liess sie vermuthen, dass es auf eine besonders scharfe Untersuchung
abgesehen sei.
In einer nahegelegenen Pagode fanden wir die Wände mit
bunten Bildern bedeckt, besonders Maina, den Höllengott, und
die durch seine Trabanten'in unverantwortlicher Weise malträtirten
Verirrten darstellend. In der von einem Hindu aus Madras gebauten
Pagode m Ava wurden solch religiöse Gemälde an Crawfurd von
den Birmanen als siamesische bezeichnet. Mehrere andere
Pagoden waren ohne Spitze, die sie in einem vorjährigen Erdbeben
verloren hatten.
Ich verbrachte einen Theil des Nachmittags bei dem alten
Sikay (Richter), einem Talein von Abstammung, der mich in die
Vorgeschichte Prome’s einzuweihen suchte. Zur Zeit des alten
Yathay-myo habe esKayan-myo (die Stadt der Kanian) geheissen
und der Name Thijikittia rühre daher, weil König Dwattabong die
eingebornen Pyus durch das Kunststück einer in Stränge geschnittenen
Haut um den ihnen gehörigen Grundbesitz betrogen habe.
Die Pyus seien von derselben Ra§e, wie die Schau gewesen."
Von den einen dem aracanischen ähnlichen Dialect sprechenden
Kanian, die an Armen und Beinen kurze Kleider trugen, fänden
sich Reste beiMendung, und von den Seths, die ein birmanisches
Idiom sprächen, bei Schwesaijan. Das durch Schin-Bodagosa
aus Tiho nach Thatung gebrachte Alphabet sei später mit den
Shm-Arahan nach Prome gekommen, und von dort nach Pagan geschickt
in Folge einer darum bittenden Gesandtschaft des Königs.
In der Abendgesellschaft des Major Brown hörte ich viel
von den Räuberbanden der Dacoits erzählen, die damals verschiedene
Theile des Districtes brandschatzten und durch ihr
Plündern und Morden die Bevölkerung in Schrecken setzten. In
Thayetmyo hatten sie eine Abtheilung der Seapoys abgeschnitten
und waren so frech geworden, vor einigen Nächten das in Prome
selbst gelegene Haus des Gehülfs-Bevollmächtigten ganz in der
Nähe eines Wachtpostens zu überfallen. Er selbst rettete sich
durch eilige Flucht, da es auf sein Leben abgesehen war, aber
seine Frau und Tochter wurden im Bette besucht und um Herausgabe
ihrer Schmucksachen angegangen.
Während meines Aufenthaltes in Prome machte ich einen
Ausflug nach der Pagode Thoa-yakyoung oder dem Waldkloster,
das, wie sein Name besagt, in stiller Waldeinsamkeit in einem
frei ausgehauenen und somit sehr ungesunden Platz steht. Es
ist wegen der Gelehrsamkeit seiner Mönche bekannt und deshalb
als Schule berühmt, aber einen grossen Theil der Knaben fanden
wir fieberkrank darniederliegen; die übrigen lagen auf Ellbogen
und Armen mit ihren Büchern vor sich und studirten eifrig. Eine
am Eingänge mit Sculpturen verzierte Höhle, die Thoa you kuh
genannt, soll lange der Aufenthalt eines heiligen Eremiten gewesen
sein, der später nach Aracan ging. Als ich dem Abt des Klosters
meine Aufwartung machte, befand sich in seinem Zimmer ein angesehener
Einwohner Prome’s , der sich gerade im Kloster aufhielt,
um auf seine Kosten einige Figuren aufsetzen zu lassen.
Da ich ihn im Laufe des Gesprächs in seiner Art gut unterrichtet
fand, zeichnete ich einige Notizen aus seinen historischen Mittheilungen
auf: Nach demMahayasuen, der in Ceylon (Tiho oder
der Insel) geschriebenen Geschichte Birma’s, kamen die aus
Misimadesa durch Kriege vertriebenen Birmanen nach Tagaung
unter König Abisaya und schickten auf die Bitten der mit den
Kanian lebenden Pyu’s Besandi, die Tochter des Kanyasagyi,
mit birmanischer Begleitung, als Königin, dorthin. Nach 60 Jahren
wurde Duttaboung in Pyu-myo, hinter der jetzigen Schwesan-
dau-Pagode, auf der Stelle der Pagoden Yunjandau und Paela-
tingäu geboren, und herrschte als der Erste der birmanischen
Könige. Vor 1303 Jahren gründete er die Stadt Yayet-myoo, die
durch die drei Völker der Pyu, Kanian und Sett gemeinsam bewohnt
wurde. Ihm folgte sein Sohn Tudeyang und nach 25 Königen
Zena, der letzte des Geschlechts, mit dem Yayet-myoü
zerstört wurde. Für 11 Jahre sass kein König auf dem Thron, und
die Pyu, Kanian und Setts erschlugen sich einander in ununterbrochenen
Kriegen, bis Thamothiet, der König Pagan’s, das Land
eroberte. Bis auf Somunit, den Letzten, herrschten 55 Könige
in dem dann durch die Chinesen zerstörten Pagan. Einer dieser
Pagan - Könige, Thayopieh genannt, hatte durch seinen Sohn
Thihet-thau das jetzige Prome erbauen lassen, das nach dem