die Zeitperioden zu überdauern. Der Buddhist lächelt ob solches
Vorhabens, da für ihn der anfangs- und endlose Zeitstrom
jede individuelle Existenz nivellirend mit sieh fortreisst. In
seinem Ohre gellt nur der schrille Missklang des Vergänglichen
und Flüchtigen. Alles Geborene muss sterben, jedes Entstandene
trägt den Keim des Vergehens in sich selbst. Jene Auferstehung
der Leiber hat für ihn ein gespenstisches Grauen, schliesst ihm
nur die Vorstellungen böser Dämonen-Künste ein, die in magischen
Beschwörungen Phi oder Vetala’s herbeirufen, um den
vermodernden Leichnam aufs neue zu beleben. Statt solch unheimliche
Proceduren herheizuwünschen, sucht er im Gegentheil
den Leib des Todten bald möglichst auf dem Scheiterhaufen zu
vernichten, oder ihn noch rascher mit Feuerwerken und Raketen
unter gänzlicher Vertilgung jedes Atoms in die Luft zu blasen.
So ist er wenigstens eins seiner vormaligen Häuser losgeworden,
obwohl ihm in dem Fortgange der Seelenwanderungen noch andere
drohen mögen. Ist er deshalb endlich an dem ersehnten
Ende seiner Laufbahn angekommen, so stimmt der das Nirwana
Vorausschauende Buddha’s Triumphlied an, womit auch die Edda
den letzten Sieg feiert. Er hat ihn endlich erkannt, den Häuserbauer
(gaha-karaka), der ihn durch unzählige Existenzen in Fesseln
schmiedete, und jetzt sind seine Balken zerbrochen, dass er
ihm kein neues Haus mehr wird bauen können. So spottet der
Buddhist des Häuserbauers oder Architecten, der aus Thebens
Priester-Ceremonien durch die Gnostiker bis zu uns herabgestiegen
ist und ehe die Dämmerung dem vollen Tageslichte gewichen,
noch gernezuweilen mit seinem groteskenZauberscepter
selbst in dem Gesichtskreis der Gegenwart umherfuhr.
Sonnenuntergang war schon nahe, als das Boot, das sich auf
einer Sandbank festgefahren hatte, endlich anlangte, und wir
mussten uns zufrieden geben, die Nacht in der Stadt zu verbleiben.
In der Dämmerung kam ein Mann von der ändern
Seite des Flusses verstohlen herübergefahren und liess mir sagen,
dass er Hühner liefern wolle, im Austausch für Branntwein. Bei
Nacht hörten wir die Musik eines Poe oder Schauspiels, das ein
Mann des Dorfes für seinen in den Priesterstand getretenen Sohn
auffuhren liess. Ich begleitete die Bootsleute, die, vielleicht in
Aussicht auf eine Schlägerei, zur Mitnahme von Waffen riethen.
Unter einem Baum brannten Pechfackeln, um welche zwei Mädchen,
unter Verdrehung der Gelenke, tanzten. Nach dem Auftreten
der vierWungyi oder Minister wurde die Unterhaltung zum
Theil in Pali geführt, zum Theil legten sie sich gegenseitig
Räthselfragen vor, besonders über grammatische Controversen.
Dann erschien, durch den Bogen kenntlich, der Gesandte des
Königs, der sich fünf Mädchen abgestuften Alters, bis auf eine
Kleine von 5—6 Jahren, herbeibringen liess, um sie zu Ehrendamen
der Prinzessin zu erziehen und in der Hof-Etikette zu
unterrichten. Er quälte sich lang damit ab, aber sie schienen
Nichts zu verstehen, standen auf, wenn er sie niedersetzen
hiess, und sassen nieder, statt aufzustehen. Zuletzt die Geduld
verlierend, brach er eine Ruthe vom Baum und gab sie dem die
Aufsicht führenden Wungyi, damit er durch die Application derselben
seine Schülerinnen gelehriger mache. Der gestrenge Herr
Präceptor schickte sich an die Züchtigung vorzunehmen, liess
sich aber durch das jammernde Flehen der zur Bestrafung herhei-
gerufenen Schönen, die sich schmeichelnd unter seinen Händen
sträubten, erweichen und entliess Eine nach der Ändern, nachdem
sie sich durch das Singen eines Liedes befreit hatten. Durch
die verführerischen Verse erotisch gestimmt, fing er an ihnen
Liebeserklärungen zu machen, wurde aber von Jeder der Erwachsenen
zurückgewiesen, bis er an die Kleinste kam. Mit
dieser unterhielt er sich dann durch Geberden und Gespräche in
einer Weise, wie es nicht unfläthiger und gemeiner sein konnte,
die aber grade dadurch das schallende Gelächter des Publikums
hervorrief, und von dem Kinde trotz seines zarten Alters auf das
Fertigste erwidert wurde. Dass solche Dinge nicht der englischen
Gesandtschaft vorgeführt Wurden, ist begreiflich, aber für das Volk
können sie nie pikant genug sein. Während eines Tanzes, der
die Erscheinung des Königs einleiten sollte, ging ich zum Boot
zurück.
Am ändern Tage sahen wir an mehreren Stellen hütende
Riesenlöwen über den Fluss schauen, um anzuzeigen, dass weiter