Stadt unter deren Mitglieder auch ich mich zu zalen die Ehre habe,
Görliz. hat man nicht nur die Ausfezung und Verteilung einiger Preife
zur Erlangung obgedachter Endzwekke zu verdanken, fondern
fie hat auch durch eine periodifche Schrift,®) die es verdient
hatte von dem Publiko wol aufgenommen zu werden,- gezeigt,
dafs die Kräfte diefer Gefelfchaft ihrem Eifer gleichen. Der
Präfes diefer vaterländifchen Gefelfchaft, ilt Sr. Excellenz der
Graf v o n C a l l e n b e r g , Herr der freien Standesherrfchaft
Muskau, und der Sekretär derfelben, der verdienftvolle und geleite
Herr Doktor A n t o n in Görliz. Eben diefe Gefelfchaft
hat auch einen Anfang zu einer Samlung von Naturprodukten
des Vaterlandes gemacht. D a ich indeffen hier ,und da Gelegenheit
hatte, manche Bemerkung zu machen, fo wil ich doch
dasjenige niit anzeigen, was ich in der kurzen Zeit felbfl
fihen konte.
Die Peterskirche, ein fer herrliches Gebäude, verdiente
in mancher Rükficht eine eigene Befchreibung; fie iil im Jar
1 4 9 7 durch den Baumeiiler Konrad Laurifch beendiget worden,
nachdem man mit diefem Bau vier und fiebenzig Jar drei Monat
und fiebenTage zugebracht hatte. Ihre innere-Länge ift hundert
neun und dreifsig, die Breite vier und fiebenzig und ihre Höhe
bis ans Gewölbe zwei und vierzig E llen; hat nach katolifchem
Gebrauch eine Menge Altäre, deren man dreifsig zält, worunter
zwei von Stein ausgehauen, dann eine grofse Kapelle unter der
Erde in Steinfelfen gehauen, welche man die St. Georgenkirche
nent. Im Jar 1532 wurde die grofse Spize des Kirchturms über den
Glokken abgetragen und der Turm etwas niedriger mit Ziegeln
gedekt. Das Orgelwerk der Kirche ilt eines der künfllichflen und
volftän-
*) Provinzialblätter, oder Sammlungen zur Gefchichte, Naturkunde,
Moral und ändern Wiffenfchaften, herausgegeben von der oberlaufizi-
ichen Gefelfchaft der YfLTenfchaftem Leipzig, 1782. g.
volfländigflen , erfordert aber auch gerade einen Man zum Or- Stadt
■ganiften, der wie Herr Nikolai es ganz in feiner Gewalt hat, mit Görliz.. .
derfelben die feierlichften Empfindungen rege zu machen. Das
Mathaus ift eine antike Schönheit; und das Archiv in demfelben
befizt verfchiedene für Gelerte und Altertumsforfcher nicht gemeine
Schäze. Hierunter find befonders zwei feltene Codices mem*
branacei, und ein chartaceus, die Annales vom Bürgermeifter 'Haße, ■
die libri ailorum und attitatorum und andere für die Rechte und
Gefchichte hiefiger Stadt merkwürdige Bücher zu zälen. Der
eine Codex ift eine merkwürdige Handfchrift des Sachfenfpiegels
vom Jar 1387 auf Pergament im gröften Format und gefpaltenen
Kolumnen gefchrieben, die mit vielen Gemälden gezieret und
deren Anfangsbuchftaben ftark mit Gold überzogen find. Der
Codex enthält auf vierhundert und fechs Blätter mer als den
Sachfenfpiegel, und zwar 1) Richtfleiglandrecht,ÜB 2) Sachfenfpiegel und teutfch-, ihit der Gloffe, die von der gewönliphen
ganz abweicht und außerordentlich weitläuftig ift. 3) Weichbild-
recht, mit der Gloffe. 4) Conflitutiones Alberti ImperatorisA). In der
Seffionsftube find die güldenen Bullen, viele andere Dokumente
und Privilegien der Stadt Görliz und unter diefen dasjenige
merkwürdig, nach welchem fich der hiefige Rat Senatus Popu-
’iique Görticenfes fchreiben darf. Die Ratsbibliotek befteht aus unge-
fär fechstaufend Bänden; worunter das hiftofifche Fach wolge-
wält und gut befezt ift, wo hingegen das Fach für die Naturkunde
nur fer wenige Werke von Wichtigkeit enthält. Die Natura-
lienfamlung ift weder der Naturalien felbfl, noch ihrer Anordnung
wegen auszeichnend. Unter verfchiedenen phißfchen Inßrumenten
ift befonders ein fer fchöner Brenfpiegel. Noch mus ich der in
Holz gefchnittenen Karte'von der Oberlaufiz gedenken, die der
beriimtfe B a r t o l o m ä u s S c u l t - e t u s , Matematikus am
hiefigen Gimnafium, im Jar 1593 verfertigte, und wovon der
ö K.kk 2 Holzichmt
*) Ein merfres hiervon findet man in ebengedachten Provinzialblättern S.265.