Nun zur Stadt felbft.
Größe der Sie hat zw ei und neunzig brauberechtigte Häufer, welche
Stadt nach dem Brande wieder aufgebauet worden. Von den klei-
Mufkau. nen Häufern, die weder Garten noch Bierfchank haben, waren
bei meiner Anwefenheit noch vier und dreifsig Brändftellen,
und ein rürend trauriger Anblrk für mich, war das noch als
Scheiterhaufen da liegende wendifche Pfarrhaus, wo ich geboren
wurde j — zehn folcher Häufer waren aber fchon her-
geftellet. De r Bierfchank gehet nach der Reihe herum, und
köint gewönlich in zwei Jaren dreimal an einen B ü r g e r :
B e i geringerem Verkehr ab e r, oder nach dem Volksaus-
druk, bei fchlechten Zeiten — järlich nur einmal. Das B ie r
.welches hier gebrauet wird ift weifses W e izen -B ie r , wozu
der Weizen in der Niederlaufiz aufgekauft; wird. Ein Bürg
e r, der ein folches brauberechtigtes Haus befizet, kan neben
dem Bierfchank auch andere Profeftion treiben.
Die Anzal der Einwoner in der Stadt beläuft fich
auf fechs hundert und dreifsig erwachfene Perionen mänlichen
und weiblichen Gefchlechts; hierunter lind jedoch die Geift-
lichkeit, die herrfchaffclichen Bedienten, und was auf der
Burglehn wonhaft ift, nicht mit begriffen.
Gewerbe Das vornemfte Gewerbe der Einwoner i f t , wfenn
dafelbß. man blos auf die Za l der damit befchäftigten Menfchen fie-
Schu- het, das Gewerk der Schumacher, wovon hier zwei und vier-
macher. zig Meifter wonen ; jedoch ift diefes Handwerk nicht in
dem blühendften Zuftande, da die Hälfte der Meilter ihr
Handwerk, wie man mir fagte, nicht treiben können. Die
Stadt felbft kan fo vielen Meiftern nicht hinlängliche Arbeit
geben, da fie nun ihre Arbeit weder nach Schlefien, noch
.nach Görliz oder Bauzen bringen dürfen, fo ziehen Ile blos
auf
auf die Märkte kleinerer Landftädte und Dö rfe r, z .B . nach Schn-
Rutenburg, Diehfe, Königswarte, und anderer Orte mer. Da machet-.
es ihnen alfo an hinlänglicher Narung und Abfaz feit; fo
muffen fie fich mit Botfchaft und anderer Tagelöner Arbeit
ernären. E s folien übrigens einige ganz gefchikte Meifter
unter ihnen fein, andere arbeiten aber nur für das Landvolk.
Solte es aber gegründet fe in , wie man mir hier
verfichern wolte, dafs die rohen F e lle nach Schlefien ge-
fchaft würden, und dafs hingegen die hiefigen Schumacher
ihr Leder aus Schlefien und Frankfurt an der Oder herholen
, fo wäre diefes ein beträchtlicher Schaden fü r das
Land, auf deflen Verhütung die Polizei ein wachfames A u g e
haben folte.
Das zweite beträchtliche Gewerbe treiben die Töpfer, Töpfer,
wovon ein und zwanzig Meifter hier befindlich find. Sie
wonen in der nach Görliz gelegenen Vorftadt, die Schmelze
genant. Ihre Arbeit ift in hiefiger Gegend weit und breit
bekant und verdient viel Beifal. Die Güte ihrer Arbeit,
gründet fich gröftenteils au f die Tüchtigkeit des Tons, den
fie verarbeiten. Sie würden fich in guten Umftänden befinden
, wenn ihnen nicht ihr Gewerbe durch die vielen
Zölle, Accifen und Abgaben erfchweret würde. Auch ift
ihre Arbeit für das Land nuzbar, weil iie alle ihre rohe
Materialien aus dem Lande felbft nemen. D e r Ton liegt
teils auf ihren eigenen, teils auf herrfchaftlichen Grund-
ftükken, und zwar auf lezteren befonders der braune eifen-
fchüffige Ton, aus welchem die roten mufkauer Töpferwaren
verfertiget werden. F ü r denfelben bekömt die Herr-
fchaft etwas gewifles als einen Tonzins. Järlich verbrauchen
die Töpfer fechzig bis fiebenzig Scheffel S a lz , womit die
Töpferwaare beiprengt, zum Teil auch in die Tonmafie ein-
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