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 wohl  ankommen  lassen.  Als  daher  eines Tages  ein  paar Burschen  
 vom  Lande,  wie  dies häufiger der Fall war,  bei  mir  vorsprachen  
 und  Weisheit  lerneü  wollten,  wurde  der  eine  dieser  
 Candidaten  als Küchenjunge  placirt  und  der  andere  zum  Auslaufen  
 geknechtet.  Sie  stammten  aus  dem  Gebirge  am Khyen-  
 dwen-Flusse,  nahe  den  wilden Khyen’s,  aus  einer Gegend,  wo  
 Raub  und  Todtschlag  an  der  Tagesordnung,  ihnen  also  wahrscheinlich  
 auch  von Kindesbeinen  an vertraut war.  Indess  konnte  
 ich  damals  nicht wählerisch  sein  und musste  unter  den Umständen  
 mich  noch  zufrieden  geben,  sie  gefunden  zu  haben.  Den  
 Einen,  der in  der Küche  verwandt wurde, würde  ich  indess wohl  
 immer,  auf  sein Gesicht  allein  hin,  als Diener  engagirt  haben.  
 Sein  pockennarbiger Gefährte  sah weniger  zuverlässig  aus,  doch  
 wollten  sie  sich  nicht  trennen. 
 Gewöhnlich hatte ich jetzt in meinem Hause auch ein oder zwei  
 Schreiber  sitzen,  die  birmanische  oder Palibücher  auf Palmblätter  
 copirten.  Anfangs  war  es  mir  schwer  gewesen,  deren  zu  erhalten, 
   denn  in  den meisten Klöstern,  wo  ich  anfragte,  waren  es  
 nur  die  jungen  Mönche,  die  Abschriften  verfertigten,  und  die,  
 wenn  sie  auch trotz  des priesterlichen Verbotes, Geld  zu berühren,  
 zur Annahme von Bezahlungen  sich  bereit  zeigten,  doch  die Arbeiten  
 wahrscheinlich  nicht  für  besonders  eilig  gehalten  haben  
 würden.  Später  aber  hörte  ich  bei meinen  Erkundigungen von  
 einem  Kloster  am  Fusse  des Mandalay-Hügels,  dessen  Abt  ich  
 schon  früher besucht hatte.  Unter den  Hintergebäuden  fand  ich  
 drei  Zayat  ganz  mit Copisten  gefüllt,  von  denen  ich  einige  en-  
 gagirte.  Der Schutzpatron  der Schreiber  ist Mahibotea,  Gauta-  
 ma’s  Schüler,  der  mit  solcher  Geschwindigkeit Bücher  copirte,  
 dass  er jeden Tag einen Reistopf mit dem  schmalen  Staub  füllte,  
 der  von  den  Palmblättern  beim  Einkritzeln  abfiel.  Solcher  
 Staub  (Likghamuh  genannt)  besteht aus  3fi Ratharaenuhmuh,  ein  
 Theilchen  dieses  aus 16 Thazzarihmuh,  von  diesem  aus  36 Anuh-  
 muh,  und ein Partikelchen von diesem aus 36 Paramanuhmuh  (einfachsten  
 Atomen).  Einer  der  geschicktesten  von  Gautama’s  
 Schülern  war Shin Maukalah,  der  sich  durch  seine  hohen Verdienste  
 die  sogar  seinem  eigenen Lehrer verborgene  Kunst  erworben  
 hatte,  die  im  Platzregen  fallenden  Tropfen  zu  zählen.  
 Cui  bono wurde nicht gesagt. 
 Moung Schwéh  ertrug  seinen Verlust  ziemlich  stoisch,  denn  
 er  schien  doch  unter  einem  glücklichen  Stern  geboren.  Er kam  
 eines -Tages  sehr  befriedigt  vom  Markte  zurück,  wo  er  einen  
 Bedin-Zea  consultirt  hatte.  Derselbe  hatte  zunächst,  um  seine  
 Unfehlbarkeit  zu beweisen,  herausgerechnet,  dass  er  in Diensten  
 eines Arztes  stände,  was  bei  seiner  bekannten  Persönlichkeit  in  
 Mandalay  für  einen  dieser  Allerweltsmenschen  nicht  gerade  
 schwer war.  Dann  hatte  er  ihm  verkündet,  dass  er  eine Frau  
 mit feiner weisser Hautfarbe  heirathen,  Ueberfluss  an Geld  haben  
 und bis  zu  dem hohen Alter  von  72  Jahren  leben würde.  Damit  
 konnte  man  schon  zufrieden  sein.  Er  hatte  schon  in  früheren  
 Jahren  einmal  in  Borni  einen  Bedin-Zea  befragt,  der  aus  den  
 Linien  der Hand  die Zukunft voraussah,  und vergrabene  Schätze  
 angab,  war  aber bis  dato  noch  nicht  so  glücklich  gewesen,  dieselben  
 zu  finden. 
 In  einer Audienz  beim Könige hatte  mich  derselbe  ersucht,  
 einen  in  der  französischen  Mission  erzogenen  Birmanen,  der  
 einige medicinische Kenntnisse  hatte  und derentwegen in dem Paläste  
 benutzt wurde,  etwas weiter auszubilden und ihm die Grundsätze  
 europäischer  Medicin  zu  lehren.  Hörend,  dass  derselbe  
 kein  Englisch  sprach,  und  der Unterricht  also  ganz  im Birmanischen  
 geführt werden musste,  nahm  ich  den Vorschlag  gerne  
 an,  da  er mir Gelegenheit zum Sprechen  und  einen Zuhörer,  der  
 sich  nicht  entfernen  durfte,  gab.  Mein  Schüler  kam  ziemlich  
 fleissig,  wird  aber  in  der  kurzen Zeit  wohl  kaum  viel  profitirt  
 haben,  da für  die  im Birmanischen  ganz  unbekannten Ausdrücke  
 beständig  neue  Worte  gebildet  werden  musslen.  Sein  Hauptaugenmerk  
 war darauf gerichtet,  gewisse  Receptformeln  zu  erhaschen, 
   die bei  den  auf die Geldbörse speculirenden Charlatanen  
 die beliebtesten  sind,  und  um  die man  nicht  nur in  den Ländern  
 der Polygamie beständig  angegangen wird. 
 Ich  bezahlte  aber  jetzt  Se.  Majestät  mit  gleicher  Münze,  
 denn wie man mich  mit  der  elementaren  Erlernung des birma