Ankunft Grafen als einen Beförderer aller guten Unternemungen, als
a*f dem einen gütigen Va te r feiner Untertanen k an te , der nicht,?
fehnÜdher wünfcht, als fie aus ihrer Armut, worunter fie
jäifeffi. fchmachten, zu retten, der iich rümlichft bemüht, die Land-
wirtfcliaft zu verbeflern rnn dadurch feine Untertanen in
glüklichere Umftände zu verfezen. Diefe traurige Nachricht
raubte mir einen großen Teil der Freu d e , die ich mir auf
die Anficht meiner Vaterftadt gemacht hatte, und ich lies
mir um fo eher die getroffenen Anftalten, den Üeberreft
diefes Tages und die Nacht auf dem Jagdfchlolfe zu verweilen
, gefallen. Verlangen Sie keine umftändliche noch male-
rifche Befchreibung diefes für ländliche Vergnügungen mitten
im finftern Schwarzwalde angelegten niedlichen Gebäudes.
Sie wißen meine Abflcht auf diefer Reife , Ich will
pur die Natur und natürliche Merkwürdigkeiten aufzeichnen
Befchaf-und Ihnen davon Nachricht geben. Ich durchwandelte alfo
fenhatder^exi niedlichen Garten, die in dem Walde ausgehauenen
n TaldunS -A lle en , die auf der kleinen daneben liegenden Anhöhe angelegten
Gänge, den dabei befindlichen Eichenwald, blos
in der Abficht um etwas Neues für die Tiergefehichte und
Botanik zu finden. Ich fand aber außer einigen Infekten, die
ich Ihnen ein andermal nennen werde, und den fchon in
den Königsbrükker Wäldern gefundenen Kräutern, wenig
Neues. Von leztern verdienen jedoch die Bruchbeeren (Vacci-
nium iiliginofum L i n n . Flor. dan. t. 2 3 1 .), und der harige Ginßer
(Genifta pilofa L i n n . ) wovon J a c q u i n in feiner Flora außriaca
t. 208. eine gute Abbildung gegeben hat, angefürt zu werden.
Uebrigens war hier ein grofser Ueberflufs an H olz , und Sie
und ich, wir würden nebft unferer ganzen Familie uns an
den Holzitämmen, die hier durch Winde umgeworfen waren
und verfaulten, merere W in ter durch wärmen, wenn
w ir fie uns nach Leipzig wünfchen könten.
Ich
am iS. ffunius.
ich eilte den ändern Morgen Mv.[kau zu erreichen, um von Reife
da aus mit Bedacht und nach einiger Vorbereitung das
Merkwürdigfte der Standesherfchaft gleiches Namens zu
betrachten und anzumerken. W i r furen Über Weiiwaffir, über
einem herrfchaftlichen V o rw e rk e , wo eine Ziegelfcheune Weiswaft
angelegt worden , immer im Walde , bis ungefär eine lial-^r
be Stunde von Mufkaü. Doch zeigt fich die Stadt von diefer
Seite, weil fie niedriger als diefe Gegend, am Fuflfe
der aufgefchwemmten Sandhügel l ie g t , nicht ehe als bis
man bei dem nahe daran liegenden D o r fe , der Berg genant,
vorbei ift. Das nach den verfchiedentlich erlittenen, Brän- nach
den feit 1776 neu erbaute, und nach dem Plane des re g le -Mujkau.
renden Herrn Grafen zierlich angelegte Städgen , präfen-
tirt fich ganz artig, auch fchon von diefer Seite.
Be i meiner Ankunft wurde ich von Ihrer E x cellenz
der. Frau Gräfin v o n C a l l e n b e r g fer gnädig aufgenommen
: ich kan die S o rg fa lt, womit die F rau Gräfin alles
Nötige zur Beförderung meiner Unterfuchungen anordnete,
nicht genug rümen , und der V e r lu f t , den ich durch die
Abwefenheit Sr. Excellenz des Herrn Grafen v o n C a l l e n b
e r g e r lit t, wurde dadurch einigermaßen erfezt. Hätte;
ich auf meiner Reife die A b fich t, moralifche Schilderungen
zu fammeln: fo würde der vortrefiiche und edle Karak-
te r diefer tugendhaften Dame mir den reichften Stof, ein
Mufter der Sanftmut', der Geduld, und der Menfchenliebe
aufzuftellen, an die Hand geben. So aber wird mein Un- .
vermögen durch meinen Endzwek entfchuldiget.
A n den verdienftvollen Herrn Superintendent Vogel,
der als Sch riftfteller,- Kenner und Freund der Natürge-
Lesie.Reife. ' K fchichte