Armenische Nation, welcher man selbige jetzt mit zwölf tausend
Dessätinen Land eingeräumt hat, wieder in Aufnahme
kommen. Indessen sind die vormaligen schönen Gärten der
Stadt fast völlig ausgehauen, und nur die schlechtesten, zur
Tischlerarbeit nicht tauglichen Maulbeerbäume, deren hier
sonst eine grofse Menge war, sind übrig geblieben. Dieser
Überflufs von Maulbeerbäumen brachte den Fürsten Potem-
kin auf den Einfall, hier eine Schule zur Seidenzucht und Anpflanzung
von Maulbeerbäumen anzulegen. Es wurde ein gewisser
Graf Farma aus Mayland in Dienst genommen, und
mit einem ansehnlichen Gehalte zum DIrector der Seidenzucht,
wovon er aber selbst wenig verstand, angestellt. Man gab
ihm einige Tatarische Häuser ein, und 1550 Dessätinen des besten
Landes im Umkreise der Stadt wurden, zur Anpflanzung
von Maulbeerbäumen, und Ansiedelung der zur Seidenzucht bestimmten
Colonisten, eingemessen. Allein die Ausführung des
Plans im Grofsen blieb wegen der Kriegsunruhen unerfüllt;
der Director zog bis 1796 seinen Gehalt, und hat dafür nichts
geleistet, als dafs eine Baumschule von einigen tausend Maulbeerbäumen
angelegt und jährlich von sechs bis auf zehn, und
Im letzten Jahre zwanzig Pfund Seide gewonnen worden sind,
worauf diese Anstalt ganz einging. Sollte die Krym dereinst
das Glück haben, einige tausend Georgianische und Armenische
Colonisten zu bekommen, die hier besser, als in den Steppen
am Kuma und Terek ihr Fortkommen und Ruhe finden könnten,
so würden bald, ohne einen Director und ohne Unkosten für
die Krone viele hundert Pud Seide von hier in den Handel
gebracht werden, und daneben viele andere nützliche Culturen,
woran jene industriöse Völker schon gewöhnt sind, in Flor
kommen. Es ist nur zu bedauern, dafs alle die schönen warmen
Tliäler des südlichen Ufers, theils mit unnützen, nnthä-
tigen, ja wohl gar in gewissen Fällen gefährlichen Tataren besetzt
sind, die mehr zu verwüsten, als anzupflanzen wissen,
theils, was der Krone zugehörte, an solche Eigenthümer verschenkt
worden ist, welche weder das Vermögen, noch den
guten Willen haben, in so günstigen Gegenden Anlagen für
das gemeine Beste zu machen.
Der ganze Umfang der Stadt E s k i - K r ym , und die
zwischen der Stadt und dem Berge Agermysch gelegene Anhöhe
Kus ghunu - B urun (Krähenhöhe) zeigt überall Spuren einer
vormaligen, mächtigen Bevölkerung. Merkwürdig sind auch
hier die vielen Brunnen und Quellen auf einer Höhe, die zu
beyden Seiten durch ein Thal abgeschnitten ist. Von Wasserleitungen
findet man in der Erde viele Spuren, die aber meh-
rentheils verdorben sind. Im Berge Agermys ch, der die von
Habl i z l erwähnte, tiefe Gruft oder Höhle Ingis ta n - Kuju
enthält, hat vormals S c h a h in - g i r e i Chan, der letzte Beherrscher
der Krym, durch Schwefelkiese (wie an mehrern
Orten) verführt, einen unnützen Bergbau führen lassen. Da dieser
Berg sehr frey liegt und fern gesehen werden kann, so könnte
man ihn vielleicht für den Cimmerischen Berg des Strabo halten.
Von der Alten Krym fährt man die letzte Höhe, welche das
kalkige Vorgebirge macht, in die kräuterreiche Ebene gegen den
nur sieben Werste entfernten Landsitz des gastfreyen und wackern