Jmumer Diefe Einwoner, deren VerfaiTung ich bisher in Rükf
L ß nCht d6r Landwirtfchaft angezeigt habe, find insgefamt Wen-
Mufkau. * ? ' die ßUrger der Stadt Mufkau allein ausgenommen.
A b e r auch die Stadt ift ehedem warfcheinlicher Weile mit
Wenden bewont gewefen, welches ihr Name (wendifch Mu-
fchakow,) zu beweifen fcheinet. Diefen Namen fol die Stadt
Von der Tapferkeit ihrer Männer, (wendifch Mufcha) die im
Hufltenkriege denen Hufiten tapfern Widerftand leifleten,
erhalten haben. Sie zeichnen lieh von denen unter ihnen
•wonenden Teutfchen durch ihre Lebensart, Tracht und die
Verfchiedenheit ihrer Gebräuche merklich aus. Schon war
ich willens all ihr Befonderes forgfältig aufzuzeichnen und
bekant zu machen, als mich mein Freund der Hr. Superintendent
Vogel verficherte, es fei diefes bereits vom Herrn
Hortzfchansky in den Provinzialblättern, welche die Oberlaufizi-
fche Gefelfchaft der Wifienfchaften herausgegeben hat, ge-
fchehen. Da ich nun mit meiner Zeit fer zu Rate gehen
mutte, fo unterliefs ich, davon an Ort und Stelle Bemerkungen
niederzufchreiben, und verwerfe fie nun auf ebenl
gedachte B lä tte r.* ) ,
A u s diefen wolgefchriebenen AufTazen, werden Sie
erfehen, dafs die Wenden, wenn nicht Mangel der Erziehung
und des Unterrichts, befonders aber der fftlavifche
D ru k harter Frondienfte, die Entwikkelung ihrer Seelenkräfte
verhindert, eben fowol Recht haben, auf ihre Talente
ftolz zu fein, als andere Nationen. Die Wenden lind
wie .Herr Hortzfchansky beweift, dem ich, der ich unter ih-
' neu
*) Provmzialblatter, oder Sämlungen zur Gefchichte, Naturkunde,
Moral, und ändern Wiffenfchaften, herausgegeben von der ober-
laufizifchen Gefelfchaft der Wiflenfchaften. I. Band. 1782 Seite r
125. 249. 373.
hen erwachfen bin, beittimme, zwar one wortreiche Koin- Eimttener
plimente, aber nichts weniger als unhöflich. Sie trinken der Herr-
wie die Teutfchen, find nicht tükifch, wie man ihnen Schuld
giebt, — es wäre denn, dafs man ihre gerechte Empfind-
lichkeit bei den Beleidigungen der Teutfchen dafür anfehen
Wolte, vielmer mutig, herzhaft, treu, befonders gegen einander,
— arbeitfaiu, und zu den gröften Strapazen aufgelegt.
An Reinlichkeit übertreffen fie faft den Teutfchen, üben die
Gaftfreiheit, find von immer vergnügtem Gemüte und religiös:
hier mus ich noch hinzufügen, oft fer abergläu-
bifch. Von ihrer Geburt a n , bis ins Grab, haben fie bei
jeden merklichen Vorfal ihres Lebens befondere Gebräuche,
die Herr Hortzfchansky jn mergedachten Provinzialblättern
Seit. 127. u. f. ausfürlich befchreibt.
Z u r Erklärung einiger hier beiliegenden Kupfer, mus
jeh noch folgendes hinzufügen.
Die ficbmte, Ivupfertafel ftellet die Trauung eines wen- Trauung
difchen Brautpaares v o r , welche bei meiner Anwefenheit der
in Mufkau geichah, und vom Herrn Richter auf der Stelle enden,
gezeichnet wurde. Vorzüglich zeichnen fich Braut und?te Ku~
Bräutigam aus. Lezterer hat allezeit einen Degen umhän-^0" ^ '
gen , dein er aber in der Kirche, ehe er zum A lta r trit,
ablegt, und um den K o p f einen aus verfchiedenen Blumen,
Blättern und Bändern geflochtenen Kranz. Das übrige feiner
Kleidung ift fer einfach, und wilkürlich. Neben ihm fteht
der Brautwerber, d e r 1 ein langes doppeltes, unten mit Fran-
zen befeztes Handtuch, wie eine Binde über die Arme herunterhängen
läft. Hinter diefen flehen die übrigen Hoch-
zeitgäfte mänlichen Gefchlechts. • Die Braut und alle Hoch-
zeitgäfte weiblichen Gefchlechts find fchwarz gekleidet.
E ifte ie und ihre beide Hnchtjnngfern, welche gleich hinter
ihr