selbst absondern können. Nun giebt es zwar einen grofsen,
auch in der Türkey in wichtigen Fällen üblichen Eid (D a lla k )
in welchem sich der Schwörende im Falle des Meineides, seiner
Frau entsagen mufs, den ein Tatar, dem seine Frau lieb ist,
defswegen nicht leicht falsch schwört, weil dadurch die Ehescheidung
auf der That sogleich erfolgt. Gegen die Einführung
dieses Eides hatte der jetzige Muffti lange förmlich, unter aller-
ley Ausflüchten protestirt, bis er endlich, durch die Verwendung
des genannten würdigen Herrn Kriegs - Gouverneurs eingeführt
worden ist. Allein auch dieser Eid wird in manchen Fällen gebrochen,
und vermuthlich hat die Mahometanische Geistlichkeit
auch auf diesen, durch Clausein oder Dispensation das Volk vorzubereiten
gewufst, und es wäre demnach rathsamer, überKrons-
und Privat-Eigenthum keinen andern Beweis, als schriftliche
Documente zuzulassen , die zwar auch die Geistlichkeit zum
Besten der Mursen neuerlich zu fabriciren angefangen hat, deren
Falschheit aber doch zuweilen entdeckt worden is t , wenn sie
nicht wirklich acht waren.
Oben gedachter grofser Eid verdient hier defswegen einer
besondern Erwähnung, weil er mit dem sonderbaren Mahome-
tanischen Gesetze der Ehescheidung verknüpft ist. Der Eid lautet
folgender Mafsen in der wörtlichen Übersetzung:
„Ich glaube an die Einheit Gottes und an seine Engel;
„ingleichen an die vier heiligen Bücher, welche Gott, durch
„seine Gesandten vom Himmel geschickt hat, In t s c h il, T ew -
„ r a t , S e b u r und A lk u r a n ; ferner an die Prädestination,
„dafs alles, was auf Erden geschieht, im Himmel geschrieben
„ist, und an die Auferstehung der Todten; in dieser Zuversicht
„spreche ich:
„Es ist nur ein Gott, und Mahomet ist sein Prophet!
,Es ist nur ein Gott, und Mahomet ist sein Prophet!
, Es ist nur ein Gott, und Mahomet ist sein Prophet!
„Wir Müsulmannen, wahre Gläubige, an die vier heiligen Bü-
„cher, die vom Himmel gesandt sind*), an welchen wir keinen
„Zweifel haben und auf welche wir schwören und hierunter mit
„unserer Unterschrift bestätigen, dafs wir Kraft unseres Eides
„die reine Wahrheit sagen wollen auf alle Fragen, die man an uns
„thun wird, in Beziehung auf die Eandereyen und Glänzen,
„wovon die Rede ist, und dafs wir nichts Falsches angeben werd
e n ; dafs kein geheimer Bewegungsgrund uns vermögen soll,
„etwas Falsches auszusagen oder etwas zu verhehlen, es sey aus
„Furcht jemand zuwider zu handeln oder aus Ansehen der Pers
o n , Freundschaft oder Verwandtschaft, oder aus Eigennutz.
,Wir werden demnach auf unsern Eid und Gewissen aussagen,
„wem das Land (wovon die Rede ist) vormals gehörte; ob es
„verkauft worden'und an wen? und ob die gegenwärtigen Besit-
„ zer es mit Recht inne haben ? Sollten wir im geringsten Punkte
„auf diese Fragen etwas Falsches aussagen, so mag uns zuvörd
e r s t die Ungnade unsers Kaisers treffen, die wir verdienen,
„und am jüngsten Gerichte mag uns dereinst der Fluch und die
„ Verdammnifs unseres Propheten Mahomet zu Theil werden, als
*) Diese oben genannten Bücher sind: das alte Testament, das neue Testament,
die Psalmen Davids und der Koran.