Höhen fuhren Thäler ostwärts gegen die Meerenge, durch deren
eins man die am niedrigen Seeufer gelegene Stadt und Festung
Ke r t s ch erreicht.
Ker ts ch, sonst Bosphor genannt, liegt in dem gegen
das schwarze Meer erweiterten Theile des Bosphors, in einer
sichern, auf eilf bis fünfzehn Faden tief guten Ankergrund habenden
Bucht, auf einer etwas hervorspringenden Landspitze
die einen morastigen, stinkenden Strand hat. Die Festung ist
-aus Bruchsteinen, ziemlich hoch, nach alter Art, in die Rundung
mit Winkeln erbaut, zu welcher an der Südseite noch eine
Russische Befestigung, in Gestalt einer Stern schanze, .zu Bestreichung
des Hafens angelegt und ebenfalls mit Steinen facirt
ist. Über der Festungspforte ist an einer Seite der Yenetianische
Löwe, aus Marmor, eingemauert; und in einem alten Magazingebäude
sitzt ein alter, wöhlgearbeiteter Kragstein von wei-
Tsem' Marmor. In der Festung waren, aüfser der uralten Griechischen
Kirche, allerley alte verfallene Gebäude, die nun zur
Erbauung von Casernen niedergerissen sind. Bey dem Graben
der Fundamente sind viele alte Gräber und Alterthümer verschiedener
Art gefunden worden, welche aber mehrentheils von
den arbeitenden Soldaten verheimlicht und die Steinschriften
wieder in den Bau gelegt worden sind. Die vorgedachte sehr
alte Griechische Kirche ist ein Gothisches Kreuzgewölbe, welches
mit seiner Thurmkuppel, auf vier Säulen von grauem
Marmor ruht, und im Gewölbe eine Flöhe von fünf Faden zu
haben scheint. Aufser der Festung, an deren Nord - und Westseite,
befindet sich auf der mit Höhen umgebenen Ebene, eine
geringe Vorstadt, mit einem Marktplatze, aber ohne Plan zerstreut.
Die Einwohner sind in geringer Anzahl: es werden
hier nur an männlichen Seelen sieben und fünfzig Kaufleute
und hundert neunzehn Handwerker gezählt, und diese
Einwohner sind mehrentheils Griechen ,• die vom Fischfänge
leben.
Die nur einige Werste weit von der Festung südwärts am
Seeufer angelegte Pawlof skoi Batterie nebst der nahen Alex-
androfs chen ist eigentlich der Schlüssel des Bosphors und des
Asofschen Meeres, weil hier, durch die vom entgegengesetzten
Lande herkommende, so genannte Juschnaja Kos sa (südliche
Landspitze) und von selbiger im nordwestlichen Striche
fortgehende schmale Inseln und Bänke die Meerenge daselbst
auf weniger als vier Werste, und noch mehr durch die Sandbänke
eingeengt ist, so dafs das Fahrwasser von zwey und
zwanzig bis sechs und zwanzig Fufs dicht unter den Kanonen
dieser Batterien vorbey geht. Den ganzen Sommer hindurch
liegt hier im Bosphor eine Fregatte zur Brandwacht, die gegen
den Winter, da die Strafse mit Eis zu gehen und gemeiniglich
zuzufrieren pflegt, nach Achtiar zurück kehrt. Nicht
Weit von derselben befindet sich mit einigen Häusern und
einem vormals von Georgianischen Sclaven angelegten Weingarten,
die Quarantäne von Kertsch, die noch bisher sehr
wenige Bequemlichkeiten für die Seefahrenden darbietet.
Es ist verschiedene Male in Vorschlag gewesen, die allgemeine
Quarantäne für das ganze Asofsche Meer in Ker ts ch
anzulegen. Das Reich würde dadurch auf mancherley Art
P a l m s R- f|J| ftf M m