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 dem  ersten  liegt  das  Tatarische  Dorf  Ka r a -Kods cha   und  vor  
 demselben,  am  Wege,  ein  alter  Begräbnifsplatz,  mit  besondern,  
 obeliskenförmigen  Grabsteinen,  dergleichen  mir  sonst  in  der  
 Krym  nicht  vorgekommen  sind. 
 Nach  Zurücklegung  der  folgenden  Station  Aibar   (26  
 Werste)  sieht  man  die  Steppe  wieder  gelblehmig  und  ebener  
 werden.  Im  Finstern  kamen  wir  zu  dem  in  drey  Abtheilungen  
 abgesonderten  Dorfe  Ablana  (22  Werste),  wo  aufser  der  Mos-  
 kee  oder  Metschet,  noch  ehre  so  genannte  Medrefs  oder  Schulhaus  
 befindlich  ist,  und  wo  wir,  wegen  Dunkelheit  der  Nacht,  
 anhielten. 
 Den  30sten  October  früh  wechselten  wir  noch  ein  Mal  
 Pferde  in  IVIenlertschik  ( i (5  Werste)  und  langten  gegen  IMit-  
 tag  in  der  Stadt  Sympl ieropol   (26  Weistc )  an,  wo  mich  
 mein  oft  genannter  Freund  auf  das  geselligste  empfing  und  
 nach  der  für  mich  zubereiteten  Winterwohnung  begleitete. 
 Man  kann  sich  nichts  Anmuthigeres  denken,  als  wenn  
 man,  nach  einer  langen  Reise,  auf  kahlen,  einförmigen  Steppen,  
 einmal  wieder  Gottes  Gebirge  erblickt  und  eine  mit  Hügeln,  
 schlängelnden  Bachgerinnen  und  schön  gemischtem  Gehölze  abwechselnde  
 Gegend  um  sich  sieht.  Über  die'fs  hat  der  bergige  
 Theil  der  Krym,  auch  noch  im  späten  Herbste,  überaus  viel  
 Mannigfaltigkeit  und  Abwechselung.  Die  angenehme  Überraschung  
 läfst  sich  daher  leicht  denken ,  mit  der  w ir ,  das  noch 
 ferne,  höhere  Gebirge  vor  uns  sehend,'  das  anmuthige  Thal  
 des  S alg i r  flüfschens  erreichten. 
 Die  den  ganzen  November,  und  bis  in  den  Decem-  
 ber  fortdauernde,  freundliche  und  oft  recht  warme  Witterung  
 gab  mir  auch  noch  in  diesem  Spätjahre  Gelegenheit  genug,  an  
 den  Überresten  der  Pflanzen  neue  Hoffnung  für  meine  botanischen  
 Geschäfte  des  nächsten  Frühlings  und  seltene  Sämereyen  
 zu  sammlen.  Nur  meine  baufällige  Gesundheit  hatte,  während  
 der  Herbstreise,  so  viel  gelitten,  dafs  ich  mich  wenig  auswagen  
 durfte  und  den  ganzen  December  und  Januar  das  Zimmer  hüten  
 mufste,  um  mich  einiger Mafsen  zu  erholen. 
 Der  Winter  und  überhaupt  die Witterung  ist  in  der Kry-  
 mischen  Halbinsel  sehr  ungleich  und  veränderlich,  so  wolil  
 durchgehends,  als  auch  nach  der  verschiedenen  Lage  der  Berge  
 und  Thäler  in  dem  gebirgigen  Theile  dieses  Landes.  Dieses  
 wird  in  der  allgemeinen  physikalischen  Übersicht  umständlicher  
 beschrieben  werden;  hier  will ich  nur  die Beschaffenheit des diefs-  
 jährigen  Wintersi  (1795 —  1794)  erwähnen.  —  Der  Novembe r   
 war  in  der  ersten  Hälfte  überaus  hell,  trocken  und  angenehm,  
 bey anhaltendem Ostwinde,  der hier  allezeit  heiteres und trockenes  
 Wetter  bringt.  Manche  Tage  dieses  Monats  waren  so  warm,  
 dafs  man  nicht  ohne  Schweifs  auf  den  Bergen  herum  steigen  
 konnte..  Und  doch  war  schon  im  September   etwas  Frost  eingefallen  
 ,  und das  Gebirge  hatte sich  mit Schnee  und Reife bedeckt,  
 der  aber  bald  wieder  verschwand.  Nach  der Hälfte  des  Novembers  
 stellten  sich  kleine  Fröste ,  mit  etwas  Schneegestöber  ein,  
 welches  mit  trüben Tagen bis  zum  27sten  fortdauerte.  An  diesem