
hielten auch Körner von Quarz. Bei Osernoi setzten
wir wieder auf das rechte Ufer des Irtysch, und g e langten
so noch an demselben Tage um 11 Uhr Abends
nach Semipalatinsk, wo wir von dem Koinmerzienrath
Herrn P o p off, dessen Bekanntschaft wir schon in Ust-
kamenogorsk gemacht hatten, gastfrei aufgenommen
wurden, und die Nacht und den Vormittag des folgenden
Tags blieben.
Semipalatinsk ist ein Ort von 2000 Einwohnern,
hat eine Festung und einen Tauschhof, und ist durch
seinen Handel nach Mittelasien, der ausserdem fast
nur noch in Petropawlowsk, Troizk und Orenburg betrieben
wird, von grösser Wichtigkeit. Von Semipa-
latinsk ans gehen Karawanen nach den chinesischen
Städten Tschugutschak, Guldscha und Kaschkar; ferner
nach Taschkend und Kokan, selbst bis nach Kaschmir.
Der besonders lebhafte Handel nach China, darf
indessen nicht direkt getrieben werden; die Russischen
Karavanen erhalten nur unter dem Namen der Kirgisi-
sehen den Zutritt und werden von Tartaren, die in Sibirien
angesiedelt sind oder von Kirgisen geführt. Am meisten
bringen die Russen Vieh, besonders Schafe nach
China, die sie erst selbst von den Kirgisen eintauschen,
und dann gegen baumwollene und seidene Stoffe absetzen.
Der Handel mit Taschkend, Kokan uud Kaschmir ist
wegen der grössern Eutfernung weniger lebhaft, doch
sind einige Taschkender selbst in Semipalatinsk ansässig
*); die übrigen Einwohner bestehen ausser den
Russen besonders aus Tartaren (Türken) und Kirgisen.
Unter den Männern, deren Bekanntschaft wir in Semipalatinsk
machten, waren uns noch besonders der Polizeimeister,
Obristlieutenant v . Kl os t e r mann und derCom-
•*) Ausführlichere Nachrichten über den Handel der Russen nach
Tschugotschak und Guldscha geben P u tim s t ew in K l a p ro t h’s mag.
asidtique von 1826 T. I S. 173 und über den Handel von Semipalatinsk
überhaupt Me y e r in L e d e b o u r ’s Reise Th. II S. 6 0 3 ; wie auch J.
de H a g e m e i s t e r E ssa i sur le commerce de VAsie 1839 p . 3.
mandant der Festung, Obrist v. Kempen interessant;
beide sind ans Reval gebürtig und sprechen daher
deutsch.
Durch den Verkehr mit China war Herr Popo f f
in den Besitz von vielen chinesischen Geräthschaften,
Bildern und ändern Merkwürdigkeiten gekommen, die
er uns mit Vergnügen zeigte; ausserdem sahen wir
bei ihm auch mehrere seltene Mineralien, wie einige
vortreffliche Stücke von Dioptas, die man freilich in
Semipalatinsk fast aus der ersten Hand haben kann *),
und mehrere derbe Stücke von Lasurstein von bedeutender
Grösse, unter diesen eines, welches über einen
Fuss lang, und einen halben Fuss breit und dick war,
und dessen Werth Herr P o p o f f auf 500 Papier-Rubel
anschlägt. Von kleineren Stücken verkaufte er das
Pfund zu 15 Rnbeln; ihr Fundort soll der Badakschan
sein. Ferner zeigte uns Herr P o p o f f mehrere Erzstufen
aus einem Hügel in der Kirgisensteppe, welcher
die Swinzowaja Gora (kirgisisch Kurgan-Tasch) genannt
wird, und 5 Werste südlich von den Quellen
der Nura liegt *). Die Erze enthalten 12 Solotnik
Silber im Pud und kommen nach den Untersuchungen
die Herr Po p o f f schon angestellt hat, in grösser Menge
vor, würden also bei ihrer Reichhaltigkeit an Silber
einen eigenen Bau darauf sehr gut belohnen. Herr
P o p o f f hatte auch einen solchen beabsichtigt und dess-
halb um die Erlaubniss der Regierung dazu nachgesucht,
dieselbe aber nicht erhalten, weil sich die Erze
in dem Gebiete der unabhängigen Kirgisen finden. Nach
Stufen, die uns Herr Pop o f f ze ig te , und von denen
er uns gern Proben mittheilte, haben die Erze eine
grosse Aehnlichkeit mit den Silbererzen von Siränowsk
und bestehen in einem porösen Gemenge von Quarz
und Weissbleierz, das grösstentheils eine schwarze
Färbung und Fettglanz hat. Bleiglanz findet sich hier
*) Vergl. Th. I, S. 488.
a) Vergl. L e d e b o u r ’s Reise Th. II S. 427.