Meditation versunkenen Heiligen, ist der ostensible Zweck zunächst
die Aufbewahrung von Reliquien, entweder der von den
Buddha’s gebrauchten Gegenstände (Kleider, Essgeschirre u. s. w.)
oder der zurückgebliebenen Knochen ihres Körpers. Die Reliquien
werden niedergelegt in einem Schreine, Dhatugarbha, der
als knospenartig geschlossene Lotosblume überall den Grundstock
buddhistischer Bauten bildet. Die Stupa ist typisch Rheine
solche Lotos-Knospe, die später durch die schlankeren
Ausbeugungen der Linien eine glockenähnliche Gestalt erhielt.
Derjenige Theil des Phra-Chedi, der ursprünglich zur Aufbewahrung
der Reliquien bestimmt war, heisst im Siamesischen Dok
Bua (Lotosblume) und befindet sich gerade unter der Spitze und
dem Schirme (Xatr), wenn ein solcher vorhanden ist. Beim
Phra-Prang heisst der Reliquien einschliessende Theil Khorakong
oder Glocke. In Birma wird er, seiner etwas verlängerten Gestalt
wegen, von dem Volke gewöhnlich Nghet-Pyau-boo (Bananenknospe)
genannt, ist aber auch dort auf dem Kyan-lan von Lotos-
Embleme des kommenden Buddha, schliesst die von König Dehdu Ssain Nomihn
Chan in Sukhawati entfaltete den ganzen Chubilghan ein. Nach spanischen Romanzen
wurde Jsolde schwanger nach dem Genuss der weissen Lilie, die aus Tri-
stram’s Grabe gewachsen (s. Groote). In der Lalita-vistara bringt Brahma auf
seinem Haupte den Tschaitya genannten Miniatur-Palast, in welchem Buddha im
Mutterleibe ruhte, ehe er ihn durch die rechte Seite verliess. Die buddhistischen
Patristiker haben Alles so sorgsam vorgesehen, dass es später keiner Conclaven
zu Discussionen über die Immaculation bedurfte. Ebenso dispensirten sie durch
die gewählte Geburtsweise von dem Zeugnisse der Hebamme, auf das manche
der Kirchenväter es nöthig fanden, sich als ein werthvolles Beweismittel zu
berufen. Auch den heiklichen Punkt der Empfängniss haben sie glücklich vermieden
und nicht, wie es den Propheten des Islam mit Recht indignirte, den Allmächtigen
zu einem Don Juan in Zeus-Gestalt erniedrigt. Die Versuchungen,
dieGautama durch seinen Widersacher erfährt, sind verständlich, da der mit dem
sinnlichen Körper Bekleidete noch immer gegen dessen Lüste anzukämpfen hat,
aber d e r Teufel müsste in derThat ein dummer gewesen sein, der den Herrn des
Weltalls auf eine Umschau stellte und ihn mit einigen Königreichen der Erde zu
verführen gedachte. Und schon mancher Klippschüler, wie aus Erfahrung bekannt,
würde ihn auslachen, wenn er nicht erwartungsvoll der mysteriösen Enthüllung
scheinbar so crasser Paradoxen entgegensähe und bei gereiftemVerstande glaubte:
quia absurdum.
Verzierungen umgeben. Der Schirm (Tih) fehlt in Birma niemals.
In den Tempeln brahmanischer Mythologie wird die Form des
Lotos dem Kullus gegeben, welcher den die Garbha Griha überragenden
Amla sila umgiebt. Die gewundene Spitze steigt, gleich
der Glorienflamme auf dem Kopfe Buddha’s, aus dem Körper der
Pagode empor. In solchen Tempeln, wo es wünschenswert ist,
an den jährlichen Feiertagen die Reliquien für die Verehrung
der Gläubigen zu exhibiren, legt man sie gewöhnlich in einem
kleinen (hölzernen oder messingenen) Dagob nieder, der hinter
einer Buddha-Figur in einem halbunterirdischen Gemache des
Phra-Chedi aufbewahrt wird. In-Birma sind dagegen die meisten
Pagoden ganz ohne Eingang und der frühere Gebrauch, die Reliquien
einzumauern, schloss überhaupt die Möglichkeit aus, sie
wieder vorzuzeigen, sobald Anbauten gemacht waren. Je nachdem
die Lotusform der Dagobe in ihrem Aufsatze oder ihren Unterlagen
verändert wurde, musste eine Mannigfaltigkeit von Formen
aus dem ursprünglichen Modelle hervorgehen. Wenn die
Dagobe selbst der einfachen Tope entspricht, so wurden die Terrassen
eines überschattenden Schirmes, wie in der Tope in Sultanpore
(oder verändert wie in der Tope in Ajunta), leicht zu den
Windungen der Pagode erweitert. Wurde der Unterbau der Dagobe
in Hallen und Kapellen ausgearbeitet, so entstanden die
Tempel, welche jetzt in Ruinen liegen in Pagan und denen ähnlich
ein Gebäude in Bangkok begonnen, aber nicht vollendet
wurde. In den mit dem Mohamedanismus verbreiteten Kuppel-
Bauten ist die Lotusknospe selbst gleich dem Knollen der tarta-
rischen Dome zum Abschluss des Gebäudes geworden, und der
thurmspitzenartige Aufsatz, der den Pagoden ihr eigentümliches
Gepräge giebt, ist dort gänzlich abgeworfen. In Kirchen und
Moscheen wird eine weite Wölbung des Innern angestrebt, um
für die Ceremonieen des religiösen Cultus Raum zu finden, während
in den Pagoden die tempelartige Ausarbeitung nur Ausnahme
bleibt, da sie selbst der Gegenstand der Verehrung sind. Chaitya
meint (im Pali) den Opfer- oder Betplatz, der durch das Umkreisen
von der Rechten zur Linken verehrt wurde, und in dessen Mitte
erst eine spätere Cultur ein architektonisches Gebäude an die
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