
Die Art tmd Weise, wie das Salz gebrochen wird,
ist höchst einfach. Die Arbeiter, mit grossen rindsie-
dernen Stiefeln versehen, fahren in den Kähnen bis
zu den Orten, wo sie zu brechen angewiesen sind,
steigen dann in den See hinein und stossen paarweise
neben einander stehend, mit hölzernen Stangen, die
unten mit eisernen Spitzen beschlagen sind, Stücke
von der Salzkruste am Boden des Sees ab, die sie
sodann zerschlagen, zusammenschaufeln, mit derSoole
vom Schlamme rein waschen, und in die Kähne laden.
Man stösst nur die obere 5 Zoll dicke Kruste ab, die
darunter liegenden Lagen, die mit Schlamm zu sehr
verunreinigt sind, werden nicht benutzt. In den Kähnen
wird das Salz zum Ufer geführt, und dort ausgeladen
und in grosse prismatische Haufen zusammengestürzt,
die man unbedeckt stehen lässt, bis sie dann
weiter verfahren, und in die Magazine von Nikola-
jewskaja und Pokrowskaja, Kamyschin und Saratoff
gegenüber gebracht werden. Die Lücken, die durch
das Wegbrechen in der Salzkruste des Bodens entstehen,
werden durch neuen Absatz bald wieder aus-
gefüllt, so dass eine Verminderung nicht zu bemerken
i s t und die Masse des in dem Elton-See enthaltenen
Salzes unerschöpflich genannt werden kann.
Das Brechen des Salzes geschieht durch freie
Arbeiter, die von der Regierung gemiethet werden,
und von Anfang Mai bis Mitte Septembers die Arbeit
fortsetzen. Hier hört man auf, weil sich nun schon
zu viel Bittersalz niederschlägt, welches das Kochsalz
verunreinigt. Die Anzahl der Arbeiter richtet sich
nach dem jedesmaligem Bedürfniss und dem Zustand
der Bestände, und beträgt 5 bis 15 Hundert Mann.
2 Mann können bei günstiger Witterung täglich 600
Pud Salz liefern. Das gebrochene Salz wird von den
Arbeitern nach dem Gewicht angenommen, und jedes
Pud ihnen mit 3 Kopeken bezahlt. Zur Direction des
Ganzen i$t ein Inspector mit 6 Aufsehern und 8 anderen
Beamten angestellt,
Das Transportiren des Salzes vom See zu den
Kronsmagazinen geschah früher durch besondere Fuhrleute,
die sich in verschiedenen Dörfern an dem linken
Wolga-Ufer angesiedelt hatten, und das Pud Salz für
ein bestimmtes, sehr niedriges Fuhrlohn zu liefern sich
verpflichtet hatten, wofür sie von der Rekrutenstellung
und den übrigen Abgaben der Kronsbauern befreit
waren, und bei ihrer Ansiedelung ein bestimmtes
Stück Ackerland erhielten. Seit 1828 fand es aber
die Krone bei der zunehmenden Bevölkerung jener
Dörfer für angemessen, die Ausfuhr von Salz durch
freie Fuhrleute zu bewerkstelligen, daher denn jene
Dörfer von ihrer Obliegenheit befreit und in den Stand
der Kronsbauern versetzt wurden.
Die von der Krone zur Gewinnung und zum
Transpoi’t des Salzes am Elton - See_ getroffenen Einrichtungen
bestehen erst seit dem Jahr 1747. Vor
dieser Zeit beschäftigten sich die Bewohner von Ka-
myschin und Saratoff selbst damit; sie zahlten für jedes
Pud Salz zu Saratoff 3 Kopeken Zoll, und verkauften
dasselbe in den nahe gelegenen Provinzen.
Im Anfang der von der Krone eingesetzten besonderen
Verwaltung betrug die jährliche Ausfuhr vom Elton
See nur 13,500 Pud; sie vergrösserte sich aber
allmählig, und stieg im Jahre 1807 bis auf 10 Millionen.
Seit dieser Zeit verminderte sie sich durch Benutzung
anderer Quellen wieder, beträgt aber immer
noch 1 bis 3 Millionen Pud. Vom Jahre 1747 bis
1833, also im Verlauf von 86 Jahren, wurden vom
Elton-See an die Magazine an der Wolga 366 Millionen
Pud Salz geliefert, was eine durchschnittliche
Ausfuhr von mehr als 4 Millionen Pud des Jahres
ausmacht
*) Ausführlichere statistische und öconomische Nachrichten über
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