vergleichen zu können. Wir blieben nun aber den
Nachmittag des 2. October und die folgende Nacht in
Wolsk, da die Anstalten zum Uebersetzen über die
Welga doch nicht vor Abend beendet werden konnten,
und benutzten den Abend, um einige Ausflüge in die
Umgegend zu machen. Wir besuchten die Berge auf
der Westseite der Stadt, und fanden sie hier überall
aus deutlicher Kreide bestehend, die abfärbend und
schreibend ist, und nicht selten Versteinerungen von
belemnites mucronatus enthält. Einige Quellen, die aus
derselben hervorbrachen, hatten eine Temperatur von
6,5 bis 7° R. (die Temperatur der Luft betrug
13°,5); da sie aber alle mit einer Einfassung umgeben
waren, in welcher sich ihr Wasser vor dem Ab-
fliessen sammelte, und durch die umgebende Luft erwärmte,
so kann die gefundene Temperatur der Quellen
kein ganz genaues Resultat für die Temperatur
des Bodens von Saratoff abgeben.
Am Morgen des 3. Oct. wurden unsere Wagen
in der Frühe mit der Fähre über die Wolga gesetzt,
während wir selbst später in einem Bote mit dem Fürsten
und den Herren Etatsräthen S t u t z und Er n s t
von der Tutelkanzlei für die deutschen Kolonien hinüberfuhren,
wozu wir dreiviertel Stunden Zeit g e brauchten.
Die deutschen Kolonien fangen gleich Wolsk
gegenüber mit der Kolonie Schafhausen an, und ziehen
sich an dem linken Wolga-Ufer in einiger Entfernung
von demselben entlang bis zu der Kolonie Krasnoi Jar,
die 25 Werste von dem russischen Dorfe Pokrowskaja,
dem Ueberfahrtsorte nach Saratoff entfernt ist. Eben so
ziehen sie sich noch den grossen und kleinen Kara-
man aufwärts, zwei Flüsse, die nicht weit von einander
und noch vor Krasnoi Jar sich in die Wolga ergiessen.
S ie liegen meistens nahe neben einander, wie man aus
der folgenden Uebersicht sehen kann, welche nur die
Namen und relativen Entfernungen derjenigen Kolonien
enthält, durch welche uns unser Weg führte.
1. Schafhausen
2. Baratajewka 4 Werste
3. Basel 4 -
4, Zürich 2 -
5. Solothurn 1 -
6. Paninskoi 5 -
7. Lucern 5 - ’ -
8. Unterwalden 1 - -
9. Susannenthal 1 -
10. Baskakowka l -
11. Resanowka 1 -
12. Orlowskoi 4 -
13. Obermonjou 5 -
14. Katharinenstadt 7 -
15. Kuno 5 -
16. Philippsfeld 2 -■
17. Niedermonjou 9 -
18. Swonarewka 7 -
19. Podstepnoi 6 -
20. Krasnoi Jar *) 5 -
Die Kolonisten treiben grösstentheils Ackerbau;
sie bauen alle Getraide-Arten, Kartoffeln, Erbsen, Linsen,
Hirse, Hanf und Lein, besonders aber Waizen
und Taback, welche beide Produkte von vorzüglicher
Güte und sehr gesucht sind. Der Taback erfreut sich
besonders eines reichhaltigen Absatzes bei den Kirgisen
und Kalmücken der benachbarten Steppen; er wird
nur von den Kolonisten der Wiesenseite gebaut, und
die gewonnene Menge desselben auf 250,000 Pud
jährlich berechnet. Der Boden ist schwarz und fett,
und so fruchtbar, dass er nur für den Taback gedüngt
zu werden braucht, was um so erwünschter ist, da
man sich in Ermangelung eines ändern Brennmaterials
1) Der kleine Karaman fliesst zwischen den Kolonien Kuno und
I’liilippst'eld, der grosse Karaman zwischen Niedei moiijou und Swo-
narewka. Die Kolonien Sclinfhausett und Kalliarinensladt sind Stationen.