Reisdi stricte, besitzt die Stadt einen ausgedehnten Handel und
liefert den verhältnissmässig bedeutendsten Beitrag zur Revenue
des englischen Birma. Das Volk hatte indess damals noch eine
grosse Abneigung gegen die von der englischen Regierung gewünschten
Assessments, da die regellose Regierung unter den
birmanischen Königen noch zu lebhaft in Erinnerung stand. Die
Dorfältesten werden von der Regierung ernannt und erhalten Pro-
cente aus den eingelieferten Steuern. Di« Balanz der Verbrechen
ist günstig, und in den letzten drei Monaten war damals kein
einziger Fall von Diebstahl oder Raub vor den assistirenden
Commissär gekommen.
Nach einigen angenehm verbrachten Tagen, nahm ich Abschied
vonCapitain Plant und bestieg wieder mein Boot. Unsere
Gesellschaft hatte sich vermehrt durch einen Birmanen aus Ava,
der mich bat, ihm zu erlauben, dass er für seine Reise auf dem
Boote mitarbeiten dürfe. Er hatte in Henzadah in der Polizei
gedient, hauptsächlich als Nachtwächter und theilte mir Nachtwächterlieder
mit, z. B.
In dunkler Nacht die Zeit der Stünde
Des Wächters Stimme rufet laut,
v Er macht allein die stille Runde,
Begleiter nur die Windesbraut.
Um Mitternacht mit schweren Bächen
Der Regen strömt zur Erde fort,
Kein Licht die Finsterniss zu brechen,
Im Osten, Westen, Süd und Nord.
Allein, allein im Finstern wandr’ ich,
Ein Mann folgt nur vom Wachthaus mir.
Das Herz ist schwer, die Trauer drückt mich,
Es kehrt der Sinn zurück zu Dir.
Zur Stadt lass denn zurück uns schreiten,
Zum Posten an dem Thore dort.
Sieh, dieser kurze Pfad will leiten
Uns rasch zu Menschenhäusern fort.
Nachdem wir die Abzweigung des Basseinflusses passirt
waren, legten wir für die Nacht im Walde an, da weder Haus noch
Dorf in der Nähe war. Auch die folgende blieben wir im offnen
Felde. Das Yomagebirge war jetzt in Sicht und folgte uns für
die folgenden Tage. In einem Fischerdorfe fand ich bei den
Verkäuferinnen die bei den Birmanen sehr beliebten Kuchen aus
glutinösem Reis (Kaunyin), die in Blättern oder Stengeln verkauft
werden. Dieser Reis lässt sich auch in derselben Weise wie der
gewöhnliche bereiten, aber die Birmanen meinten, dass sie ihn so
nur ässen am Vorabend einer grossen Unternehmung oder einer
Reise, um Vorrath an Kräften einzulegen.
Am nächsten Abend hielten wir bei dem Dorfe Schweyüen,
wo neben einem Kloster zwei Zwillingspagoden standen, und vor
demselben ein aus Bainbu gefertigtes Schiff mit gelbem Zeug bedeckt.
Ein altes Buddha-Bild war unter einen aus Stein gefertigten
Schirm gesetzt und von den umhergestellten Stangen
hingen lange Banner herab. So oft der Wind dieselben bewegt,
ebenso oft wird der Geber in künftigen Existenzen als König geboren
werden.
In der Nähe unserer Anlegestelle war der Badeplatz des
Dorfes, wie ich die Birmanen fast überall im Irawaddi habe
baden sehen, und täglich selbst gebadet habe, obgleich er wegen
Alligatoren verrufen ist. An einigen Stellen allerdings wurde ich
noch im besondern gewarnt, und begnügte mich dann mitUeber-
giessen. Die Dorfleute wissen oft, dass ein bestimmter Alligator
da und da wohnt, oder bezeichnen die Grenzen seines Jagdreviers.
In Rangun wurden mir mehrere Unglücksfälle durch-
diese gefrässigen Thiere erzählt und im Hafen gingen badende
Matrosen durch Haie verloren. Die Birmanen erfrischen sich
meistens zwei Mal am Tage durch Abspülen und beim Baden
hatte ich gute Gelegenheit, die Nüancirungen der Hautschat-
tirungen zu beobachten, die sehr durcheinander laufen. Ein
Reisender, der, nachdem er nur die Birmanen Rangun’s kennen
gelernt, andere von Ava sähe, würde ohne Zweifel die aus den
nördlichen Provinzen hergekommenen für dunkler erklären, aber
dabei vergessen, dass die in Rangun ansässigen Birmanen, die
ohnedies alle eingewandert sind, ihrer handeltreibenden Beschäftigung
wegen, sich wenig exponiren. Wenn er in die Niederlassungen
der wirklichen Eingeborenen Rangun’s , die Fischerdörfer
der Tal ein ginge, so würde er deren Bauern noch mehr