tadelte dieses Verfahren und sagte, solche dürften nicht Pagoden
genannt werden.
Dieser Abt gehört zu den gelehrten Priestern, die zu bestimmten
Zeiten in regelmässiger Reihenfolge im Palaste aufwarten
müssen, um dem Könige Nachts vorzulesen.. Der Klostergarten
zeichnete sich durch eine Mannigfaltigkeit verschiedener
Fruchtbäum« aus, die zum Theil durch besuchende Mönche aus
den Schaniändern dahin gebracht waren. Einer der Zayats war
zu einer Schreibstube eingerichtet, woPalihüeher auf Palmblätter
copirt wurden.
Am Abend war wieder grosse Gesellschaft in meinem Hause.
Die Reisfelder gehören den Dorfleuten, die sie unter ihre Söhne
vertheilen. Der Zuckersaft der Palmen, die Eigentlium des Königs
sind, wird nach dem Kochen auf Flaschen gezogen. Der
Saft würde noch an demselben Tage gähren, hält sich aber nach
dem Kochen für 2—3 Tage und als Zucker noch länger. Aus
der männlichen Palme, die nur für 15 Tage zur Zeit Saft liefert,
wird derTabia genannte Zucker verfertigt und aus der weiblichen
der Taniet-Zucker. Ackerland ist in Peh’s getheilt und das Ernten
geschieht mit der Sichel. In den Überschwemmten Flächen dient
(wenn man sich nicht mit dem Uehertreiben von Ochsen oder
Büffeln begnügt) nur die Hacke und Haue oder Vorbereiten des
Bodens, doch sieht man mitunter auch einen Pflug im Gebrauch,
der aber nur 3 - 4 Zoll einschneidet, so wie vielleicht eine Egge.
Statt den Samen auszuwerfen, ziehen die Karen gewöhnlich
vor, ihn bei einer Höhe von etwa sechs Zoll in Beete zu verpflanzen.
Die Baumwolle wird im Durchziehen zwischen zwei Cylinder,
die sich gegen einander drehen, gereinigt. Das Deckblatt für
den losen Tabak der Cigarren wird besonders vom Thinpaung-
oder Thinnet-Baum genommen.
Unter den hinteren Reihen der Besucher sah ich meinen dienstwilligen
Freund von gestern, der in einen Putzo gewickelt und
in eine dunkle Ecke gedrückt, etwas trübselig aussah. Das Weglaufen,
von dem er am Tage vorher so leicht gesprochen, war ihm
bös bekommen. Die Aufseher am Canalbau hatten ihn erwischt und
ihm so viele Rattanhiebe aufzählen lassen, dass ihm die Lust zu
weiteren Versuchen verging. Als ich. ihm aber von der zurückgestellten
Einkaufssumme einen Theil a}s Schmerzensgeld überliess,
fühlte er sich erleichtert, denn nach birmanischer Sitte würde er
eher eine zweite Tracht erwartet haben, weil er den ihm gegebenen
Auftrag nicht ausgeführt. Dieser Canal, für dessen Oeffnen das
ganze Aufgebot der königlichen Arbeiter einberufen war, sollte
dem Wassermangel in Mandalay abhelfen und war schon von
früheren Königen versucht, aber nie geglückt.
Bei allen Arbeiten gebraucht der Birmane als stets angemessenes
Werkzeug den Dah oder das Waldmesser, mit dem er
Bäume umhaut und zierliche Schnitzereien ausführt, Häuser baut
und Zahnstocher schneidet. Was für den Araber die Palme, ist in
Birma der Wall oder Bambu (Arundo bambus). Es giebt davon
eine Menge von Varietäten und sein Holz dient für alle möglichen
in den Häusern oder auf den Böten gebrauchten Gegenstände.
Auch das Rattan (Kyein) genannte Rohr (Calamus) ist in vielfacher
Weise zu benutzen. Die Birmanen verstehen dasselbe sehr
fein zu schneiden, und machen daraus niedliche Arbeiten, wie Betelund
andere Dosen, die sie mit ihrem glänzenden Firniss bedecken
und darauf bemalen. Die Böte sind meistens aus einem Baumstamm
gehöhlt. Die Karren werden ganz ohne Nägel hergestellt.
Der Thougyi schickte am nächsten Morgen aufs Neue, um
nach den Papieren zu fragen. Ich merkte jetzt, dass etwas Anderes
dahinter -stecken müsse, denn aus sich selbst würde ein
einfacher Dorfbeamter es nicht gewagt haben. Auf meine Erwiderung,
dass ich ja vor dem Kommen habe anfragen lassen,
hatte er die Ausflucht, dass seine Frau nichts davon verstehe
und schon ihre Lection erhalten habe. Er selbst sei damals abwesend
gewesen. Ich liess ihn fragen, von welcher Behörde er
die Papiere ausgestellt wünsche, und er nannte mir einen der
Myowun (Stadtgouverneur) Mandalay’s als seinen Oberen, von
dem er eingesetzt sei. Da ich in Mandalay Besorgungen hatte,
sprach ich bei dem Myowun vor, dessen Haus in dieser Geschäftsstunde
mit Menschen gefüllt war. Er selbst sass in seinem Zimmer
auf dem Teppich der Balustrade, wo Schreiber und Polizisten,
Kläger und Angeklagte, Zeugen und Vertheidiger auf Händen
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