Aus 6 Wedro Tschigan oder Kumis erhält man ein
Wedro Araca, und aus 96 Stoff Araca 8 Stoff Arsa,
also aus 72 Maass Tschigan 1 Maass Arsa.
Es ist aber nicht die gesäuerte Stutenmilch allein,
aus welcher die Kalmücken diesen Branntwein machen;
im Winter, wo dieStuten weniger Milch geben,
bedienen sie sich auch dazu der gesäuerten Kuhmilch,
welche sie Arjän nennen, so wie der daraus dargestellte
Branntwein Airak heisst. Aber dieser Branntwein
ist nicht allein schwächer als der Arsa, er wird auch
in geringerer Menge als dieser erhalten *).
Die Bereitung des Tschigans geschieht auf die
Weise, dass die Milch der Stuten, so wie sie gemolken
ist, in Beutel von Schaffellen gethan und fleissig
umgeschüttelt wird. Gemeiniglich sind die unreinen
Gefässe allein schon hinreichend die Säuerung zu be*)
Man hat die durch P a l l a s schon ausführlich beschriebene
Bereitung eines Branntweins aus der Stutenmilch sich in so fern
nicht erklären können und zum Theil bezweifelt, als durch die Ver-
suche von V a u q u e l i n , F o u r c r o y , Bu c h h o l z und Anderer ausgemacht
schien, dass der Milchzucker nnd mithin auch die Milch nicht
gährungsfähig sei. Neuere Versuche von S c h i l l und He s s , womit
aber auch schon andere ältere übereinstimmen, haben indessen bewiesen,
dass dem nicht so is t, und dass nicht allein Stutenmilch,
sondern auch jede andere Milch mit und ohne Ferment, in Gähruug
gebracht werden k a n n , dass aber dieselbe n u r sehr langsam vor
sich g e h t, wodurch mithin das Befremdende des gewiss schon seit
u ralten Zeiten von den mongolischen Völkerschaften bereileten'Milch-
branntweins wegfällt. Diese Gährung entsteht, wie H. R o s e gezeigt
hat, bei dem Milchzucker wie bei dem Rohrzucker n u r dadurch, dass
diese Zuckerarten in Traubenzucker v e rwandelt werden, der nicht
n u r die einzige gäbrungsfähige Z u c k e ra rt, sondern überhaupt die
einzige Substanz is t, welche der weinichten Gährung fähig ist. Bei
dem Rohrzucker geht diese Veränderung sehr schnell durch den E in fluss
von vielen Reagentien, auch schon durch gewöhnliches Ferment
oder Bierhefe vor sich, weshalb man den Rohrzucker selbst früher
fü r gährungsfähig hielt. Bei dem Milchzucker erfolgt die Umänderu
n g in Traubenzucker viel langsamer, und sie erfolgt bei der Milch
ohne Zusatz von Fe rm en t durch den Einfluss der Milchsäure und
des Käsestoffs der Milch.
wirken, doch lässt man auch wohl etwas Tschigan in
dem Beutel, worin man die neue Milch thut, worauf
I diese dann bald sauer wird. Der reinlich bereitete
Tschigan hat, wie schon oben bei Gelegenheit des
Saban der Tataren, wo wir auch damit bewirthet
worden, angeführt, einen nur wenig säuerlichen sehr
I angenehmen Geschmack, und soll überaus nahrhaft sein.
iDer aus der Kuhmilch dargestellte Airak soll dick
i und weniger wohlschmeckend sein.
S e r e d -D s c h a b ist ein grösser Liebhaber der I Jagd, besonders der Falkenjagd, und soll deshalb be-
[ sondere Kalmücken halten, die sich mit nichts Ande-r I rem als der Abrichtung von Falken beschäftigen. Da
| Herr v. Humbo ldt äusserte, dass er auch diese Jagd
I gern kennen lernen möchte, so liess S e r e d -D s c h a b
I einen Falken und einen Schwan holen, auf den der I Falke stossen sollte. Der Falke stieg hoch in die
I Höhe, und wurde kaum des Schwans ansichtig, als er
I auf ihn zustürzte, und ihn mit seinem Schnabel mit
| Heftigkeit auf den Kopf hackte, und ihn getödtet ha-
I ben würde, hätte man nicht die Vorsicht gehabt, dem
I Schwane, ehe man ihn laufen liess, einen dicken w ol- I lenen Ueberzug auf den Kopf zu binden. Aber auch
| dieser würde ihn noch nicht gerettet haben, wenn
I man ihn nicht schnell von dem Falken befreit hätte.
Nachdem wir nun auch noch den Obstgarten des
I Fürsten hinter seinem Wohnhause, und seine Arjamaks
[ oder bucharischen Pferde J) , die uns aus seinem
I Stalle alle einzeln vorgeführt wurden, gesehen hatten,
I kehrten wir nach seiner Wohnung zurück, wo wir in ein
I grosses Zimmer links von dem Saale mit dem Billard,
I geführt wurden, in welchem die Tafel gedeckt war.
I An dieser nahmen ausser uns nur der Fürst und seine
beiden Brüder, ein russischer Secretair des Fürsten
und der Chan D s c h a n g i r Platz, das Gefolge des
‘ ) Vergl. oben S. 200.