Die Gegend von Akmet schet bis; K a r assul) asar,
der zweyten Rangstadt in der Krym, hat mehr Ebene, als Berge,
oder doch zwischen den Kalkbergen grofse Flächen. Vom Salgi r
bis an den Bach Suja sieht man die Berge in einiger Entfernung
zur Linken mit steil abgesetzten,, gegen Süden gerichteten,
zur Rechten aber mit sänftigen, blumenreichen Flächen abfallen.
Diese Flächen sind im Frühjahre,, gemeiniglich mit Blumen
dieser oder jener Art so reichlich bedeckt, dafs sie von fern
ganz die Farbe der, nach der Lage oder Beschaffenheit des
Bodens strichweise herrschenden Blume zeigen , und zum Bey-
spiel: von Poenia multißda oder Papaver,, ganz hochroth; von
Vinco, oder Salvia nutans, ganz blau; von Euphorbiis Vaillantia
oder Ranunkeln, ganz gelb; von Asphodelus Tauricus oder Mya-
grmrt weifsgrünlich erscheinen, und ganze Flächen dieser Farben
mit der grünen Schattirung auf das angenehmste und mannigfaltigste
abwechseln. Der hiesige wilde Meerrettig ( Crambe
orientalis) ist zwischen dem Salgir und der Suja sehr häufig, oft
särker als' ein Mannsarm. Die zum Salgirflusse fallenden Bäche,
welche man passirt, und die alle mit Tatarischen Dörfern gut
besetzt sind, heifsen nach der Reihe Bala - Salgi r , der zuweilen
durch Regengüsse stark anschwillt, Ts chuunt s chu,
der starke Besc hterek und endlich der zur Suja selbst fallende
F o n d u k l y , in dessen oberer Gegend unweit des Dorfes
seines Namens, auf Veranstaltung'des Fürsten Potemkin, ein
schöner Weingarten von Ungarischen Reben gepflanzt ist. Zwischen
dem Bala-Salgir und Tschuuntschu ist der Taurische
weifse Affodill wie gesäet. Die wogige und von Schluchten
durchschnittene Gegend hinter den steilen Absätzen der Höhen
setzt mit fruchtbarer Dammerde gegen die Ebene fort und zeigt,
zwischen den Bächen Ts chuunt s chu, Beschterek und Suja,
die sich in den Salgir vereinigen, an vielen Orten die Kalklagen
in ganzen Flächen am Tage, wie in einem Stücke hingegossen.
T)iese ziemlich dicken Kalklagen, aus welchen die Tataren
die Hegemauern ihrer Gehöfte und Wiesen aufsetzen,
sind mehrentheils porös, zuweilen .tufähnlich, .mehrentheils
aus Muschelgrus und Muschelsand bestehend. In einigen ist
die Substanz der Muscheln selbst zerstört oder weggewaschen und
nur deren Abdruck in der Kalkmasse vorhanden. Einige sind
auch mit Ouarz und anderm Grand vermischt. Ein ganz besonderer,
leichter, sehr mürber, .ochergelber Kalkstein bricht
bey dem Dorfe Burnas ch, wo sich die beyden letztem der
oben gedachten Bäche nahe am Salgir vereinigen. Derselbe ist
aus lauter zerbrochenen, feinen und ganz mürben Muscheln
locker zusammen gebacken, so dafs man ihn, wenn er feucht ist,
mit Händen zerbrechen, mit einem Beile behauen und leicht
sägen kann. An der Luft verhärtet er sich etwas, so dafs
Häuser daraus gebaut werden hönnen; er läfst aber das Wasser
und so gar die Luft durch, und wenn ein Haus eine Zeit lang
steht, so werden, durch den eingezogenen Regen Kalktheile
aufgelöst, die nach und nach die auf einander liegenden Quadern
zusammen cementiren.
An der Suja ist ein Dorf ein und zwanzig Werste von
Akmetschet von Russischen Colonisten angelegt, deren moralische
Beschaffenheit nichts weniger, als exemplarisch ist. Die