studirt werden; ich werde für Lehrer und Bücher sorgen und
alles Nöthige liefern. Ist es so recht oder nicht? Die Umsitzenden
beglückwünschten mich Uber diese neue Gnadenbezeigung des von
Wohlwollen Uberströmenden Königs, und der Dolmetscher drängte
zur Antwort: Ja oder Nein? Se. Majestät ist nicht gewohnt zu
warten. Mir kam die Sache sehr über den Kopf, aber Nein konnte
.ich unter keinen Umständen sagen, also: Ja! Ich selbst, fuhr
der König mit gewinnender Freundlichkeit fort, werde mich für
diese Studien interessiren und ihren Fortgang beobachten. Er
ertheilte noch einige Directionen an meinen Begleiter und übergab
mich dann der Protection eines seiner Söhne, der mit seinen
Vasallen um sich herum, in der ändern Seite des Zimmers auf
der Erde niedergeworfen lag und sich bei Nennung seines Namens
mit dem halben Oberkörper emporrichtete. Nachdem sich
der König zurückgezogen, kam er mit seinem Schwarm von Begleitern
herbei und erbot sich, uns sogleich nach dem vom Könige
bezeichneten Hause zu fuhren.
Im Nandau hat jeder der erwachsenen Prinzen sein ihm angewiesenes
Quartier, wo sein Haus mit den zugehörigen Gärten
steht, und wo er seine Hausbedienten um sich wohnen hat. Von
dort aus verwaltet er auch die ihm zugehörige Provinz des Landes,
aus der er seine Einkünfte zieht, und nach , der er benannt
ist. Der meinige hiess derNyoungyan-Mintha oder der Prinz von
Nyoungyan. Das gezeigte Haus, das nicht weit von seinem eigenen
stand, war eins jener pavillonartigen Lusthäuser, wie sie gelegentlich
von den Prinzen bewohnt werden und hatte dem Kronprinzen
früher zum Aufenthalte gedient, dessen weisser Baldachin
noch unter der Decke hing. Es war reinlich und zierlich aus
Bambustäben aufgebaut, in verschiedene Zimmer getheilt und enthielt
hinten bequeme Gelegenheit für Küche und Haushaltung.
Vor ihm lag ein ausgemauertes Wasserbassin mit Gärten an den
Seiten' und jenseits prangte der Königspalast in seiner Fülle
überladener Pracht. Der Prinz ging selbst mit uns im Hause
umher und versicherte, dass es mir an Nichts für meine Bequemlichkeit
fehlen solle. Für alles Nöthige würde ich mich
nur an ihn zu wenden haben, da er mein nächster Nachbar
sei. Und so wurde ausgemacht, dass ich in einigen Tagen einziehen
solle.
Als ich nach Hause zurückgekehrt, meinem Wirth von den
Ergebnissen der Audienz erzählte, nahm das Gesicht des guten
alten Mannes einen höchst bedenklichen und kummervollen Ausdruck
an. Nach dem, was am Hofe schon Uber mich verhandelt
war, und das er besser wissen musste, schien ihm mein Vorhaben,
in den Palast einzuziehen, nicht besser, als freiwillig in den
Rachen des Todes zu laufen. Er hatte freilich zu lange selbst iu Birma
gelebt, um mir das mit klaren Worten zu sagen, aber aus seinen
hingeworfenen Winken konnte ich abnehmen, dass er jeden Ausweg,
selbst heimliche Flucht aus Mandalay, dem Leichtsinn vorziehen
würde, mit Selbstüberlegung sich in die Höhle des Löwen
einsperren zu lassen. Indqss konnte ich mich zu nichts Anderem
mehr entschliessen. Jeder sonstige Weg, den ich eingeschlagen
hätte, würde mich aus Birma hinausgeführt haben, und das Land
hatte sich mir schon bis dahin zu interessant gezeigt, als dass ich
es bereits verlassen konnte.
Ich beeilte meine Vorbereitungen so rasch wie möglich, und
war schon am zweiten Tage mit meinen Karren vor dem Thore
des Nandau. Da ich mit dem Prinzen nicht speciell Tag und
Stunde besprochen hafte, war den Wächtern keine Ordre zugekommen,
und sie zeigten sich nicht wenig verwundert Uber das Vorhaben
eines Kala, mit Kisten undKasten in den Palast einzuziehen.
Als ich, die Wagen draussen zuriicklassend, nach der Wohnung
des Prinzen ging, war er in der Morgenaudienz des Königs und
als ich später meinen Diener nochmals schickte, hatte er sich bereits
Zur Siesta niedergelegt. Erst spät am Nachmittag kamen
die von den verschiedenen Tribunalen ausgefertigten Befehle,
wonach die äussern und innern Thore für mein Gepäck geöffnet
werden durften. Nach dem Passiren des ersten wurde ein böses
Versehen bemerkt, glücklicherweise von meinem Diener selbst.
Unter einem Koffer waren auch meine Schirme mit aufgepacki,
und also mit den übrigen Sachen in den Palast eingeschleppt
worden. Schirme im Innern des Palastes, welch’ ein Hochver-
rath! Keiner darf eintreten, und die Birmanen, auch die höchsten