die Tataren wenig von Krankheiten und sind von den unter
Ankömmlingen und .ausländischen Einwohnern in der Krym
so gewöhnlichen und oft tödlichen gallichten Remittir - und
Wechselfiebern .ziemlich frey. Viele gelangen zu einem hohen
und muntern Alter. Nur die von Faulheit und Ansteckuhg
entstehende Krätze und rheumatische Zufälle sind unter ihnen
gemein, welches ihren luftigen, statt der Fenster gemeiniglich
nur mit Stäben verwahrten Stuben, die nur durch einen gro-
Xsen offenen Kamin erwärmt werden, zuzuschreiben ist. Diese
Stuben sind bey Vornehmen mit erhabenen Divans, bey Gemeinen
mit rund umher auf der Erde liegenden, aus Baumwolle
gepolsterten Matratzen und Küssen an der Wand, zum Sitzen
und Schlafen, versehen, worin an Flöhen-, Wanzen und an-
derm Ungeziefer .selten Mangel ist. Die aussatzartige Krankheit,
welche die IJralischen Kasaken die Krymische nennen *) ist in
der Krym niemals gesehen worden.
Ü b e r den g e g enw ä r t ig en Z u s tan d der K rym und
.deren m ö g lic h e ö k o n om is ch e V e rb e s s e ru n g en .
Die Krymische Halbinsel ist, durch ihre geographische
Lage, ihr Klima und ihren Boden die einzige Provinz des Russischen
Reiches, wo sich alle Culturen Italiens und Griechenlands,
S. den ersten T h e i l meiner vormaligen Re i s e , S. 305.
die den nördlichem Provinzen dieses Reiches fehlen, einführen
und vermehren liefsen, auch zum Theil schon , einheimisch,
wenigstens im Kleinen vorhanden sind. Der Weinbau, die Seidenzucht,
die: Cultur des Sesams und des Öhlbauznes, der
Baumwolle, des Grapps, des Saflors und anderer Farbematerialien,
die Rufsland mit schweren Kosten, und zum beständigen
grofsen Nachtheil seiner Handelsbilanz, über das Baltische,
Caspische und schwarze Meer erhält, könnten hier einheimisch
gemacht, und mit der Zeit in hinlänglicher Menge, theils
hier, theils am Iiuma und Tereliflusse, zum Verbrauche des
Reiches erzielt werden, wenn dieses Land mit einer hinlänglichen
Anzahl industrlöser Einwohner, aus Italien, Dalmatien,
Georgien, Persien oder Armenien, -besetzt wäre. Jetzt da
das Reich an der Asiatischen Seite den Segen des Friedens mit
ziemlicher Gewifsheit geniefst, könnten hier auch, bey Verbesserung
der besonders im Gebirge schon vorhandenen Viehzucht
durch Spanische oder Bulgarische Widder, gute Lakenfabriken
errichtet, und wenn die Krone einen Transito-Zoll bewilligte,
ein überaus vortheilhafter Handel nach Anatolien und Constan-
tinopel um so mehr in Gang gebracht werden, da jetzt, während
des allgemeinen Krieges, der Seehandel auf Smyrna ganz
darnieder liegt und die Europäischen und Amerikanischen Fa-
brikwaaren und Producte zum Theil zu Lande, von Wien aus,
mit weit schwereren Kosten, als wir sie stellen könnten, nach
Constaritinopel geschafft werden müssen.
Däs gröfste Hindernifs des Flors der Krym ist, nächst
dem Mangel an vermögenden und geschickten Kaufleuten und