technischen Zwecke, zur Seifensiederei, Glasfabrikation
und Färberei die Pottasche nicht allein ersetzt,
sondern sogar fibertrifft, so begreift man leicht die
grosse Wichtigkeit, welche die Sodafabrikation für
Russland haben muss, wo die Pottasche einen bedeutenden
Ausfuhrartikel ausmacht. Mit der Abnahme der
Wälder muss diese nothwendig im Preise steigen, so
dass vorherzusehen ist, dass die Soda bei ihrer gros-
sen Anwendbarkeit, zumal da sie bei ihrer leichten
Fabrikation auch zu einem geringeren Preise wird
darzustellen sein, die Pottasche mit der Zeit ganz aus
dem russischen Handel verdrängen wird. Diess kann
abei* nur zum Vortheil der russischen Wälder sein,
die allerdings in einigen Gegenden noch in Ueberfluss
vorhanden sind, in anderen dagegen schon so abgenommen
haben, dass der Mangel an Holz sehr fühlbar
geworden ist.
Das bei der Bereitung des Glaubersalzes in der Mutterlauge
zurückbleibende Chlormagnesium könnte mit
Vortheil auf Magnesia alba benutzt werden, welches auch
unmittelbar aus dem Bittersalze gemacht werden könnte,
indem man die Fabrikation mit der der Soda verbindet
und das Bittersalz durch kohlensaures Natron zersetzt,
wobei man wieder Glaubersalz erhielte. Die Magnesia
alba wird in Russland jetzt gänzlich aus dem Auslande
bezogen, und die dafür ausgegebenen Summen
könnten daher auch gänzlich der inländischen Industrie
zugewendet werden.
Vielleicht wären noch andere Salzseen des süd-
ichen Russlands durch vortheilhaftere Lage, oder eine
grössere Menge von darin enthaltenem Bittersalze
zur Bereitung von Soda noch geeigneter als der Elton
Se e, und Göbe l macht namentlich auf die Karr-
duanschen Seen am Kigatsch aufmerksam , die ganz
in der Nähe von Astrachan gelegen, an ihrem Boden
schon fertig gebildetes Glaubersalz in ausserordentlicher
Menge enthalten. Die Benutzung dieser ungcheuren
Naturschätze, die jetzt noch unbenutzt da lie-
o-en, ist schon mehrfach angeregt, wie Namentlich von
Erdmann und v onGöbe l , und gewiss wird die zur
Belebung der inländischen Industrie so thätige russische
Regierung diesen so wichtigen Gegenstand nicht
lange mehr unbeachtet lassen. —
Wir brachten den Vormittag des 8, Octobers mit
der Besichtigung des Sees zu. Wir fuhren mit einigen
Leuten auf den Kanälen in den _ ö See hinein, Hessen
uns hier die Gewinnung des Salzes zeigen, wobei die
Leute mit blossen Füssen in den See stiegen, füllten
mit der Soole, die eine Temperatur von 9°,3 R, hatte,
eine Flasche, die mit einem gut schliessenden Korke
verschlossen wurde, um sie zur Analyse mitzunehmen,
und sammelten Proben von dem Salz. Wir gingen
sodann an den Ufern des Sees entlang, um auch
diese kennen zu lernen. An dem Rande des Sees lag
eine unzählbare Menge von Käfern und Insekten, besonders
Heuschrecken, die von den Stürmen in den
See geworfen, hier aber vollkommen erhalten waren.
Man hatte hier fast eine vollkommene Fauna der
Steppe, und Prof. E h r e n b e r g sammelte von diesen
in dem See umgekommenen Käfer und Insekten fast
200 Species. Auch Vögel befanden sich unter diesen
Thieren; und diese sollen auch nicht selten noch lebend
gefangen werden, wenn sie sich auf dem See
niederlassen, indem sie , wenn ihr Gefieder mit der
Salzsoole getränkt ist, sich nicht wieder erheben können.
Nachdem wir nun noch die übrige Einrichtung
am Elton-See kennen gelernt, Herr v o n Humbol d t
zur Bestimmung der Lage des Elton-Sees einige Sonnenhöhen
genommen, und Prof. Ehr enbe r g das Skelett
einer S a ig a -Antilope, die er von dem Kosaken-
Officier erhalten, soweit präparirt hatte, dass es mitgenommen
werden konnte, verliessen wir den Elton-
S e e , und kehrten auf demselben W e g e , auf welchem
wir gekommen, wieder zur Wolga zurück. Auf der