
Zu den reichsten Bitterseen gehören die Ivarr-
d n ans ch en Seen, 17 kleine Seen, die in der Nähe des
Kordons Karrduansk an dem Kigatsch, dem östlichsten
Arme der Wolga und nicht weit von seiner Mündung
liegen. Göbe l besuchte im Juni 1834 nur einen derselben,
doch sollen die übrigen von ganz gleicher Beschaffenheit
sein. Er fand bei diesem die Soole etwa
Fuss tief, und den Boden mit einer 2 Zoll dicken
Lage eines blendend weissen in Würfeln krystallisir-
ten Kochsalzes bedeckt, die im Laufe des Sommers
bis zu einer Dicke von ein bis anderthalb Fuss an-
wachsen soll. Unter dieser Kochsalzlage befindet sich
eine mehr als Fuss-tiefe Lage eines in prismatischen
durchsichtigen Krystallen krystallisirten Salze s, das
eine Verbindung von schwefelsaurer Talkerde und
schwefelsaurem Natron ist.
Die Soole dies Sees enthält nach Göbe l :
schwefelsaure Talkerde 8,2201
Chlornatrium 10,5387
Chlormagnesium 9,9124
Wasser 71,3288
100,0000
Sie enthält demnach 28,6712 feste Bestandteile; ihr
spec. Gewicht betrug bei 14° B. 1,26881.
Das Doppelsalz am Boden des Sees enthielt:
schwefelsaures Natron 41,00
Schwefelsäure Talkerde 35,18
Chlormagnesium 0,3d
mit Gyps gemengte Sandkörner 1,75
Wasser 21,56
Hiernach würde ihm die Formel
Na S + Mg S + 4 B
zukommen. Das Salz verwittert an der Luft, und ist
in Wasser leicht löslich. Bei einer in der Siedsitze
bereiteten Auflösung zersetzte es sich, und es kry-
stallisirte bei einer Temperatur von 10 ° das meiste
Glaubersalz mit nur wenigem Bittersalze vermengt
heraus, während die darüber stehende Flüssigkeit das
übrige Bittersalz mit nur wenigem Glaubersalz enthielt.
Seine Bildung scheint daher von gewissen Umständen
abhängig zu sein *). Wahrscheinlich hat es sich
im Winter durch gegenseitige Zersetzung von Bittersalz
und Kochsalz gebildet, wodurch schwefelsaures
Natron und Chlormagnesium entsteht. Bei der all-
mähligen Verdunstung im Frühjahr hat sich das schwefelsaure
Natron in Verbindung mit unzersetztem Bittersalze
abgeschieden, und eine Mutterlauge mit vielem
Kochsalze, Chlormagnesium und wenigem Bittersalze
hinterlassen, aus welcher sich dann im Sommer
wie in den übrigen Seen noch weiter Kochsalz
ablagert. Die Karrduanschen Seen haben keine
Zuflüsse und ihr Salzgehalt ist daher nicht so unerschöpflich
wie der des Elton-Sees und anderer. —
Was nun die Gewinnung des Salzes aus dem
Elton-See anbetrifft, so findet diese nur auf der westlichen
Seite des Sees statt, auf welcher sich auch die
Wohnungen der Beamten,; die hölzerne Kirche, das
Wachthaus für das Kosakenpiquet, und die Erdhütten
der Arbeiter befinden. Die Stellen, an welchen g e brochen
wird, liegen in ziemlich weiter Entfernung
vom Ufer, denn näher an demselben ist das Salz weniger
rein, und in dünneren Lagen abgelagert. Um zu
diesen Stellen zu gelangen und das gewonnene Salz
leicht fortschaffen zu können, hat man vom Ufer aus
Kanäle in den Salzgrund des Bodens gearbeitet, die
mit Kähnen zu befahren, und oft 200 Faden lang sind.
Diese Kanäle werden immer offen erhalten, und von
dem sich in ihnen absetzenden Salze von Zeit zu Zeit
gereinigt.
*) Es ist diess dasselbe Salz, welches früher von Astrachan unte
r dem Namen S a l catharticum Astrachanense viel verschickt wurde.
Man könnte daher diess in der N a tu r fertig gebildete Salz A s t r a -
k a n i t nennen.