diese werden, je ferner von der Wolga je seltener.
Das Land stellt eine fast vollkommene Ebene dar, die
hier und da nur etwas wellig ist, doch in der Regel
einen vollkommenen Horizont wie das Meer bildet.
Bei der späten Jahreszeit war die Vegetation schon
grösstentheils verdorrt, der spärliche Pfllanzenwuchs
bestand nur aus dem niedrigen, hinkriechenden Poly-
gonum aviculare, das eine ganz rothe Farbe hatte, und
mehreren Arten von Chenopodien. Schon lange hatte
der Salztransport, der im Frühjahr und im Sommer
die Weo-e, die zum Salzsee führen, belebt, aufgehört,
und alles um uns war öde und einsam; nur in der
Ferne sahen wir häufig die flüchtigen Saiga-Antilopen
einzeln oder zu kleinen Heerden versammelt, vorüberspringen,
und auf und neben dem Wege rollte der
heilige Käfer Ateuchns sacer die aus Mist geformten
Kugeln, worin er seine Eier gelegt hat. Viel
grösser als er selbst verbergen diese Kugeln ihn fast
ganz, und nur bei genauerer Untersuchung sieht man
seine Anstrengung, dieselben mit den Hinterfüssen fort-
zuschieben, um- sie in seine unterirdische Wohnung
zu wälzen. Es war dieselbe Art, die Prof. E h r e n b
e r g in den Wüsten Afrika’s gefunden hatte, die
auch dort fast das einzige lebende Wesen in der Wüste
bildete, und die hier wiederzufinden ihm nicht g e ringe
Freude machte.
Von Zeit zu Zeit sind bei dem Wege kleine
Brunnen angelegt, die mit Brettern eingefasst sind,
und von der Regierung unterhalten werden, damit die
Salzfuhrleute an ihnen ihr Vieh tränken können. Die
ersten, welche wir trafen, waren 20 Werste von
Rachinka entfernt, und wurden Korotkoi kolodez (die
kurzen Brunnen) genannt. Es waren ihrer zwei, die
beide eine gleiche Tiefe von 6§ Faden, und eine Temperatur
von 6°,2 R. bei einer Temperatur der Luft
von 16°,5 hatten. Nicht viel verschieden, 6°,4 war
die Temperatur eines anderen Brunnen, den wir 10
Werste weiter bei dem Golowin-chutor, dem letzten
Meierhofe auf diesem Wege antrafen. Hier fanden
wir auch die ersten frischen Pferde; dann wechselten
wir dieselben noch dreimal; bei der fünften Station,
die wir erst nach Sonnen-Untergang erreichten, trafen
wir aber keine frische Pferde an, daher wir genöthigt
waren, mit denselben Pferden, die wir zuletzt erhalt
ten hatten, auch noch den übrigen Theil des Weges,
im Ganzen 40 Werste, zurückzulegen. Die Nacht war
kalt; der Wind hatte .sich zwar vollkommen gelegt?
wir hatten- dadurch aber nur um so mehr in unseren
niedrigen Wagen von dem Staube zu leiden, den die
Pferde auf dem trockenen Boden erregten. Um 2 Uhr
erreichten wir endlich den El ton-See, wo uns natürlich
Niemand erwartete, und wir nur mit Mühe in einem
der hier befindlichen Gebäude auf der Westseite
des Sees Einlass fanden. Während des Winters,
wo nicht gearbeitet wird, bleibt nur ein Beamter an
Ort und Stelle, der mit einem Kosakenofficier und einigen
Kosaken die Aufsicht über die Gebäude und die
Salzniederlagen führt.
Am Morgen wandten wir uns sogleich zur Untersuchung
des Sees, der von der Sonne beschienen vor
uns lag, und wegen des überall an seinem Boden und
an seinen Rändern krystallisirten Salzes wie eine grosse
Eisfläche erschien. Des Abends bei untergehender
Sonne soll er häufig einen goldfarbigen Schein erhalten,
und davon der Name Altan Nor (der goldene S ee)
entstanden sein, d*en er bei den Kalmücken führt, und
woraus der russische Name Elton entstanden ist. Er
hat eine elliptische Form; sein grösster Durchmesser
geht von O. nach W ., und beträgt 20 Werste, sein
kleinster Durchmesser von S. nach N. 16, sein Umfang
47 Werste. Er ist nur ganz flach, und zwar in dem
Maasse, dass man ihn überall durchwaten kann, obgleich
man diess nicht mit völliger Gewissheit sagen
kann, da man bis zur eigentlichen Mitte wohl noch nicht
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