oder Kara imen, wie sie sich nennen, und sie nehmen auch
keinen Juden, aufser die Polnischen Karaiten unter sich auf, die
gleich ihnen den Talmud verwerfen. Sie haben auch ihre Bibeln
aus Polen j sie gehen aber fast völlig, wie alte Tatarische Männer
gekleidet und sprechen durchgängig Tatarisch, gleichwie sie
auch von undenklichen Zeiten her unter Tatarischer Herrschaft
gelebt und so wohl Handel, als Fabriken und Handwerke getrieben
haben.
Nordwärts von diesem Städtchen breitet sich das Vorgebirge,
worauf dasselbe liegt, wie gesagt, in eine abschüssige,
erweiterte Ebene aus, die felsig, dünn beraset und am untern
Theile mit Christdorn (Paliurus) busehig ist. Hier geht von
Chanischen Zeiten her eine kleine Herde edler Hirsche frey
herum, deren jetzt, jung und alt etwa noch 14 Stück waren, weil
man im Winter verschiedene davon hatte schiefsen lassen. Die
Juden dürfen defswegen diese Ebene, nach altem Herkommen,
nicht bebauen, so sehr sie es auch wünschten. Ein Wasserhalter
dient den Hirschen zur Tränke, und sie werden im Winter
, auf Kronskosten mit Heu gefüttert. Wegen des steilen
Felsenabsatzes, der den Rand des ganzen Vorgebirges macht,
können die Hirsche, auch ohne. Gehäge, nicht von liier entkommen.
Man sieht auf dieser Ebene viel Fundamente von steinernen
Gebäuden, die einen ältern Wohnort anzeigen, und in dem
Felsenabsatze gegen das südwestliche .Thal befinden sich verschiedene
Höhlen, besonders bey de m Griechischen Kloster. Hier
war es auch, wo nach dem Berichte des Grafen T o 11, der auch von
einigen Einwohnern von Bachtschisarai bestätigt werden soll,
die grofsen ehernen oder eisernen Ringe an einem unzugänglichen
Orte der Felsenwand sollen befestigt gewesen seyn, deren
Existenz ich aber nicht als Augenzeuge bekräftigen kann. Das
ganze Thal des Ds ehuruk - su hat übrigens, wie viele andere
Thäler des Kalkgebirges, an seinen Felsenwänden ganz das Ansehen,
als ob selbige’ vormals von den Wellen der See bespült
oder unterwaschen und ausgefressen wären.
Im östlichen Thale'unter Ds l iu fu t -Ka l e sieht man,
gleich unterhalb der Quellen des Dschuruk-su, die Grundlagen
des ruinirten ehemaligen Chanischen Lustschlosses Aschlamä*)
genannt, bey welchem ein vortrefflicher Obstgarten von gepfropften
Bäumen angelegt war, wovon aber, so wie vom Gebäude, kaum
noch die Spur vorhanden ist.
Die hiesigen Juden halten, so wohl wegen des Transports
des Wassers und aller Lebensmittel, der meist durch Lastthiere
geschieht, als auch zum Reiten, viel Esel, da ihnen unter Tatarischer
Herrschaft auf Pferden zu reiten untersagt war, und
Maulthiere zu ziehen ihr Gesetz nicht erlaubt.
Gleich unterhalb Bachtschisarai, nur etwan zwey Werste
davon, liegt das Dorf Dos is an dem mit Kohlgärten eingefafsten
*) A s ch l ama bedeutet Bäume pfropfen und Pfropfreiser; dieses Lustschlofs
hatte nämlich von dem dabey befindlichen Obstgarten diesen seinen Namen.