Stelle eines rohen Steines setzte. So kommt die buddhistische
Baukunst leicht zu jenen einzeln stehenden Denkmalen, die aus
Lat, Jaya-Sthamba (und ändern Siegespfeilern, gleich dem Surkh
Minar in Kabul), später, wie in Chittore, zu Thürmen wurden,
auch ohne eine Verwendung in den Glocken zu finden, und sich
in den Ländern des Islam in Minarete verwandelten oder in Taas
in China. Eine diesem ähnliche Structur ist die der Phra-Prang,
die in der; Palast-Architektur zum Schmucke des Hauptdaches
verwendet wird,, aber für religiöse Zwecke nur aus einem mehr
oder weniger verzierten Untergestelle besteht, das einen conischen
Lingam trägt, mit Siva’s Dreizack gekrönt. Wenn Glocken-
thürme in den buddhistischen Klöstern errichtet sind, so gleichen
sie in ihrer allgemeinen Foim den mittelalterlichen europäischer
Städte, wie sie noch jetzt in einigen Theilen Brabants oder Burgunds
erhalten sind. Die drei- oder vierfach gedoppelten Dächer
der buddhistischen Klöster fanden ihren Ursprung indem auch die
Schnitzkunst begünstigenden Holzmaterial, das früher, und inBirma
auch noch jetzt, ausschliesslich verwendet wurde und zeigen, verglichen
mit den hölzernen Kirchen Norwegens, z. B. in Hitterdal
und Urnes, dass die Natur unter gleichen Bedingungen stets
gleiche Resultate aus dem menschlichen Geiste hervorlocken
wird. Ebenso findet sich die Form der Topen in dem scandinä-
vischen Haug wieder.
Die schiefen Thürme, über die, ob Absicht oder Zufall, man
in Europa noch nicht im Klaren ist, sind in Siam gleichfalls bekannt,
und derVolkswitz hat aus der Pali-Benennung Phra-Chedi
(von Chaitya) ein siamesisches Wort gemacht, als Phra-Chai-di
(die gutgemeinte Pagode), und stellt ihr die Phra-Chai-rei (die
schlechtgemeinte oder schlechtgesinnte Pagode) gegenüber, erzählend,
dass Sisanonxai, ein demokritischer Philosoph, der als
Urtypus der Hofnarren in einer Menge siamesischer Geschichten
spielt, eine solche schiefe Pagode gebaut habe. Bei dem nachgiebigen
Terrain der süd-siamesischen Diluvialländer geschieht
es häufig, dass beim Aufbau einer schweren Masse Senkungen
entstehen, und die grösste Pagode, die man in Bangkok zu bauen
unternahm, wurde schon vor ihrer Vollendung eine Ruine. Gewöhnlich
werden erst vier oder sechs kleinere Pagoden errichtet
und nach einigen Jahren wieder niedergerissen, um auf der dann
festen Unterlage die beabsichtigte Pagode in grösseren Dimensionen
aufzubauen. Nicht zu bedeutenden Unregelmässigkeiten
vermag die Kunst abzuhelfen, wie der folgende Extract aus der
peguanischen Geschichte (im 15. Jahrhundert) beweist: $ Als
die Baumeister die Pagode Mutao überbaut hatten, geschah es,
dass der König von Hongsawaddi kam sie zu besichtigen und die
Pagode nach der südöstlichen Seite Uberlehnen sah. Er entbrannte
in grossem Zorn und rief aus: „Die Pagode ist schief!
wie geschah das?“ Die Architekten wussten Nichts zu erwiedern
und lagen schweigend mit ihrem Gesicht auf der Erde zu den
Füssen des Königs. Der König befahl dann, im Nordwesten in
einer Entfernung auf 18 Fuss von der .Pagode einen Canal zu
graben, und als die Pagode nach drei Tagen sich gerade gestellt
hatte, liess er den Graben wieder auffüllen.“ Diese Episode
hatte so einen friedlicheren Ausgang, als die des schiefen Fensters
in Versailles.
Wenn man die Priester Uber den Grund der Verschiedenheit
in der Form der Pagoden fragt, antworten sie gewöhnlich,
dass Buddha in den heiligen Büchern keine Vorschriften darüber
gegeben, sondern nur befohlen habe, über seinen Gebeinen
einen kleinen Hügel, in der Form eines Reishaufens (also
einen Tumulus), zu errichten, und dass derselbe erst später durch
Anfügung verschiedener Arten von Spitzen verschönt und in eine
Pagode verwandelt sei. Die conischen Lingam, die man in ganz
Indien zerstreut findet, sind gleich dem Töpferthon des egyptischen
Schöpfungsgottes geformt, und in den Puranas wird gesagt, dass
die Könige von Hindostán überall kleine Erdhaufen errichteten,
die sie Meru-Sringas oder Gipfel des Berges Meru nannten und
als den heiligen Wohnsitz der Götter verehrten, welche durch
magische Beschwörungen darauf herabgerufen wurden. Man hat
oft jede Erhebung, mit Sri Meru, der auf der Erde als Joni
stünde, beginnend, in der Bedeutung von Sesostris-Pfeilern genommen,
und könnte dann auch die 1647 in Wien zu Ehren
der unbefleckten Empfängniss errichtete Säule dazu rechnen.