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 um  meine Leute,  die  ihn  zum Mitgehen  zwingen wollten,  
 so  dass  ich.es  für nöthig  fand,  mich  selbst  dorthin  zu  begeben.  
 Der Thougyi wurde  nach  dem Lagerplatz  gebracht  und  dort  an  
 einen Baum  gebunden,  bis  ihn  seine Unterthanen  durch  Herbeibringen  
 von Stroh  und Holz  erlösten.  Als wir  aufbrechen wollten,  
 hatte  mein  auf  der Wiese  grasendes  Pferd  die Halfter  zerrissen  
 und  konnte  erst  nach  vielem Umhertreiben  durch  Herbeilocken  
 mit  einem  Futterkorbe  gefangen werden.  Mir  fiel mein  praktischer  
 Lhasso  in Peru  ein,  der  uns  diesen  ärgerlichen  Zeitverlust  
 erspart haben würde. 
 Ich  eilte  dann  dem  längst  vorausgegangenen  Zuge  nach,  
 verirrte mich  aber  im Walde,  hörte  erst von  den Begegnenden,  
 dass  ein Wagen  in  der angegebenen Beschreibung gesehen,  dann  
 von Anderen,  dass  keiner passirt habe,  und kam  zuletzt an  einen  
 Kreuzweg,  wo  die  Strasse  sich  theilte  und  man  noch weniger  
 Rath wusste.  In  dem  dort  auf  einer Lichtung  aufgeschlagenen  
 Zayat hielten  reisende Kaufleute,  die Nichts  hatten vorbeiziehen  
 sehen,  aber meinten,  dass  es  noch verschiedene  andere  Strassen  
 gäbe,  die meine Begleiter  eingeschlagen  haben  könnten.  Und  
 so war  es:  sie  hatten  einen  so  engen Nebenpfad verfolgt,  dass,  
 als ich  den Wagen wiedersah,  das  ganze Dach  durch  die  überhängenden  
 Aeste  abgerissen  war.  Im  nächsten  Dorfe  wurden  
 Ochsen  der Bauern  eingespannt,  damit  die meinigen,  die  ganz  
 ermüdet waren,  ledig  folgen  konnten.  Der Weg war kiesig und  
 sahen  wir Hügel mit Teakbäumen,  deren  helles Grün  glänzend  
 von  der  dunkeln Himmelsbläue  abstand.  Wasser  war  spärlich  
 und  die Karrentreiber  theilten Begegnenden von  dem mitgebrachten  
 Vorrath mit oder nahmen  den  ihrigen  in Anspruch. 
 Der Bezirk  der Escorte war  zu Ende,  ehe wir das Dorf Oneida  
 erreichten, wo frische Ochsen  eingespannt wurden.  Da im  folgenden  
 Dorfe  nur gemiethete Ochsen  sich  fanden, machte  ich  die Bedingung  
 einer grösseren Zahl von Begleitern,  um  über  eine Wache  
 disponiren  zu können,  wenn  die Ochsen  stecken  blieben.  Mit  
 vier  Musketenträgern  und  ihrem  mit  einem  Säbel  bewaffneten  
 Führer  brachen  wir  um  Sonnenuntergang  auf  und  ritten  unter 
 dem  fallenden Schatten  der Nacht zwischen Gallerien von Bambu-  
 stämmen hin,  die  sich  über die  Strasse  in  hohen Spitzbogen  zu-:  
 sammenwölbten.  Ein  von Mandalay gesandter Bote  des  Kfinigs  
 hatte  sich  zu  uns gefunden ,  kehrte  aber  auf  die  grosse  Strasse  
 zurück,  als  unsere Escorte  einen Nebenweg  einschlug,  um  im  
 nächsten  Dorfe  Sallopgyi  ihre Ablösung  zu  rufen,  was  ziemlich  
 lange  dauerte,  weil  dort Alles  schon  schlief  und  die  Thore  verschlossen  
 waren.  ‘ Ich  besuchte  in  der Zwischenzeit den  ausserhalb*) 
   der Umzäunung  liegenden Dämonentempel  des Yoa-Zaun-  
 tein-Nat  (der wachende Schutzgeist des  Dorfes)',  und  langte  mit  
 der  neuen  Escorte  nach  Mitternacht in  dem Dorfe Hlaydah  an,  
 wo  die Bedienten  des Thougyi herausgetrommelt wurden,  um  uns  
 Einlass  zu  geben.  Es wurde  jetzt  rasch  etwas Feuer gemacht,  
 um  den Reis  zu kochen,  und  die Karren wurden  im Hofe  abgeladen. 
   In  einer Ecke  stand  ein Natschin  von  runder Form,  mit  
 rothen Bändern verziert.  Das Dorf  hat  25  Häuser  und  ein Kloster, 
   wo  ein  Pungyi  mit  vier  Upäschin  wohnt.  Die  Zahl  der  
 Schulknaben beläuft  sich  auf  20 ,  doch  sind  darunter  einige  aus  
 den  benachbarten Dörfern.  Das  am meisten  verehrte Bild  findet  
 sich  in  der Pagode  Schwehundeh. 
 Als wir  nach kurzem  Schlaf  mit  dem  frühesten  aufbrachen,  
 erwarteten  mich  schon  einige medicinische Consultationen,  doch  
 liess  ich  den  Karren  voranfahren  und  holte  ihn  bald  ein.  Der  
 Weg  führte  durch  den Wald,  nachdem  wir  ihn  nämlich  durchgehauen  
 hatten,  denn  an  verschiedenen  Stellen war  kaum  ein  
 Pfad  zum Reiten,  aber  keiner  zum  Fahren.  An  anderen  lagen  
 dicke  Stämme  quer Uber den Weg,  so  dass  man weite Umwege  
 nehmen  musste,  über Stock  und  Stein  und jedes Halsbrechön  ris-  
 kirend.  Wenn  an  einem  Platze,  wo  kein  Ausweichen  möglich  
 wird,  die  Strasse  durch  einen  Baumstamm  gesperrt  ist,  der  
 sich  zu  dick  zeigt,  um  ihn  mit Aexten  auszuhöhlen,  so bleibt  
 nichts  übrig,  als  ihn  durchzubrennen.  Zuletzt  kamen  wir  auf  
 die Heerstrasse  (Min-lam  oder  des Königs Weg)  zurück  und dann  
 zum Dorfe Tigaunda,  das  heisst  zu vier Hutten,  die  diesen Namen 
 *)  Nach Ram Raz müssen  die Tempel  Siva’s  ausserhalb  des Dorfes  sein. 
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