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dafs es schädlich wird. In den Jahren 1799 und 1300 war
dasselbe, nach denbeyden harten Wintern, in der Krym so häufig
geworden, dals es in unsäglichen Scharen zog und alles Gras,
Kräuter, Gartengewächse und so gar die ihr anständigen Bäume,
vorzüglich auch den Weinstock, da wo es sich lagerte, von allen
Blättern enthlöfste und grofsen Schaden that. Die Ökonomie dieses
Ungeziefers, wovon Bowles in seiner Naturgeschichte von Spanien*)
viel Wunderbares und Wahres erzählt hat, gehört gewifs unter
die merkwürdigsten. Im Jahre 1799 hatte ich nicht die Gelegenheit,
diese Heuschrecke in ihrem ersten Alter anhaltend zu beobachten.
Gleichwohl machte sie sich in vielen Gegenden durch
den angerichteten Schaden bemerklich genug, besonders in den
trocknen Thälern von Sudagh und Koos, wo sie so wohl ungeflügelt,
als geflügelt grofsen Schaden anrichtete. Sie kam dieses
Jahr hauptsächlich im Julius und August, vom Seeufer her
in das Thal lierauf und frafs, wo kein Unkraut in den Weingärten
war,' alle Reben, besonders im Umfange der Gärten
und wo ihr Zug durchging, von Blättern völlig kahl. Die
schon mit grofsen, aber unreifen Beeren besetzten Trauben blieben,
bis zum Ausgange des Septembers, an diesen kahl gefressenen
Weinstöcken ohne im geringsten zuzunehmen, sich mit
Saft zu füllen oder zu reifen, wie Erbsen hart und grün, und
bewiesen dadurch augenscheinlich die Schädlichkeit des von
*) ln.troiv.cdon a V histoire naturelle et ä la Geographie physitjue de l’F.spagne
traduite de Voriginal Espagnol de Gu i l l y B owle s t par le vicomte de
F l a v i g n y . Pa ri s 1776. 0. p. 24?
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Vielen angerühmten Abblattens der Weinstöeke *). Erst im October,
da die Rèben .wieder Blätter aus den Nebenaugen "getrieben hatten
4 reiften sie, obwohl unvollkommen, und gaben schlechten,
säuerlichen Most. Geflügelt frafsen diese Heuschrecken
endlich auch das Laub von den Bäumen, und besonders stand
die Manna - Esche ( Frax. Ornus ) bis in ihre Gipfel überall ganz
entblättert da. Auch Nufs - und JPomeranzenbäume verschonte
sie nicht. Man sah sie, an den Höhen,; wo das Erdreich etwas
aufgelockert war, in Gesellschaften, in Grübchen die sie mit
dem zackigen Hinterleibe in die Erde bohrte, ; ihre Eyer häufig
in die Erde legen, und versprach sich schon damals auf das
folgende Jahr nichts Gutes. Gleichwohl ward eine grofse Menge
durch nördliche Stürme in das. Meer geführt, welches sie in
Haufen todt. an das Ufer ausschwemmte.
Der strenge Winter von 1799 bis 1800 schien dieses schädliche
Ungeziefer, anstatt es zu mindern, vielmehr' in seiner
Vermehrung begünstigt zu haben. Mit Anfänge des Maymottates
sah man die junge Brut überall in grofsen Scharen erscheinen
und besonders in den südlichen Thälern, zuerst abwärts gegen
*) Bas 'einzige Gartenbuch, in 'Welchem'ich (las Abhlatten (1er Weinstuche
getadelt' und die^ Nothwendigkeit der Blätter zur, Ernährung und Reifung
der Frucht und Vervollkommnung der Knospen für das künftige Jahr
gelehrt finde, ist: L a -pratique du Jardinage par M. V Abbe Roger C ha*
hùl* Paris 1770. ß., I I . Partie , p. 656, ein überhaupt von vièler Erfahrung
zeugendes Buch. Die Blatter sind allerdings das Werkzeug,* dutch
.welche die Pflanzen, .nicht nur .die Feuchtigkeit .einsaugen, sondern
auch die Luft zerlegen und den ihnen nöthigen Feuer - und Sauerstoff
einathmen.