die aus dem Norden eingewanderten Toungthu das jetzige Thatung
auf den Buinen.
Die alte Stadt lag auf einem ändern Platze, weiter nach den
Hügeln zu. Die Stadtmauer war rund, mit zehn Thoren, an einem
welcher damals die grosse Pagode des jetzigen Thatung ihre
Stelle hatte. In der Nähe der den Nandau umgebenden Myojoh
(Stadtmauer) traf ich an verschiedenen Stellen des Waldes die
Ueberreste alter Pagoden, die aus breiten Steinquadern aufgehaut
gewesen waren. Neben dem Haupteingang des alten Thatung-
gyi war der Stadttempel des Schutzgottes erbaut, zu dessen Euinen
im Walde ich mich hinbringen liess. Man findet jetzt drei pyramidenartige
Stein-Constructionen, in deren einer ein Stein mit
einem vergoldeten Gesicht steht. An uem Stein der nebenstehenden,
die eine affenähnliche Figur enthält, ist der Kopf abgebrochen.
Diesen beiden gegenüber steht die dritte, in der auf
dem Stein ein Kopf und Körper mit Menschengestalt ausgearbeitet
ist, mit einer rothen Binde um die Stirn und weissen Streifen um
den Hals. Die erste Stadt Thatung war beweglich und veränderte
bei Annäherung ihrer Feinde den Platz, wie die des
Buto-Monolithen im alten Egypten. Aus Furcht vor dem Nat,
der es bestrafen würde, wagt Niemand in dem grossen Wasserteich
zu baden. Eine mit Trommeln in den Strassen umherziehende
Procession brachte Opfergaben dem Sadeik.
Da ich einige Steine mitKyouktsain den Pagoden liegen sah,
besuchte ich einen Kyaung, aber der dortige Pungyi, der aus den
Schaniändern gekommen war, sagte, dass er nichts davon verstände.
Einige meinten, dass es die alten Buchstaben der Talein seien.
Zum Copiren hatte ich keine Zeit, denn ich musste, da einBück-
fall drohte, meine Abreise beeilen. Der Goungyok hatte ein
grosses, bequemes Boot für mich fertig machen lassen, so dass
ich ohne weitere Furcht steter Durchnässung die Fortreise nach
Molmein antreten konnte. Die Bemannung bestand aus Toungthu.
Das Schiff war fast zu gross für die kleinen Bäche, durch welche
es sich anfangs durchzwängen musste, aber nach dem Dorfe Tiberein
erweiterte sich das Wasser wieder in flache' Lachen.
Nachts blieben wir in dem Dorfe Yoahden, wo mi r im Hause des
Goung der Ehrenplatz des gemeinsamen und einzigen Baumes zum
Schlafen eingeräumt wurde, während die Familie vom Grossvater
bis Enkel sich mit der Dienerschaft nach der Seite des Feuerherdes
zurückzog.
Bei dem frühen Tageslicht des nächsten Morgens sahen wir
glänzend grüne Felder, von dunklen Bergen umgrenzt, und von
fern gehörtes Donnern zeigte sich später dem Auge als ein
aus grauen Schleiern hervorschäumender Wasserfall, der in
weissen Terrassen niederstürzte. In dem Dorfe Onkedah wurde
ich mehr, als durch das Frühstück, durch das Bad in einem kry-
stallhellen Strome erquickt, aber Abends legten wir in so flachen
Niederungen an, dass die Häuser des fernen Dorfes kaum bemerkt
wurden. Ich verblieb die Nacht im Boot, und der zu demselben
herauswatende Goung brachte Trinkwasser, da dieFluth das andere
brakisch gemacht hatte. Diese Mittheilung hatte für mich
einen heimischen Klang, mich wieder im Bereiche des Meeres zu
wissen.
Am folgenden Tage fuhren wir bald zwischen den in dem
brakischen Wasser wuchernden Mangroe des Salwehn oder (nach
den Talein) Pihgeliin (Caypumo oder Amucherat nach Vincent
Leblanc) hin, und landeten neben der vergoldeten Pagode Mar-
taban’s, wo Capitain Burns, der dortige Bevollmächtigte, mich
freundlichst bei sich empfing.