vordere Hälfte wurde so durch Einfügung eines den Tisch vertretenden
Holzbrettes in einen Wohn- und Esssalon verwandelt,
während die andere, in ihrem ursprünglichen Zustande belassen,
zum Schlafzimmer diente und Aufsitzen im Bett zuliess, ohne mit
dem Kopf an die Decke zu stossen. Der Steuermann sitzt auf
einem hohen Stuhle, der noch über das Haus der Kajüte hervorragt
und vor der letztem ist ein Mast angebracht, um bei
gutem Winde ein plumpes Segel aufzuhissen. Mein Dienstpersonal
hatte ich, um den Kaum im Schiff nicht zu überfüllen, auf zwei
Individuen beschränkt. Für die Küche war ein Koch aus den in
Rangun gewöhnlich dafür verwandten Bengalesen engagirt, da
die Künstler dieses Volkes mit europäischen Sitten vertrauter sind,
während man hei einem Birmanen Gefahr laufen möchte, eine der
staik, nicht gerade duftig, parfümirten Saugen seines Landes aufgetischt
zu erhalten. Sein College war gemischter Rage, von einer
birmanischen Mutter und einem Karen, als Vater. Er war ein
Original in seiner Art, und für mich ein'Factotum, der alle
Rollen zu spielen hatte und willig spielte, von der des Professors
bis zu der des Stiefelfuchs. Des Morgens unterrichtete er mich
im Birmanischen Buchstabiren und später im Lesen; dann ging
er auf den Markt, Hühner und Gemüse zu kaufen; Nachmittags
studirtenwir die alten Geschichten und die Sagen des Landes, und
% Abends, wenn er die Teller und Schüsseln wusch, unterhielt er mich
mit Citaten aus den heiligen Pali-Texten, die ihm aus seinem Aufenthalt
im Kloster im Gedächtniss geblieben waren. Dies nützliche
Chamäleon hatte ich durch freundliche Unterstützung in der
amerikanischen Missionsschule, wo er einige Zeit zugebracht
hatte, aufgefunden, und da er einige Brocken Englisch plapperte,
war er mir anfangs als Dolmetscher nützlich, obwohl er glücklicherweise
bald mein Birmanisch besser verstand, als ich sein
Englisch, so dass wir uns fortan nur in der Landessprache unterhielten.
Nachdem die Contracte gemacht, die Fregatte an die Stadt
gebracht und mit Vorräthen beladen lag, war denn endlich der
ersehnte Tag der Abreise gekommen. Als ich mich zur bestimmten
Stunde an Bord begab, fand sich freilich Niemand
ausser mir selbst an Bord, doch liess sich das nicht anders erwarten.
Ein Indier denkt nie daran, an dem verabredeten Tage
abzureisen, denn so lange man ihn auch vorher davon benachrichtigt
haben mag, es wird immer den letzten Augenblick etwas auf
dem Markte zu thun übrig sein, was ihn bis zum Abend beschäftigt.
Indess hatte ich, durch frühere Erfahrungen gewitzigt, meine
Einrichtungen getroffen, und als der anfangs allen Vorwürfen
eine apathische Ruhe entgegensetzende Capitain mich bereit
sah, in dem ihm gehörigen Fahrzeug mit neugemietheten
Leuten abzureisen, wenn die schon contrahirten sich nicht einstellten,
waren die letzteren wunderbar rasch aus den Kneipen
und sonstigen Localen, wo sie umherlagen, zusammengetrieben
und an die Arbeit gesetzt. Am 1 . November 1861 um 10 Uhr
Morgens stiess das Boot vom Lande ab und trieb bald mit günstiger
Fluthzeit an den Gärten Kernen dynes vorbei und den Fluss
hinauf.
Das Wasser, auf dem wir uns befanden, war ein Nebenarm
des in seinem weiten Delta verzweigten Hauptstromes und oft
nur ein schmaler Canal, eingeengt an beiden Seiten durch dichte
Buschvegetation, die bei Steigen der Fluth umhergeschwemmt
wurde. Birmanische Dörfer waren reichlich unter den Reisfeldern
zerstreut und legten wir Abends in der Nähe eines solchen
an. Ueberall in Birma, an Land- und Wasserstrassen finden sich-
zahlreiche Zayat’s , d.h. bedeckte Holzschuppen, die als Erho-
lungs - und Ruheplätze für Reisende -durch fromme Buddhisten
aufgerichtet sind (während in Wüsten Brunnen für sie gegraben
werden). Neben einem Kyaung oder Kloster findet man stets
ein oder mehrere Zayat’s, in denen die den Tempel besuchenden
Pilger ihren Aufenthalt nehmen können.
Am Abend des zweiten Tages erreichten wir Yandoon, ein
reger Verkehrs- und Stapelplatz, da man von dort in denlrawaddi
eintritt. In der trockenen Jahreszeit müssen grosse Schiffe statt
des Canals Panlang, den China Bukeer genannten wählen. Eine
weiteStrecke fuhren wir, von Verkaufsböten mit Betel, Zeugen und
Früchten umschwärmt, an einer langen Reihe von Schiffen hin,
die dort neben einander am Lande lagen. Auf dem mit Matrosen