
Es könnte bei dieser Ansicht auffalleo, dass nicht
allein die Anzahl der Goldgänge, sondern auch ihr
Ertrag, in Vergleich mit der Anzahl und dem Ertrage
der Seifenwerke nur sehr gering ist. Indessen muss
man in Rücksicht der Zahl der Gänge bedenken, dass
der Ural in dieser Hinsicht noch zu wenig gekannt ist,
und daher noch viele Goldgänge vorhanden sein können,
von derem Dasein man nichts w e is s 1) ; dass auch die
Auffindung von Goldgängen, selbst wenn der Ural viel
weniger unwegsam wäre, als er es ist, mit grossen
Schwierigkeiten verknüpft ist und planmässig kaum betrieben
werden kann, sondern gewöhnlich nur dem Zufall
überlassen bleiben muss, v^brend die Auffindung
von Goldseifen, wenn einmal ihr Dasein überhaupt
nachgewiesen, viel leichter ist und planmässiger erfolgen
kann. Auch ist es viel leichter, sich von
der Vertheilung des Goldes in einem Seifenwerke
Auskunft zu verschaffen, als in einer Grube5 man
kann dort schnell die Stellen auffinden, wo das Gold
in der grössten, und überhaupt in bauwürdiger Menge
vorhanden ist, während alle diese Versuche in der
Grube unsicherer und bei weitem z e it- und geldraubender
sind. Die Seifenwerke werden daher in
kurzer Zeit und mit geringen Kräften eine Menge
Gold produciren können, welche die Gruben bei einer
entsprechenden Reichhaltigkeit auch bei dem stärksten
Betriebe in gleicher Zeit nicht zu liefern im Stande
sind; sie werden daher aber auch um so längere Zeit
im Betriebe bleiben, während das Bestehen eines Sei-
fenwerkes immer schnell vorübergehend ist, wie diese
Erfahrung schon häufig am Ural gemacht ist. Es
ist vorauszusehen, dass der eigentliche Bergbau auf
T) Diess beweist auch die Entdeckung der Goldgänge von Paw-
lowsk, Anatolsk und Ulkinsk bei Niscbne-Saidinsk und Nischne -Ta .
gilsk (I, ) , so wie die bei Miask (II, 36), die erst in ganz neuer
Zeit erfolgt ist.
Gold am Ural erst anfangen wird, wenn die Goldseifen
aufgehört haben ergiebig zu sein.— Wahrscheinlich
liegen aber die Goldgänge des Ural vorzugsweise
auf seiner Ostseife, da auf dieser Seite die
meisten und reichsten Goldseifen, so wie alle bekannten
Goldgänge liegen, auch hier die meisten Durchbrüche
von Granit und anderen plutonischen Gebirgs-
arten statt gefunden haben.
Ganz verschieden von dem ursprünglichen Vorkommen
des Goldes am Ural ist aber sehr wahrscheinlich
das ursprüngliche Vorkommen des Platins daselbst.
In den reichen Platinseifen auf dem Westahhange der
Bjelaja Gora bei Nischne-Tagilsk, wo sich das Platin
in der grössten Menge findet, kommt es ohne Gold,
und mit nur sehr wrenigem Quarz in einem Gerolle
vor, das fast nur aus Serpentin besteht, ist darm häufig
mit Chromeisenerz verwachsen, dessen eigentliche
Lagerstätte der Serpentin ist, und ist angeblich selbst
in einem Serpentingerölle angetroffen worden. Hiernach
ist es sehr wahrscheinlich, dass dieses Platin
ursprünglich in Serpentin eingewachsen gewesen ist, der
hier auch den Rücken des Ural bildet, und an dessen
Abhängen die Platinseifen liegen; in diesem Serpentin
möchte es daher auch selbst noch anstehend anzutreffen
sein. Dieses Vorkommen wäre dann nicht
allein von dem gewöhnlichen Vorkommen des Goldes am
Ural verschieden, sondern auch von dem ursprünglichen
Vorkommen des Platins in Columbien, wo es
sich nach B o u s s i n g a u l t wahrscheinlich auf Gängen
findet *). Ob diess Vorkommen in Serpentin aber das
alleinige Vorkommen des Platins am Ural se i, könnte
noch zweifelhaft scheinen, da auch in den Goldseifen PlaB
o u s s i n g a u l t fand zu Santa Bosa de los Osos Körner
von Platin in dem pulverförmigen Golde, das man aus einem erdigen
Brauneisenerze, dem sogenannten Paco, ausgewaschen hatte, welches
auf Gängen im verwitterten Syenite vorkommt (vergl. P o g g e n -
d o r f f s Annalen B. VII S. 523),