Fehlen bemerkt und nach mir ausgesehen hätten. Am Abend
campirten wir in der Nähe eines Gebirgsstromes, wo meine Leute
aus rasch im Walde gefällten Bamhustähen eine Hütte aufschlugen
und mit Blättern bedeckten, breit genug, um ein Bett nebst dem
wichtigeren .Theil des Gepäcks aufzunehmen und hoch genug von
dem feuchten Boden entfernt, um es gegen Nässe zu wahren.
Da durch herbeiziehende.Regenwolken auch von Oben Durch-
nässung drohte, so trieb ich die Arbeiter zu möglichster Eile an
und half, wo ich Hand anlegen konnte. Nur Moung Lin sass ge-
müthlich auf der Erde, seinen Betel kauend, und schien durch
den jüngsten Umgang mit indischen Seapoy’s Kastenbegriffe eingesogen
zu haben, denn er erwiederte auf meine Ermunterung,
das fleissige Beispiel der ändern nachzuahmen, dass für solche
Arbeit die Coolies da seien. Ich klärte ihn freilich bald so rasch
über seinen wahren Standpunkt auf, dass er brav das Waldmesser
schwang, wie der beste Coolie, aber ein kleiner jähzorniger-Kerl
wie er war, geberdete er sich den ganzen Abend wie ein Besessener,
und arbeitete sich zuletzt in eine solche Aufregung hinein,
dass er seine Siebensachen zusammenpackte und damit nach dem
Lager einer Caravane chinesischer Kaufleute hinüberlief, die sich
uns angeschlossen hatten, um auf dem unsichern Grenzgebiet von
der Escorte zu profitiren. Ich liess ihn zurückholen und theilte
ihm mit, dass seinem Gesuch um Entlassung ändern ersten Platze
nachgekommen werden sollte, wo ich ihn ersetzen könne, dass
aber in menschenleerer Wildniss solche ex tempore Kündigungen
nicht gültig wären. Um ihn davon gründlich zu überzeugen,
musste er indess für mehrere Stunden in Gewahrsam gehalten
werden, da er sonst nicht zu beruhigen war.
Am nächsten Tage war der Weg hügelig und zeigten sich
Berge in der Ferne. Mehrfach passirten wir die durch die Wälder
gehauene Bahn für den Transport der Teakstämme, die von Ele-
phanten bis zum nächsten Creek geschleppt und dann weiter geschwemmt
werden. Um Mittag kamen wir an der siamesischen
Grenzstation Maetata an, ein mit Anpflanzungen umgebenes
Walddorf am Mailmount-Flusse, das von dem Gouverneur und
seinen Beamten, sowie den Bearbeitern der Teakholzungen bewohnt
ist. Ich wurde mit grösster Freundlichkeit empfangen,
da man von meiner bevorstehenden Ankunft schon gehört hatte,
und eine reinliche, ganz neu aus Bambu errichtete Wohnung stand
zu meiner Aufnahme bereit. Es war hier ein anderes Volk, das
mich umgab, in Haartracht und Kleidung von den Birmanen verschieden
, die bisher den Gegenstand meiner Beobachtungen gebildet
hatten, und mit Hülfe des von Molmein mitgebrachten Dolmetschers,
eines in Birma ansässigen Siamesen, begann ich jetzt
die Studien in der Sprache des neuen Landes, das mir zu bereisen
vorlag.