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 Pflanzen  feucht  und wollen nicht brennen,  und  in beiden Fällen  
 muss Missernte  erfolgen.  Im Laufe  dreier Jahre  haben die Dorfbewohner  
 gewöhnlich  das Bebauen  des  geeigneten  Landes  um  
 ihre Wohnungen  vollendet,  und  senden  nun  ihre  alten  Männer  
 aus,  um  eine  neue Gegend  zu  erforschen.  Jeder derselben bringt  
 eine Handvoll  des Bodens  mit  zurück* welcher  ihm  zur Auswahl  
 geeignet  scheint,  und  Jeder  legt  die  mitgebrachte  Erde  unter  
 seinen  Pfühl,  um  auf  einen  günstigen  Traum  zu  warten.  Den  
 nächsten  Morgen  vergleichen  sie  ihre  Träume,  und  der  günstigste  
 Traum  bestimmt  die Richtung,  nach welcher das Dorf  zu  
 verlegen  ist.  Lässt keiner der Träume  eine passende Auslegung  
 zu,  so  setzen  sich  die Pioniere nieder,  um  gemeinschaftlich  ein  
 Huhn  zu  essen,  dessen Knochen  sodann  zerbrochen  und in  einen  
 Korb  gelegt werden,  aus welchem  Jeder  ein  Stück  herausnimmt.  
 Derjenige,  welcher das  längste  Stück findet,  wird  für den Mann  
 gehalten,  welcher  die Leute  zu dem  von  ihm  erforschten Platze  
 zu  führen  hat.  Dann  wird  das Dorf  abgebrochen  und  all  das  
 Volk  zieht  zusammen  aus,  um  die  Jungle  unter  der  Aufsicht  
 des Vorstehers  zu  lichten,  welcher  die  nöthige Anleitung  giebt  
 und  Jedem  seine Arbeit anweist. N  Das Ernten geschieht  vermittelst  
 einer  kleinen  Sichel,  ähnlich  derjenigen,  deren  sicht die  
 Heuschnitter bedienen,  und  der Reis wird dann  auf einer grossen  
 Matte  mit  einem  Dreschflegel  ausgedroschen  oder  von  Ochsen  
 ausgetreten.  Diese Dorfwanderungen  finden  gewöhnlich  stromauf  
 oder  stromabwärts  statt,  und  das Dorf erhält meistens  seinen  
 Namen von  diesem Strome.  In  glücklichen Zeiten  wissen  diese  
 Karen  nichts  von  Verehrung  höherer  Wesen;  kommt  dagegen  
 Unglück Uber  sie,  so  suchen  sie  sich  zwei Nats  dadurch  geneigt  
 zu machen,  dass'sie ihnen Lebensmittel  vorsetzen;  es  sind:  der  
 Nat  der  Jungle,  für  welchen  in  den  Zeiten  öffentlicher  Bedrängnisse, 
   wie  z. B.  Hungersnoth  u.'s. w.,  eine  kleine  Hütte  
 im Walde  erbaut wird,  und  der Haus-Nat,  dessen Hütte  man in  
 Krankheitsfällen  in  der  Nähe  der Wohnung aufstellt.  Das Familienhaupt  
 leitet die  religiösen Verrichtungen  für die Verehrung 
 der Manen*).  Die Leichname  werden  meist  begraben  und  die  
 Knochen  nachher  mit  Juwelen  und  anderweitigem  Eigenthum  
 auf dem Gipfel  eines  der  geweihten  Hügel  niedergelegt.  Dies  
 sind die  sogenannten  Knochen-Hügel,  deren  es  in  dem District  
 mehrere  giebt.  Die  Kleidung  dieser Karen  besteht  aus  einem  
 langen,  bis  an die Kniee herabreichenden Kittel oder Hemd, welches  
 sie  gleich  einem Poncho mit Aermeln über den Kopf ziehen.  
 Sie  bauen  ihre Baumwolle  selbst,  um  Zeuge  daraus  zu  weben.  
 Wintervorräthe  sind  gekochter  Reis  mit  Chilly,  mitunter  noch  
 durch Ngapie  gewürzt.  Bei  festlichen Gelegenheiten bereiten  sie  
 einen Liqueur  aus  Gauniin  (der  glutinöse  Reis).  Die  Junglen  
 verschaffen  ihnen  ausserdem  mannigfaltige Vegetabilien.  Nach  
 Brown  ist  die Sprache der Karen  den Dialecten  der  Nagas  und  
 verschiedener Hügelstämme Assam’s verwandt. 
 Wenn die Karen pflanzen,  graben  sie  mit  einem  Stocke**)  
 Löcher und  legen in  jedes  ein paar Samenkörner.  Bei  den Birmanen  
 ist häufig die Verpflanzung des Reis  in Gebrauch  aus  den  
 in  der Nähe  der Wohnung  angelegten  Mistbeeten,  wie  auch  in  
 Indien.  „Man  trägt das Korn vorsichtig nach  dem Orte  seiner Bestimmung  
 und pflanzt dort die  jungen Halme in Reihen,  indem  
 ihnen um die Wurzeln herum  ein Druck gegeben wird,  nach der  
 Richtung  zu,  von welcher der Wind vorherrschend bläst“  (s.Cap-  
 per).  Der  Reis  giebt  im  Norden  15—20fältig,  in  den  nassen 
 *)  Die Kaffem  lassen  in  ihrer Schlachtlinie  einen  Platz  frei,  worin  die  verstorbenen  
 Ahnen  als Heroen  eintreten,  um mitzukämpfen,  und  Mason  bemerkt:  
 The  Karens  believe,  that  the  spirits  of  the  dead  are  ever  abroad  on  earth.  
 „Children  and  grandchildren  (said  the  Elders),  the  dead  are  among us.  Nothing  
 separates us  from  them,  but a white Veil.  They  are here,  but we  see  them  not“.  
 Other  genera  of spiritual  beings  are  supposed  to  dwell  also  on  earth  and  a  few  
 gifted  ones,  have-eyes  to  see  into  the  spiritual  world  and power  to hold  converse  
 with particular  spirits. 
 **)  Cross  bemerkt,  dass  ein  von Norden  eingewanderter Karen  den  Pflug  
 Thai  genannt  habe,  während  dieses Wort  und  das Werkzeug  selbst den Karen  
 in  Tavoy  unbekannt  gewesen,  bei  denen  die  von  ihnen  gebrauchte Egge Krah  
 heisst.  Nach  Mason, besitzen  die Karen  eine Tradition,  dass  sie  auf  ihrem Wege  
 nach  Süden  durch  das Gebiet von Zimmay  gezogen  seien,  ehe  sich die Schan  dort  
 angesiedelt hätten.