■ Verfal
derGrana-
tenfchlei-
ferei.
Granat-
fchleif-
miile.
durch fo viele gröftenteils betagte Menfchen aufser Brod
gefezt werden? wil ich Ihnen die Einrichtung der zu Mef-
fersdorf befindlichen Granatfchleifmüle kurz befchreiben.
Das Waflerrad derfelben ift mit dem Kamrade an einer
Welle. Das Kamrad greift in ein G etriebe, durch
welches der Mülftein bewegt wird, der den Schleifftein
mittelft eines Riemens treibt. Um den Mülftein, welcher
wie bei Handmülen die grofse Scheibe vo r fte llt, können
■zwei, drei bis-vier Riemen gelegt werden, und jeder Rieme'
bewegt dann einen kleinen Schleifftein, worauf bei jeden
zwei Peribnen mit beiden Händen, und alfo zwei, vier, fechs'
bis acht Perfonen auf einmal fchleifen können. A u f diefem
Mülen könen zwar nur zwei- drei- und vierekkige Granaten ge-
fchliffen werden, hingegen gehet die Arbeit defto gefchwin-
der von ftatten: denn es werden auf einen fichs Viertel langen
Drat foviel Granaten gereihet als nur darauf enge zufani-
mengefchoben Plaz haben, und vier folcher Längen auf einmal
gefchliffen. Diefes gefchiehet indem der Schleifer die L än gen
mit der linken vollen Hand auf den Schleifftein drükt und
iie mit der rechten Hand fo lange fortzieht, bis fie gehörig gefchliffen
worden. Solcher vier Dratlängen kan ein Man fünfzehn
in einer Stunde fchleifen, alfo in allen fechszig; welches
fo viel i f t , als dreißig Handarbeiter in einer Stunde
fchleifen können. Hierbei ift auch noch in Anfchlag, zu
bringen, das der Arbeiter auf der Handfchleifmüle nur zwei
Längen auf einmal fchleift, und dafs diefe Längen nur fechs
bis ßeben Zol halten. Ein Vorteil der Granatfchleifmülen
ift es alfo allerdings, dals die Arbeit dadurch fer befchleu-
nigt w ird ; denn eine Perfon kan in einem Tage zweihundert
Duzend fchleifen, und da hundert Duzend noch
mit zwei Taler bezalt werden, fo kan one jezt Rükficlit auf
. die
die Erbauungs- und Unterhaltungskoften der Müle zu ne- Grämt-
men, eine Perfon täglich 4Taler verdienen. Um den Gewini m .
der Schleifmüle gegen den der Handarbeiter noch etwas genauer
zu beftimmen, mus ich noch anfüren, das eine Perfon aut
einer Müle, in drei Wochen, einen Zentner Granaten zu fchleifen
im Stande ift; zu welcher Menge drei Handfchleifer ein
ßfar und drei Monate brauchen. Diefe fcheinbaren Vorteile
werden jedoch dadurch weit überwogen, dafs man auf
diefe A r t nur fchlechtere W a re erhält, dem Vorteil einiger
weniger Menfchen den Ruin vieler hundert Familien aufopfert',
die keine andre Arbeit gelernt haben; zur höchften
Not fpinnen könten, wenn ihnen nicht auch dies dadurch,
dafs in hieftger Gegend kein Flachs gebauet wird, erfchwe-
re t, ja faft unmöglich gemacht würde. — Die auf der Müle
gefchliffenen Granaten werden von den Händlern in Feu er
polirt: von diefer W a re nennet man die kleinen fchlechten
Granaten Butternüjfel, und die gröfsern Rubinen.
Von den übrigen Gewerben der hiefigen Einwoner Leinwcmd-
wil ich in Kürze noch folgendes anfüren. Nicht wenig bleicher.
Menfchen befchäftigen lieh mit Bleichen, denn es find in
Meffersdorf und denen dazu gehörigen Dörfern drei Garn-
und eine'Leinwandbleiche; doch wird auch auf den erftern
unter der Hand Leinwand für die Bauern gebleicht. Z u
Volkersdorf find wiederum drei Garnbleichen, die jezt gangbar
lind. Die Einrichtung auf diefen fämtlichen Bleichen ift
im Wefentiichen fo, wie ich zu Lauban erzälte; nur kan
hier wegen Mangel des Waffers nicht fo viel angenommen
werden, als die Bleicher fonft zu bereiten in Stande wären.
Die Bleicher handeln auch zum T eil mit gebleichten Garn,
doch übernemen fie auch, befonders der Leinwandbleicher,
Garn und Leinwand ums Lon zu bleichen. Sie find dienft