
15 Lachter hohen Ufern iliesst, und in welchen man
den rothen feinkörnigen Sandstein der Gegend in
söhligen Schichten anstehen sieht. Bei der steppen-
aitig^n Natur der Umgebung erfreut und überrascht
um so mehr ein schöner grösser Park, auf einer Insel
in dem Ural oder vielmehr zwischen dem alten und
neuen Bette des Ural, in welchem sich hohe Bäume
von der Schwarz- und Silberpappel und von Weiden
finden z). Für den bedeutenden Handel mit den Kirgisen,
Bokharen und Khiwensen ist auf der Südseite
des Ural, 2 Werste von der Stadt, der grosse Asiatische
Tauschhof gebaut. Er ist mit einer grossen
steinernen Mauer in Form eines Quadrats, von welchem
jede Seite 100 Faden lang ist, umgeben, und
hat zwei Eingänge, einen für die Europäischen und
einen ändern für die Asiatischen Kaufleute. Ich sah
ihn nur von fern, da er schon an demselben Tage
von Herrn v. Humbo l d t in Begleitung des Zolldi-
rectors Herrn S u s c h k o f f besucht worden war.
Wir verweilten in Orenburg einige Tage, und
durften so hoffen, in diesem Hauptsitze des Verkehrs
mit Inner-Asien die interessantesten Bekanntschaften
zu machen. Leider täuschte uns diese Hoffnung in
Bezug auf den ersten Mann des Gouvernements, den
General-Gouverneur v. E s s e n , der nur wenige Tage
vor unserer Ankunft Orerburg verlassen hatte, und
auf einer Inspectionsreise der Linie begriffen war, wo
wir ihn den 18, Sept. in Sirtinskoi Redut am frühen
Morgen auf einige Augenblicke gesehen hatten. Da
en uns \ on allen Seiten und besonders von unseren
Reisegefährten Hofmann und von He lme r s e n
als ein Mann von Geist und Herz gerühmt wurde,
der jede wissenschaftliche Unternehmung mit dem
*) H ie r steht auch eia Tempel mit Säulen von einem weissen
dichten Kalkstein, der i« dem Berge Grebeni 20 Werste nördlich
von Orenburg gebrochen wirö.
grössten Eifer zu unterstützen bemüht wäre, so mussten
wir um so mehr bedauern, dass seine Dienstverhältnisse
ihn während unseres Aufenthaltes von Orenburg
entfernt hielten.
Desto mehr schätzten wir uns glücklich, einen
anderen Mann, den General-Major v. Ge n s , kennen
zu lernen, der durch seine Kenntniss der Geographie
und des politischen Zustandes von Mittel-Asien, womit
er sich aus Vorliebe, und durch seine Stellung als
Präsident der Asiatischen Gränz-Commission veranlasst,
viel beschäftigt hatte, uns allen und besonders
Herrn von Humbol d t ein grosses Interesse ein-
flösste. Er hatte durch die Karavanen, die aus Bo-
khara, Taschkeud, Khokand und der Kirgisensteppe
häufig nach Orenburg kommen, eine Menge Nachrichten
über diese und die angränzenden Staaten eingezogen,
die um so schätzbarer sind, als sie bei der
grossen Unzugänglichkeit dieser Staaten für Europäer
auf directem Wege ,gar nicht, oder nur mit den grössten
Schwierigkeiten erhalten werden können. Ebenso
hatte er auch eine grosse Anzahl Marschrouten der
verschiedenen Karavanen, die er Herrn v on Humbo
ldt mittheilte, gesammelt, und hier wie überall
durch lange Erfahrung und durch Vergleichung der
verschiedenen Aussagen das oft absichtlich Entstellte
erkennen, und das Falsche von dem Wahren zu scheiden
gelernt1)* Ausserdem theilte er uns auch viele
Nachrichten über die Naturprodukte der Kirgisensteppe
mit, und konnte uns auch einige derselben lebend vorzeigen,
da er in seinen Ställen einen Kirgisischen
Ziegeubock mit langen und feinen Haaren, einen vor-
Einen Theil dieser Sammlungen hat Jetzt H e rr v o n H e l m
e r s e n u n te r dem T ite l: Nachrichten über Chiwa, Buchara, Cho-*
kand und den nordwestlichen Theil des chinesischen S ta a te s, gesammelt
vom General-Major G e n s , herausgegeben.