genug. Ein links gewundener Helix, der sonst in der Krym selten
vorkommt, war liier gemein und auch nur in dieser Gegend
und bis Sim aus habe ich zwischen den Felsen den Convolvulus
Scamonea mit oft armsdicken Wurzeln gefunden, der in Anatolien
gemein seyn soll, wo man ihn Mamutia nennt.
Gleich hinter diesen Felsen folgt eine Fläche, auf der man
das Fundament eines uralten Gebäudes, aus grofsen, • wenig
behauenen, wilden Quadern sieht, welches verschiedene viereckige
Abtheilungen hatte. Gleich darauf folgt eine Schlucht,
in welcher ein Stück von einer fufsdicken, aus weifsen Marmor
bestehenden Säule liegt, wovon die Tataren, aus; Aberglauben,
zum innerlichen Gebrauche Stücke abschlagen. — Dann
folgt ein vortrefflicher Ouell, den die Tataren mit einem
verdorbenen Griechischen Namen Ag i -p a n t a (aller Heiligen)
nennen. Von diesem Quelle nicht fern liegt, dreyzehn Werste
von Kikeneis, das Dorf Simäus in einem paradiesischen Thale,
in welchem eine Menge alter Öhlbäume, hin und wieder in Reihen
gepflanzt, auch häufige Granatbäume, unter die schönen
Fruchtgärten gemischt sind. Die fürchterliche Ansicht der Felsenwände
landwärts und die Aussicht nach der offenen See machen
dieses schöne Thal anmuthiger, als es auf dem Prospecte
desselben (e i l f te Platte) hat ausgedrückt werden können.
Die Berg-Tataren der drey Dörfer Kikeneis, Limena und
Simäus haben, unter allen Bewohnern der Krym eine ganz
ausgezeichnete und ungewöhnliche Gesichtsbildung. Aufseror-
dentlich lange Gesichter, welche über alle Proportion lange und
krumm gewölbte Nasen haben, und seitwärts platt zusammengedrückte
hohe Köpfe machen die meisten von ihnen zu wahren
Carricaturen, und die mäfsigsten unter ihnen sehen wenigstens
den Abbildungen der Satyren ähnlich. Herr Profesor
Hacquet, dem ich, bey seiner Anwesenheit in der Krym, diese
Bemerkung mittheilte, machte mich nachmals, in einem seiner
Briefe, auf eine Stelle des Scal iger aufmerksam, die vielleicht
auf die besondere Bildung dieser Küstenbewohner Beziehung
haben kann. Er *) schreibt: „ Die Genueser hatten von
„ihren Vorfahren, den Mauren, die Sitten geerbt, dafs sie den
„neugebornen Kindern den Kopf bey den Schläfen zusammen
drückten; daher kommt es, dafs sie nun, obgleich die Kin-
, derköpfe nicht mehr zusammen gedrückt werden, an Kopf und
„ Seele als wahre Thersiten geboren werden. “ Ich lasse es
dahin gestellt seyn, ob diese besonders gebildeten Dorfgemeinden
Überbleibsel von den alten Genuesischen Bewohnern der
Krym, oder von irgend einer andern Nation sind, die sich
hier in die rauhesten Felsengegenden der südlichen Küste zurück
gezogen und isolirt haben, und deren besondere Gesichtsbildung
dadurch rein erhalten worden ist. (S. zwö l f t e Pla t te r la t te
die zwe y t e Figur.) Merkwürdig ist es dabey, dafs diese
Tataren fast durchgängig hellbraune, röthliche oder gar blonde
*) S c a l i g e r in Commentar. sup. T h e o p h r a s t . de causis plantarum, Ui. V.
■ p. 2Q7. ,, Gemeens es, cum a Mauris progenitorïbus accepissent ^olim mo-
,, wem, ut infantibus recehs natis tempora 'comprimerentur, nunc ahsejue ullo
,, compreSSu Thersitco et capite et animo nascuntur.