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industriösen Bewohnern, und überhaupt der gar zu geringen
Bevölkerung, die Besitzung der schönsten Gebirggegenden von
mehrentheiis kleinen und dem besessenen Lande nicht angemessenen
Dorfschaften unthätiger Tataren, welche die ihrer Nation
von jeher eigenthümliche Zerstörungs - und Yerheerungssucht
auch in ihrer Ökonomie zeigen. Dieses gegen eine christliche
Regierung noch immer falsch gesinnte Volk cultivirt nicht mehr,
als zu ihrer nothdürftigen Erhaltung und Bekleidung unumgänglich
erforderlich ist urld setzt seine gröfste Glückseligkeit in 'einer
faulen Ruhe. Das weibliche Geschlecht und die Kinder,
die durch die ■ Seidencultur nützlich werden könnten, sitzen im
Harem völlig untliatig und werden zum Mülsiggange gleichsam
vorsätzlich erzogen. An neue Culturen und Anlagen wird
nicht gedacht-; kaum dafs diese Bewohner der schönen
Thäler die vormals durch die Griechen angelegten alten Gärten,
ihres eigenen Genusses und Gewinnes wegen, unterhalten. Die
Waldungen, welche die Natur auf ihren Gebirgen hervor gebracht
hat, verwüsten sie auf die muthwilligste Art. Um ihr
elendes Fuhrwerk zu verfertigen, müssen die schönsten Bäume
unter der Axt sinken, wovon sie oft nur einen geringen Tlieil
gebrauchen. Um sich eine Nabe zum Rade zu verschaffen, fällen
sie die stärksten Ulmen und Eschen und nehmen nur den
Wurzelknorren davon. Die schönsten jungen Eichen und
Weifsbuchen müssen zu Speichen, Achsen, und zu Klafterholz,
und vollwüchsige zu Felgen niedergehauen werden,
und das daraus verfertigte Räderwerk, welches sie in grofser
Menge zu Markte bringen, ist .am Ende so lose und elend
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gearbeitet, dafs oft das Rad einen Monat nachdem es gekauft worden,
zerfällt. Alle Wintör verbrennen sie, aus Bequemlichkeit,
die Zäune ihrer Acker und Gärten, und im Frühlinge
wird zu deren Erneuerung der junge Aufschlag und Anflug unbarmherzig
gefällt; da indessen der Windbruch und das unnütz
gefällte Holz im Walde liegen bleibt. Diese Verschwendung
des jungen Holzes, von dessen Verkaufe sie mehrentheiis
leben, und ihre zahlreichen Ziegenherden, verderben alle junge
Waldung, so dafs man grofse Strecken, wo sonst Hochwald
oder Schlagholz stand, mit niedrigem und ganz unnützem Ge-
strippe und Krüppelholze bewachsen findet.
Ein anderer Umstand, der die Aufnahme der Krym künftig
hindern wird, ist die nach Besitznehmung des Landes geschehene
Vertheilung der besten Kronsländereyen, an solche Besitzer,
die entweder abwesend sind, oder doch zu neuen Anlagen und
Verbesserungen entweder keine Lust, oder nicht das hinreichende
Vermögen haben , sondern mit dem geringen Ertrage der Heuschlage
, des Holzes, oder der Getreide - und Schafzehnten zufrieden
sind. Auf diese Art sind zuletzt (im Jahre 1796) auch noch
die schönen Thäler des südlichen Ufers, welche vormals nach
einem stehenden Befehle, nicht vergeben, sondern für ausländische
Colonien bestimmt bleiben sollten, an solche unwürdige
Besitzer ausgetheilt worden, anstatt dafs sie dereinst dem Reiche,
durch Industrie-Anlagen, hätten nützlich werden können.
Eins' der gröfsten Hindernisse der Aufnahme dieser Halbinsel
ist endlich die bisherige Unsicherheit und Unbestimmtheit
alles Eigenthumes an liegenden Gründen; wodurch diejenigen