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Kaufleute. .Die Kundschafter kommen aus allen Gegenden, als
Kaufleute verkleidet, und betreten ungestört die Stadt, oder die
Kaufleute, welche die grossen Städte bereisen, legen sich aufs
Kundschaften, und wenn sie erfahren haben, was sie wissen
wollten, kehren sie um, ohne dass Jemand etwas davon gemerkt
hat“ (s. Wüstenfeld).
In der Nähe des Schwesatto-tagah (goldenen Thores) in
Tongu besuchte ich das Haus eines Kala-Pona aus Bengalen. Er
hatte dort neben einer Muschel eine kleine vergoldete Figur stehen,
in königlicher Kleidung, mit rothen Blumen auf dem Kopf, die
er Rani nannte, während kleine birmanische Paya’s , die um ihn
herumstanden, als Krischna, Yarna u. s. w. bezeichnet wurden.
In der Mitte des Raumes lag ein brennendes Holzscheit, und vor
demselben eine Opfergabe von Reis auf einem Blatte. Im Hofe
war unter einem Baume die Figur eines buddhistischen Paya aufgestellt
und hatte Opfergaben vor sich. Dieser Brahmane hielt
Kühe , deren Milch er in der Stadt verkaufte.
Der auf englisches Gebiet geflüchtete Schan-Tsoboa von Tsaga
hatte von der Regierung für sich und seine Leute Land in der Nähe
Tongu’s angewiesen erhalten, und obwohl er in Rangun abwesend,'
ritt ich hinaus, seinen Bruder zu besuchen, der mir Mittheilungen
über seine Heimatb machen konnte. Ich traf dort auch
seinen Leibarzt, der indess viele seiner Formeln aus birmanischen
Büchern entlehnt hatte. Pillen und Pulver wurden in kleinen
Röhren verwahrt, meist in pyramidalischer Form, und so stark
aromatisch riechend, dass ausser dem zugesetzten Gewürz nichts
zu erkennen war.
Der Fürst rauchte in einer kleinen runden Pfeife den Tabak
des Landes. Sein Gesicht war nach allen Richtungen in breiten
Schmarren zerhauen, die von den steten Kriegen in seiner Hei-
math zeugten. Einige derselben, sagte er mir, habe er in der
Yertheidigung seines Lebens gegen Meuchelmörder erhalten, die
sein Bruder gegen ihn ausgesandt habe. Der Tsoboa Moung
Kay-Nai war der Erbfürst von Tsaga, und verweigerte deshalb
den Gehorsam, als der Gouverneur von Myo Hlah ihm (1860)
verbieten wollte, Steuern zu erheben. Als sein Gebiet angeEin
Fürst ohne Land. 355
griffen wurde, vertheidigte er es durch Einfälle in die Nachbarschaft,
wo er Dörfer verbrannte und Felder verwüstete. Da aber
sein zur Entschuldigung nach Mandalay gesandter Bote beim Könige
nicht vorgelassen wurde, ward ihm Angst, und er begab
sich über die Grenze, wo Capitain Lloyd ihm erst Land auf der
Stelle des alten Dinjawuddih, und später, wegen der Ungesundheit
des dortigen Terrains, am Kabaun-Creek gab. Die Zahl der in
seiner Begleitung gefolgten Unterthanen belief sich auf 3500
Seelen. Die Schan müssen sich jetzt vielerlei Demüthigungen
von den hochfahrenden Beamten des Königs von Ava gefallen
lassen, aber dieselben interferiren nur wenig mit ihrer inneren
Verwaltung, und Birmanen sowohl, wie Siamesen sprechen noch
mitunter von ihren Districten, als einem Land, das (nach Curtius) '
populi, non regum imperioregebatur.
Ein Toungthu-Kaufmann aus dem nördlichen Thatung im
Schanlande, der eines Tages in unseren Hof kam, um Sachen
zum Verkauf anzubieten, gab mir einige Vocabularien. Er
hatte verschiedene Bücher bei sich, von denen das eine als
Titel führte: „dies ist das Buch des Gesetzes, an den Tod zu erinnern
, dem wir alle unterworfen sind. Der Ataga Genannte hat
viele verdienstvolle Werke verrichtet und hofft zum Nibpan zu
gelangen. “
Die Hausirer können häufig ausser ihren anderen Waaren
auch mit Medicinen aufwarten, wie solche mitunter bei den reisenden
Pungyi’s ‘gleichfalls gefunden werden. Zuweilen hörte
ich von einem Kloster, dessen Mönch durch seine glücklichen
Kuren besonders berühmt war, und der auf zahlreichen Zulauf
von Patienten rechnen konnte. Andere begnügen sich mit Weihwasser,
das Marini auch im Laoslande dispensiren sah, mais je
ne sçais comment l’usage en est passé jusqn’ à eux, à moins qu’
il ne leur ait esté communiqué d’Ethiopie où Sainct Mathieu l’institua,
ou de l’Apostre Sainct Thomas, qui a annoncé l’Evangile
dans l’Inde. Pinto beschreibt ein von Priestern geleitetes Hospital
des Tempels Tinagogo im Reiche des Calaminha (Königs der
Welt). In der Hauptstadt Timplan war der vornehmste Tempel
dem Quiay Pimpocau (Gott der Kranken) geweiht, und das von
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