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 zelin  Zoll  lange  Reiser  keilförmig,  'von  zwey  Seiten,  gleich  
 unter  einem  Knoten,  fast  anderthalb  Zoll  lang  zugeschnitten  
 und  in  den  Spalt  so  eingesetzt,  dafs  am  aufs er n  Rande  Rinde  
 auf  Rinde  trifft  und  die  Reiser  kreuzweise  zu  stehen  kommen.  
 Ferner  wird  der  Stumpf mit  starkem  Bindfaden  fest  gebunden,  
 oben  auf  dessen  Spalt,  zwischen  den  Reisern,  wird  eine  Scheibe  
 der  Rinde  des  abgeschnittenen  Stockes  dicht  angelegt,  darauf  
 eine  Hand  voll  trockener  Blätter  fest  angedrückt  und  darüber  
 feuchte  Erde  geschüttet  und  geprefst,  so  dafs  zwey  bis  drey  
 Knoten  der  Reben  in  der  Erde  und  zwey über  der Erde  bleiben.  
 Das Pfropfen  geschieht,  wenn der Weinstock  in  vollem  Safte steht  
 oder  thränt.  Nach  ein  Paar  Wochen,  wenn  sich  die  Au-  
 <ren  zu  rühren  anfangen,  mufs  alle  drey  Tage  auf  jeden  
 gepfropften  Stamm  ein  gutes  Quart  Wasser  in  -ein  gemachtes  
 Grübchen  gegossen  werden,  bis  um  die  Zeit,  da  die  
 Gerste  reift.  Gemeiniglich  treiben  die  eingesetzten  Reiser  das  
 erste  Jahr  so  stark,  dafs  man  sie  im  nächsten Frühlinge  schon  
 ablegen  und  Früchte  von  ihnen  haben  kann.  Auf  diese Weise  
 k a n n   m a n   unbekannte Sorten  geschwind vermehren  und  schlechte  
 Stöcke  veredeln.  Ein  Mann  kann  fünfzig  bis  sechzig  Stöcke  
 in  einem  Tage  pfropfen. 
 Die  Weingärten  in  den  besten  Krymischen  Weinthälern  
 Sudagh  und  Koos,  sind  mit  vermischten  mehrentheils  wei-  
 fsen  Traubensorten  bepflanzt,  vermuthlich weil  der  weifse Wein  
 hier  feuriger  und  besser  ausfällt,  als  die  rothen Weine.  Jeder  
 Tatarische  Garten  hat  gemeiniglich  nur  ein  kleines  Stück  mit  
 hochrankenden  rothen  und  weifsen  Reben,  und nicht  in  allen 
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 findet  man  ein  kleines  Stück  mit  schwarzen  Trauben  bepflanzt.  
 Ich  will  zuerst  die  allgemeinen  und  gewöhnlichsten  Sorten  von  
 Rgben,  welche  in  vorgenannten  Thälern  hauptsächlich  gepflanzt  
 sind.  darnach  aber  die  seltneren  und  besonderen  beschreiben,  
 deren  zwar  viele  auch  in  andern  Weinländern  zu  finden  sind,  
 aber  aus  dem Gedächtnisse  nicht  genau  mit  den  auswärtigen  verglichen  
 werden  können.  Überhaupt  haben  eigentlich die  weifsen  
 Weine  Sudagh  und  Koos  berühmt  gemacht,  und  sie  kommen  
 an  Güte,  Feuer  und  Geschmack  den  besten  Niederungrischen,  
 z.  B.  dem Rüster  und  Ratzersdorfer  ungemein  nahe;  ja  sie  könnten, 
   bey  guter  Behandlung,  selbige  noch  wohl  übertreffen  und  
 sind  überhaupt  sehr  gesund  und  dem  Taurischen  Clima  angemessen. 
 Von  weifsen  Trauben  sind  die  gewöhnlichsten: 
 i ) S c h i r ä - J s j um ,   welches  im  Tatarischen  eigentlich  
 We inbe e r e   schlechtweg  bedeutet.  Es  ist  eine  ansehnliche, 
   lockere  Traube,  mit  ovalen,  in  feuchtem  Boden  
 ganz  grasgrünen,  im  trocknen  mehr  weifslichen,  stark  
 bereiften,  überaus  dünnhäutigen  und  halbdurchsichtigen  
 Beeren,  die  vielen,  aber  leichten  Wein  geben,  der  an  
 und  vor  sich  nicht  von  Dauer  ist.  Wenn  diese  Traube  
 recht  reif  wird,  verwandelt  sie  ihrehochschmaragd-grüne  
 Farbe  oft  in  eine  goldgelbliche.  Diese  Sorte  macht  grofse  
 Ranken,  wächst  auch  im  trocknen  Boden  am  willigsten;  
 ihr Holz  ist  gelbbraun,  etwas  röthlich;  das  Blatt  istgrofs,  
 grob  geadert,  unten  weifswollig,  mit  zwey  tiefen  und  
 zwey  flächern  Ausschnitten,  und  wird,  wenn  es  trocknet, 
 P a  R.  2r  B. F  f  f