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 das heim Häuserbau gekannt  sein  muss.  Sind  nur  gleicbdicke  
 Pfeiler  oder  männliche  verwandt,  so wird  die Wohnung glückbringend  
 sein.  Unten  dickere  heissen weibliche  und  die  in  der  
 Mitte  am  dicksten  sächliche.  Je  nachdem  sich Knoten  in verschiedener  
 Höhe  der Pfeiler  finden,  oder  nach  der Verbindung  
 derselben mit den Balken,  können Vorhersagungen gezogen werden. 
   Von  besonders  ungünstigem Vorzeichen  ist  das Affenholz,  
 d.h.  solches,  das  beim Umhauen  des Baumes weit hinweggefallen  
 ist.  Das Deitton  unterrichtet auch über die  aus Vögeln  zu ziehenden  
 Augurien,  das Bellen  der Hunde,  die Bewegungen  der Bienen,  
 das Eierlegen  der Hühner u.  s. w.  Von  den  Sprüchwörterbüchern  
 (Nidhi  oder  Schwe-uh)  bezieht  sich  das Dhamma-nidhi  auf  die  
 Religion,  das  Loka-nidhi  auf  weltliche  Verhältnisse  und  das  
 Raja-nidhi  auf Regierungsangelegenheiten.  Nach den Vorschriften  
 des Yathua Wird  für  gutes  Glück  der  dem'Tage  des Beginnens  
 einer Reise  oder Geschäfts  entsprechende Buchstabe  auf die Stirne  
 geschrieben.  Der  Amyatliae,  ein  in  den  Pflanzen  gefundener  
 Stein,  wird probirt,  ob  er  grün  färbt,  und ist dann  für Amulette  
 passend.  Wenn  die Birmanen  zwei  Eidechsen  an  der  Stubenwand  
 kämpfen  sehen,  so  decken  sie  ihr Kopftuch  darüber  und  
 werden später mit demselben viel Glück bei Frauen machen.  Um  
 vortheilhaften Verkauf von Waaren  zu versichern, wird  ein magischer  
 Ring,  Kunteiklekpoe,  verfertigt und  in Wasser gelegt,  um  
 damit  die  Waaren  zu  besprengen,  die  dann  reissend  abgehen  
 werden.  Der Hminku,  ein mit Figuren gefüllter Kreis,  ist durch  
 den Zea an  die  Stirne  Solcher  gezeichnet,  die  sieh  bei  der Regierung  
 in Gunst  zu  setzen wünschen.  Wenn  eine  auf  die Erde  
 fallende Person  später in  den Beinen  Schmerz empfindet,  so werden  
 Opfergaben  dem Hmyaephutbelu gebracht,  der  diese Krankheit  
 verursacht  hat.  Der  Gipfel  der  Bäume  wird  durch  den  
 Akakadso,  der in  den  höchsten Zweigen  residirt,  gehütet,  der  
 Stamm  durch  den  Shakkadso  und die Wurzeln  durch  den Bum-  
 madzo,  unter der Erde  lebend.  Mein Koch,  der mir diese  letzte  
 Mittheilung machte,  erzählte  mir ausserdem  von  dem Schutzgott  
 der Erde,  aber er konnte mir  auf  meine Frage  nicht genau  den 
 Wohnplatz  bestimmen,  ob  derselbe  auf  der Oberfläche oder  unter  
 derselben  sei,  weil  er  damals,  als  er  die Lugyi  (die  grossen Männer) 
   davon  sprechen hörte,  vergass  oder nicht daran  dachte,  sich  
 im Besonderen zu erkundigen.  Erkannte  aber  genauer denHmin,  
 eine kleine Art von Tazeit,  der die  im Walde Reisenden  anfasst  
 und so stark schüttelt,  dass ihr Geist verstört wird  und sie später im  
 Irrsinn  umherwandeln.  Der Pizzun-Nat,  aus  dem Thawuddeinda  
 genannten Natpieh  (Götterland  oder Himmel),  schickt Regen  aus  
 Kaukinakatha.  Der Tazeit Upaka fliegt in  den Wolken herum, um  
 den Menschen zu erspähen,  auf den  er  als  seine Beute  niederfallen  
 will.  Die Belu besitzen  die Nanabavapinabava genannte Zauberkraft, 
   die Erscheinungen  von  Pferden,  Ochsen  u.  s.  w.  hervorzurufen. 
   Träume werden  auf  zweierlei Art  eingetheilt: man  unterscheidet  
 die im Anfänge des Schlafs, um Mitternacht und am Morgen  
 eintretenden,  oder die  falschen,  die  gemischten  und  die wahren. 
 Die  birmanischen Mädchen  pflegen  ihre Liebhaber  erst  auf  
 die Probe  zu  stellen,  um  ihren Witz  zu versuchen,  und  lassen  sie  
 oft  lange  schmachten.  Sie  legen  ihnen Räthsel vor,  wie  z.B.:  
 1000 Fusstapfen wie  viel Elephanten?  worauf derjenige,  der  zu  
 dividiren  versteht,  250  antwortet.  Andere Fragen  sind noch verschlagener, 
   obwohl man  sich nicht  zu den schwierigen Problemen  
 versteigt,  die  der grosse Apostel  Ceylon’s  dem Könige  stellte  und  
 die  im Mahawanso  zu lesen  sind.  In meiner  siamesischen Ueber-  
 setzung werden diese Verstandesaufgaben Ampha-rukkha Panha, 
 - das Argument  des Mangoe-Baums  und  die  Jati-Araphpha-Panha  
 (das Argument des königlichen Geschlechts)  genannt,  und  ähnlich  
 der mittelalterlichen Vögelaufgabe Fibonacci’s  sind sie in den  
 siamesischen Klöstern  dem Namen nach  bekannt,  wo  ich  mich  
 oft amüsirte,  den Mönchen diese harte Nuss  zu knacken  zu  geben.  
 Der  erhabene Oberpriester,  einen Mangoebaum  neben sich sehend,  
 fragte  den König:  0 Herrscher,  was  ist der Name  dieses  Baumes?  
 Der König  erwiederte  dem heiligen Lehrer  zur Antwort: Er wird  
 Mangoe  genannt.  Dann  fragte  ihn  der  erhabene Oberpriester:  
 Giebt  es  einen  anderen Mangoebaum,  ausser diesem  ersten,  oder  
 nicht? Der König  errieth  es und  sagte: Es giebt noch deren viele.  
 Der  erhabene Priester  fragte:  Diese  anderen Mangoebäume  aus