Bengalesischen  geschrieben. 
   Auf einem Lehmhaufen,  ausserhalb  des Tempels, war  
 neben  der Tulasipflanze  eine Flagge  aufgepflanzt.  Der  grösste  
 Theil der Männer und Knaben  trug die dreifache Schnur und musste  
 isich deshalb  des Genusses von Fleisch  und Fisch  enthalten,  die  
 Ändern,  die  noch  nicht  geweiht waren,  konnten  solche Dinge  
 bssen.  Sie  tättowirten  und sagten,  diese Sitte  in Ava angenommen  
 bu haben.  Ihr Haar war  Uber die Stirne  abrasirt,  sonst  trugen  
 feie  den  birmanischen  Kopfknoten,  der  niedriger  ist,  als  der  
 bpiralig hoch  aufgewundene der  chinesisch gekleideten Schans. 
 I  Ich  liess  mich  nach  dem  Hause  eines  der  geschicktesten  
 ffattuer  in  der Stadt  führen,  um  etwas  in  seinen Büchern  und  
 Sonstigen Sehrabscheeren umherzukommen,  gerade nicht zu  sei-  
 fier Aufheiterung.  Die meisten Aufzeichnungen waren  nach  der  
 ^birmanischen Weis€b mit Specksteinstiften auf schwarz gefärbten  
 pafelbüchern geschrieben,  andere  auch mit Bleistift auf Papier. 
 _  en Zeichen waren lange Beschreibungen beigefügt, ihre Kraft und  
 Pie Art der Verwendung  zu  erklären,  mit  Angabe  der  Waffen,  
 gegen welche  sie  festmachten.  Die  Figur  eines  in  einem Wagen 
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