jetzt in zwey Armen durch die beyden entstandenen tiefen und
noch unbewachsenen Schluchten. Wo die Dammerde oben geblieben
ist, da hat man wieder zu Äckern gepflügt. Überall sieht man den
zerstürzten Kalkfels am Rande der Schluchten hervor ragen und
der mittlere Kamm zwischen den Schluchten besteht aus einer
stärkern Lage dieses Kalkfelsens, die nicht nachgegeben hat,
aber doch auch sehr zerrüttet ist. Der Erdfall selbst zeigt
schwarzen, sandigen Schiefer, in grofsen Platten und darunter
dünnere, zerschellerte Schieferlagen, zwischen welchen ver-
muthlich Thon lag. Überhaupt mag schon vorlängst ein Theil
der unter der hohen Felsenwand entspringenden starken Quellen
die Thonlagen in der Tiefe unterwaschen haben, bis die Versenkung
des Baches, der an der Oberfläche flofs, an dem steilen
Abhange noch mehr den Thon der schon hohlen Gegend erweicht
und veranlafst hat, dafs die ganze Masse der obern Rinde theils
von der Höhe des .Gebirges gegen die See hinab gleiten, theils
zusammen stürzen mufste.
Zu eben derZeit, da sich dieses in Kutschuk-Koi zutrug,
ward auch ein steil in die See liegendes Vorgebirge, zwischen
Ku t s ch u k -Os en und Kuru-Os en, zerrüttet, wovon weiter
hin Meldung geschehen wird; so wie ich auch noch bey andern
Gegenden des südlichen Gebirges der Krym zeigen werde, dafs
viele grofse Zerrüttungen an dessen steilen Seiten durch Quellen
allein veranlafst worden sind, und nicht, wie man wohl vermeint
hat;, vulkanischen Wirkungen zuzuschreiben sind. — In
denk ersten Alter der Welt, da alle Gebirge noch viel steiler und
höher waren, und die See-über die Ebenen bis an den Fufs
dieser Gebirge stand, müssen so wohl durch die Fluthen, als
durch die von den steilen Höhen in Cascaden herabstürzenden
Bergströme und wilden Wasser, noch weit mächtiger und kaum
zu berechnende Zerrüttungen und Einstürze ganzer Bergmassen
verursacht worden seyn, ehe die Oberfläche der Erdkugel eingeebnet
wurde.
Das Dorf K u t s c h u k -K o i liegt jetzt mit seinen übrigen
Wohnungen dicht am westlichen Rande der eingesunkenen Gegend
und der Weg über selbige ist sehr beschwerlich. — Das
nächste Dorf längs der Küste ist Kikene i s , nur etwan fünf
Werste davon. Pyracanthä, welches dieTataren S c h a i t a n -T e -
ken (Teufelsdorn) nennen, wird von hier an längs dem Gebirge
aufserordentlich häufig und bedeckt mit seinen flach über der
Erde ausgebreiteten Zweigen grol'se Stellen. Der Terpentinbaum,
alle Arten wilder Fruchtbäume, der wilde Weinstock, Fraxiwus
Ornus, Celtis, Diospyros Lotus, Juniperus lycia fangen an sich
häufig unter das Gehölz zu mischen, und einige schöne Orobi
blühen schon im April I als angenehme Frühlingspflanzen. Die
fortdauernde Felsen wand, die den obersten Rand des Gebirges
bildet, scheint bald den fünften, bald den vierten Theil der
ganzen Höhe auszumachen. Von selbiger fällt das Gebirge theils
felsig, theils mit Gerülle und mit begrünten Absätzen und Gehängen,
steil gegen die See ab, wo an vielen Stellen ein
schmaler Strand, auch wohl auslaufende flache Bänke vom
untersten Felsenabsatze in die See gehen, an andern Orten
aber die Küste steilfelsig ist. Grofse Felsenwände kommen
von Zeit zu Zeit von oben herab, besonders wo Quellen arbeiten
P a l l a s R. 2 r B . T