die See, darnach aber in verschiedenen Directionen hin und her
wandern. Manche Schwärme schienen Millionen von Millionen
zu, enthalten vuid bedeckten oft, wenn sie sich lagerten, die
Erde ganz schwarz, auf Strecken von hundert und mehr Faden
in die Fänge und vierzig bis fünfzig in die Breite. Bey heiterem
und warmem Wetter kommen diese Scharen des Morgens,
so bald der Eliau abtrocknet, und wenn kein Thau gefallen,
so bald die Sonne warm scheint,, in volle Bewegung; erst
sieht man einige, wie Boten, unter dem ruhenden Schwarme,
der tbeils auf der Erde an den Meinen 'Erhabenheiten zusammen
gedrängt liegt, theils auf den hohen Pflanzen und Sträuchen
hängt, hin und her laufen. Gleich darauf fängt der ganze
Schwarm an in derjenigen Direction, die derselbe einmal angenommen
hat, mit wenig Abweichung fortzuwandern. Es
sieht aus, wie >venn ein Schwarm Ameisen in einer Direction
wandert,^ und, ohne sich, unter einander zu berühren, kriechen
sie in geringem Abstande alle nach einer Gegend zu, so schnell
als», eine Fliege laufen kann, ohne z,u spinngen, aufser wenn
sie gejagt werden, da sie sich dann wohl izetstreuen,., aber sogleich
wieder zusammen sehliefsen und in der vorigen Direction
fortwandem. So ziehen sie vom Morgen bis auf-den-Abend,
ohne sich aufzuhalten, oft hundert und mehr Faden in einem
Tage fort, am liebsten den Landstrafsen und Eufssteigen oder
freyen Strichen nach, allein, wo ihre angenommene Direction
auf Sträuche; Hecken und Gräben t r i f f t a u c h durch diese.
Nur allein das'"Wässer eines' Baches öde! CänaleV kann sie aufhalten,
und sie schrecken gleichsam vor aller Feuchtigkeit
zurück. Doch suchen sie durch überhängende Sträuche oft das
andere Ufer zu gewinnen, und wo man ihnen Stengel von Pflanzen
oder Strauch über das Wasser legt, da wandern sie in dichten
Colonnen über diese Brücken, und scheinen auch wohl auf
selbigen zu rasten und sich abzukühlen. Sobald die Sonne untergehen
will, so sammlet sich der ganze Schwarm nach und
nach in Haufen, kriecht an den Gewächsen herauf, oder lagert
sich in grofsen Schwarten an den Erhabenheiten des Bodens.
Wehe dann dem Weingarten, in welchem ein solcher Schwarm
das Nachtlager nimmt; und fällt gar der folgende Tag kalt, trübe
und regnerisch aus, bey welcher Witterung sie niemals wandern,
so wird nicht nur alles Unkraut darin und alle Weinblätter,
sondern oft, wenn hinlängliche Beschäftigung und Nahrung von
Unkraut fehlt, so gar die Rinde und Knospen der jungen Reben,
rein abgeschält, so dafs diese Reben ganz kreideweifs, voll Saft,
den Sommer hindurch da stehen, ohne neues Laub treiben zu
können. Eben dieses geschieht an den Orten, wo sie sich zum
Häuten niederlassen. Das Sonderbarste ist, dafs das Insect, so
lange die Weinblüthe noch geschlossen ist, selbige nicht berührt;
sobald sie sich aber öffnet, alle Blüthen, als vorzügliche
Leckerbissen ahfrifst und nur die Stiele übrig läfst. Die Pflanzen,
welche sie sonst am liebsten verzehrten, waren hauptsächlich
der in den Weingärten häufige Carduus tataricus, Salvia ne-
morosa, Millefolium, Melilotus, Cerinthe, das stinkende und giftige
Conium maculosum, welches sie nicht tödtet, Asparagus vo-
lubilis, Ebulus, Coronilla varia und Valentina, allerley Gerania,
Lina, und lnulae, Centaurea solstitialis und alle bittere Pflanzen.