wenn aber seine Mutter in einen Brunnen fällt, mag er ihr einen
langen Stock reichen und sich vorstellen, dass er einen Holzklotz
herausziehe. Wenn seine Glatze geschoren wird, muss er sich einbilden,
dass auf dem Berg Meru Buschwerk umgehauen wird u. s. w.
Ein Pungyi darf weder rothen Pfeifer, noch Gurken, noch Melonen,
noch andere Saamen essen, die'keimfähig sind. Er mag aber,
wenn er seinen Schüler solche Dinge essen sieht, ihn fragen, ob
sie lebend oder todt seien, und wenn dieser, ein Stück abbrechend,
entgegnet: „das ist todt“, so kann er davon essen, ohne getadelt
zu werden. Qder der Schüler ritzt die Frucht mit seinem Nagel
oder öffnet sie, um das Leben darin herauszulassen, und dann
kann der Pungyi essen. Die Bramos in Celon essen nichts, was
Leben hat, und rufen sie die Thiere an, deren sie desMorgens am
ersten ansichtig werden, sagt Huyghen (bei de Bry). Die Classe
der Akamanijathan oder Dinge, die es verboten ist zu berühren,
scheint indess voluminöser in den Büchern, als sie in der Praxis
gilt. Ein Pungyi darf nichts mehr essen, nachdem die Sonne
culminirt hat, er mag aber, zu irgend einer Zeit des Nachmittags,
den Schüler fragen, ob es schon Mittag sei, und wenn dieser es
verneint, sich Speise bringen lassen.
Andere Mönche dagegen machen sich das Leben ziemlich
sauer. Wenn sie die abstruse Metaphysik des Abhidhamma einzu-
studiren haben, müssen sie Tag und Nacht die unverständlichen
Formeln hermurmeln. Sie legen ihren harten Kopf auf eine noch
härtere Cocosnuss, damit beim Eindämmern die Kugel darunter
fortrollt, und so ihr Gehirn auf dem Boden des Zimmers in heilsamer
Erschütterung niederbumst. Um sich zu den Megga’s
aufzuschwingen, muss vorher die ganze Welt des Bestehenden
als vergänglich, täuschender Trug und schmerzbringend erkannt
sein, indem der zersetzende Process auf alle Vorstellungen angewandt
ist, d. h. auf die 5 Khanda, die 6 Sinnesorgane mit ihren
11 Attributen (Yatana, Aroma, Winian, Phasa, Wedana, Snanya,
(Jetana, Tanja, Witeka, Widsara, Datu), auf die 10 Kasain (mit
Civa), die 32 Akan, die 12 Yatana (in der Passivität undActivität
der 6 Sinnesempfindungen), die 18 Datu, die 22 Indrya, die
9 Bon, die 4 Rupa-Jhan, die 4 Apamegga (der oberen Byamma),
die Arupa Jhan, die 19 Dhamma, die 12 Patan (im Mano). Der
Weise hat vor allem drei Hindernisse zu überkommen, in der Santi
(der falschen Vorstellung von einer Lebensdauer, die doch jeden
Augenblick abgeschnitten werden kann), den 4 Iryahpud oder
Iriyapatha (Sva-khyin, Rap-khyin, Thein-khyin, Lyaun-khyin)
und dem Haften an der Realität des Wirklichen, um sich von den
drei Nimeit (Nimittang) loszumachen und befreit von allen Leidenschaften
ganz der Contemplation hinzugeben.
Solche, die zu besonderer Heiligkeit aspiriren, pflegen noch
jetzt sich jährlich einige Monate in den Wald zurückzuziehen, wo
das Volk glaubt, dass die wilden Thiere sie unverletzt lassen.
Doch hörte ich von mehreren Fällen, wo sie von den Tigern nicht
respectirt waren. Es ist dem Pungyi verboten, in die Erde zu
graben, da er Würmer tödten könnte. Wenn der Priester, mit
seinem Wissen, Thiere enthaltendes Wasser trinken' sollte, so
verfällt er in eine unter die 92 Pachi-ttya Dhamma gerechneten
Sünden, die Beichte erfordern und mit Busse zu sühnen sind, so
dass ihnen also kein Gefallen gethan sein kann, wenn man ihre
Unwissenheit durch das Mikroskop aufhellte. Ueber das, was
unter die Rubrik berauschender Getränke zu stellen sei, herrscht
oft ein Zweifel, wie auch die Moslemen in der Zweideutigkeit
der Koranstellen Ausflüchte zu finden suchen. Der allgemeine
Name im Birmanischen ist Seh und Seh-mo-zeh (Mo-zae oder
Saame) ist die Hefe. Ausser dem allgemeinen indischen Wort
Sura wird auch noch das an das Griechische erinnernde Merae
gebraucht. Nach ihren Vorschriften müssen die Pungyi gegen
alles der Welt Angehörige die grösste Gleichgültigkeit zeigen,
und bei dem Wunsche mich auszufragen, bemerkte ich bei den
Strenger-Gesinnten oft einen schweren Kampf mit ihrer Neugier,
dem indess die Meisten rasch unterlagen. Sie müssen sich stets
wiederholen, dass sie sich nicht aus Eitelkeit kleiden, sondern
nur, um ihre Nacktheit zu bedecken, dass sie nicht aus Anmassung
im Kloster leben, sondern um gegen das Wetter geschützt zu
sein. „Ich esse Reis nicht des Wohlgeschmackes wegen, sondern
nur, um die Bedürfnisse der Natur zu befriedigen.“ Es ist
auch vorgeschrieben, dass jeder aus dem Reis gebildete Ball nicht
Bastian. Ostasien. II . 2 \