Eifersucht mit den Schirinzen lebte. Diese von den Chanen
mit Gütern, zum Theil nur auf die Lebenszeit, zum Theil aber
auch erblich belehnten Hofbediente erbten auf ihre Nachkommen
den Adel, aber nicht immer das Vermögen,- daher es
der armen Mursen sehr viele giebt, die kaum den nothdürftiaQsten
Unterhalt haben und oft sich von gemeinen Tataren müssen
unterhalten lassen. Zwischen dem alten und diesem Rangadel
herrschte beständige Eifersucht. —
Nicht yollkommen zum Adel gehörig, aber doch vor gemeinen
Tataren ausgezeichnet und geschätzt sind die so genannten
Ts che l eb i , welche Abkömmlinge von den Muftis und andern
vornehmen Geistlichen sind. — Die Tatarische obere Geistlichkeit
besteht aber aus dem Muf t i , der jetzt Generalsrang und einen
Gehalt von 2000 Rubeln hat; dem Ka s i - oder l i a d i -E s k e r
Ef f endi und fünf Ulemas , die eine Art von Synod oder Con-
sistorium formiren, einen Meinen Gehalt geniefsen, und aus welchen,
nach einer neueren Verordnung, jedes Mal der Älteste in die
Stelle eines verstorbenen Mufti succediren soll. Die niedere Geistlichkeit
besteht; .aus den Stadt -Kadi s , welche unter dem Mufti,
und den Di s t r i c t - oder Do r f - Kadi s, die unter dem Kasies-
ker stehen; ferner aus Chadyps , die bey den Haupt-und Kirchspiel
- Metscheten angestellt sind, und den gemeinen Imams.
Mu l l a h werden endlich alle Schriftgelehrte genannt, die auch
nicht Imam sind. Die wirklich dienende Geistlichkeit hat bey
jeder Metschet den Genufs der an selbige vermachten Kirchengüter
(Wakuf), die in Gärten, Wiesen und Ackerland bestehen. Die
Kadi s sind Richter in Erbschafts - und Ehestandssachen, in
Streitigkeiten über Ländereyen und deren Verkauf, und der Ka-
siesker war die obere Instanz, bey welchem gewisse Abgaben
von den Ländereyen und der Kauf - und Verkauf derselben in
besondern, als Document dienenden Büchern eingetragen wurde.
Es würde überflüssig seyn , sich hier über den Gottesdienst,
die hochzeitlichen und anderen Gebräuche, bey den Tataren
einzulassen, da sie völlig mit den so oft beschriebenen Mahome-
tanisch - Türkischen überein kommen. Die Vielweiberey ist bey
ihnen selbst unter dem Adel und den reicheren Stadtbewohnern
nur selten; doch findet man einige, auch auf den. Dörfern,
die zwey Frauen haben. Sclaven und Sclavinnen haben nur wenige,
aber der Adel hält eine Menge müfsiger Bedienten, und
verarmt dadurch, weil es, nebst schönen und reichern Kleidern
für sich und ihre Weiber, und gutem Reitzeuge ihr gröfster Stolz
i st, unter Begleitung ihrer Bedienten in die Stadt zu reiten,
und sich überall folgen zu lassen, obgleich diese Leute oft
nichts weiter zu verrichten haben, als dem Herrn, so oft er es
wünscht, die Pfeife darzureichen, vor dem Herrn zu stehen, oder
beym Ankleiden behülfliclr und sonst so müfsig als ihre
Herren zu seyn. Eine andere Verschwendung des Adels ist in
schönen Säbeln, besonders- vorzüglichen Klingen, deren verschiedene
Sorten nach ihren eigenen Benennungen *) zu unter-
*) Die vornehmsten Benennungen, der theils Damascenischen und Türkischen,
theils Persischen Klingen sind: T e r s -Ma imu n (in welcher
sich ein Menschengesicht ganz verdreht spiegelt, /daher der Name,
der einen verdrehten Affen bedeutet); Ki r k -me rd u e n (40 Treppen)»
Ghor a ssan, Sungt ir, T a w a n u. s. w.